Bov Bjerg und sein Roman "Auerhaus": Jünger wohnen
Wir sollten alle das "Auerhaus" lesen: Bov Bjergs Roman wird nach Lobeshymnen im Literarischen Quartett zum Bestseller.
Das neue „Literarische Quartett“ hat es jetzt doch einmal geschafft, nach seiner inzwischen dritten Ausgabe, einem Roman einen ordentlichen Schub zu geben, den entscheidenden womöglich zu Best- oder Longsellerehren. Geradezu „überwältigend“ sei die Nachfrage nach Bov Bjergs „Auerhaus“ gewesen, heißt es beim zuständigen, zur Aufbau-Verlagsgruppe gehörenden Blumenbar Verlag, nachdem der Roman im „Literarischen Quartett“ vor einer Woche besprochen worden war. Selbst der viele Bücher und vor allem viele Aussagen von Christine Westermann missbilligende Quartett-Resident Maxim Biller, der „Auerhaus“ vorgestellt hatte, zeigte sich einigermaßen begeistert und sprach davon, „ein solches Buch von einem solchen Autor wirklich seit Ewigkeiten nicht mehr gelesen“ zu haben. Eine fünfte Auflage liefert der Verlag jetzt in den Handel, eine sechste bereitet er vor, und gut möglich scheint es, dass zu den 20 000 bislang verkauften Exemplaren das eine oder andere Zehntausend dazukommt und der Roman sich weite Leserkreise erschließt.
Bjergs Sprache ist unpeinlich und authentisch, trifft die von Teenagern sehr gut
Ein bisschen misstrauisch war man ja zunächst bei den typischen Vorschlusslorbeeren, den Werbesprüchen von David Wagner („Wir sollten alle im Auerhaus wohnen“) oder Clemens Meyer („Das hat einen guten Sound, das hat Kraft“), den „Tschick“–Vergleichen – doch tatsächlich sind nahezu alle „Auerhaus“–Leser höchst angetan: von der Geschichte, die von einigen, mitunter kurz vor dem Abitur stehenden Teenagern erzählt, die in den achtziger Jahren zusammen in ein altes Bauernhaus im Schwäbischen ziehen, eben jenes titelgebende Auerhaus, das auf einen Hit der Achtziger-Jahre-Band Madness verweist, „Our House“. Sicher mehr noch aber von der Sprache des Romans. Die trifft unpeinlich und authentisch die von Heranwachsenden ziemlich genau, ist genauso lässig und schnodderig wie naseweis und juvenil hochtrabend und gebiert Sätze wie den des jungen Frieders, der wegen eines Selbstmordversuchs erst einmal ein paar Wochen in der Psychiatrie verbringt, bevor er ins Auerhaus zieht: „Ich wollte mich nicht umbringen. Ich wollte bloß nicht mehr leben. Ich glaube, das ist ein Unterschied.“
Eins der Bücher des Jahres, dieses Prädikat hatte „Auerhaus“ zumindest im Literaturbetrieb schon vorher hie und da bekommen, trotz der Ignoranz der Deutschen-Buchpreis-Jury. Jetzt wird es auch jenseits davon viel gelesen – manchmal ist selbst das Fernsehen noch für was gut.
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