Deutscher Buchpreis 2015: Ulrich Peltzer und Clemens J. Setz für Longlist nominiert
Wie immer vielstimmig, wie immer ausgewogen, aber auch eine Spur erratisch: Die Longlist für den Deutschen Buchpreis 2015. Ein Kommentar
Ach wie gut, dass es den Deutschen Buchpreis gibt, das elfte Mal wird er in diesem Jahr schon verliehen! – und dass mit der Auswahl der Titel auf der langen und schließlich der kurzen Liste jedes Mal aufs Neue mehr oder weniger erschöpfend darüber diskutiert werden kann, wie gut die zeitgenössische deutschsprachige Literatur denn nun wirklich ist. Und wie vielfältig und wie welthaltig sie ist! Das ist sie nämlich, und zwar jedes Jahr aufs Neue, glaubt man zumindest den jeweils zuständigen Jurys, die ihre Auswahl mit Sätzen begleiten, die einem irgendwie bekannt vorkommen
„Die diesjährige Longlist ist eine aufschlussreiche Landkarte, sie bildet die Vielfältigkeit und Vielstimmigkeit der deutschsprachigen Literatur ab“, sagt also die diesjährige Jurysprecherin Claudia Kramatschek. Und: „In diesem Jahr aber zeichnet sich eines deutlich ab: Die Welt ist in ihr zu Hause.“
Die üblichen Verdächtigen - der ein oder andere fehlt
Da gibt es also nichts zu meckern, Welt ist immer wichtig, "Welthaltigkeit" das Stichwort - und wäre es nicht eigenartig und traurig, wenn sich aus einer Liste mit zwanzig Buchtiteln nicht eine gewisse Vielfalt und Vielstimmigkeit herauslesen ließe? Man könnte die Longlist 2015 natürlich auch erratisch nennen, sind doch zum einen die üblichen Verdächtigen vertreten, bekannte Autoren und Autorinnen wie Ulrich Peltzer, Jenny Erpenbeck, Ilija Trojanow, Steffen Kopetzky, Feridun Zaimoglu oder Clemens J. Setz. Zum anderen recht unbekannte wie Christine Wunnicke, Gertraud Klemm, Heinz Helle, Kai Weyandt oder Inger-Maria Mahlke.
Und zum dritten fehlt natürlich der eine oder die andere, etwa Ralf Rothmann, Jan Koneffke, Sascha Reh, Andreas Maier, Nora Bossong, Bov Bjerg oder die Buchpreisgewinnerin 2006, Katharina Hacker. (Wobei Maier und, wie man hörte auch Ralf Rothmann, ihren Verlag explizit darum gebeten haben, ihre Bücher nicht einzureichen.). Die deutschsprachige Literatur ist eben noch viel vielstimmiger und vielfältiger, als es so eine Longlist abzubilden vermag. Aber wer will das einer siebenköpfigen Jury vorwerfen?
Dieselbe Prozedur wie jedes Jahr
Dieselbe Prozedur ansonsten wie jedes Jahr: Es sind viele kleine, unabhängige Verlage mit Titeln vertreten, und natürlich die Hanser, Suhrkamps, Fischers und Kiwis, (allerdings nicht der Rowohlt Verlag, ja, was ist eigentlich mit Matthias Nawrat oder Heinz Strunk?), es gibt Leicht- wie Schwergewichtiges, und auch die Frühjahrsproduktion ist zur Genüge berücksichtigt. Ach ja, und nicht zu vergessen: Bei acht Titeln von Frauen und zwölf von Männern dürfte es schwer sein, eine Feminismusdebatte zu führen, so wie 2014. Aber wer weiß...
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