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Die für 2017 nominierten Künstlerinnen sind Iman Issa, Agnieszka Polska, Sol Calero und Jumana Manna (v. l. n. r.).
© David von Becker/Preis der Nationalgalerie

Preis der Nationalgalerie: Jung, international, politisch

Die Berliner Nationalgalerie nominiert für ihren Preis erstmals vier Künstlerinnen als Finalisten. Eine Deutsche ist nicht dabei, aber alle leben zur Zeit in Berlin.

Die vier Nominierten für den Preis der Nationalgalerie stehen fest. Zum ersten Mal ist kein deutscher Künstler unter den Finalisten. Und zum ersten Mal seit der Stiftung des Preises im Jahr 2000 wurden vier Frauen gekürt: Sol Calero aus Caracas, Iman Issa aus Kairo, Jumana Manna aus Princeton und Agnieszka Polska aus Lublin. Die jungen Künstlerinnen leben und arbeiten allesamt in Berlin. Ihre Wahl sende, so der stellvertretende Direktor der Nationalgalerie Joachim Jäger, „ein starkes politisches Signal in Zeiten, wo Nationalismus wieder aufflammt“.

Nicht zufällig durchziehen Identitätsfragen die Werke der vier Kandidatinnen. Bei allen Arbeiten geht es um Tradition und Vergangenheit, soziale Herkunft und kulturelle Identität, sagt Jäger. Die Künstlerinnen finden dafür sehr unterschiedliche und durchweg multimediale Ansätze. Die Kunstformen reichen von Skulpturen über Malerei und Installationen bis zu Film und Fotografie. Die Werke behandeln identitätsprägende Stereotype, politische und kulturelle Geschichtskonstruktionen und die Macht der Repräsentation. Sei es im bunten, klischeedurchtränkten Tropenparadies der Venezolanerin Sol Caleros, sei es in den minimalistischen Skulpturen von Iman Issa.

Die Gewinnerin des Preises der Nationalgalerie wird am 20. Oktober bekanntgegeben

Ab dem 29. September 2017 präsentieren die Künstlerinnen ihre Werke in einer gemeinsamen Ausstellung im Hamburger Bahnhof, die bis zum 14. Januar 2018 zu sehen sein wird. Die Gewinnerin soll am 20. Oktober von einer zweiten Jury gekürt werden, die sich aus Direktoren und Kuratoren von Institutionen aus dem Bereich der zeitgenössischen Kunst zusammensetzt. Die Gewinnerin wird mit einer Einzelausstellung ausgezeichnet, die sie in einem der Häuser der Berliner Nationalgalerie präsentieren darf.

Der Preis der Nationalgalerie wurde im Jahr 2000 vom Verein der Freunde der Nationalgalerie ins Leben gerufen, mit ihm wird alle zwei Jahre ein junger Künstler ausgezeichnet, dessen Werk von einer Fachjury als herausragend befunden wird. Viele Nominierte aus den vergangenen Jahren sind heute Stars der globalen Gegenwartskunst. Zu ihnen zählen Olafur Eliasson (2000), Daniel Richter (2002), John Bock (2005) oder Tino Sehgal (2007). Die letzte Gewinnerin war 2015 die Künstlerin Anne Imhof. Ab Mai wird sie den Deutschen Pavillon der Biennale Venedig bespielen.

Nina Raddy

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