Pop- und Filmstars zu den Pariser Anschlägen: Hanna Schygulla: Paris ist kein Terrain für Angsthasen
Die Terroranschläge von Paris sorgen auch bei Künstlern für Protest, Solidarität und Entsetzen. Madonna lässt sich nicht einschüchtern, Prince sagt seine Tournee ab.
Die Schauspielerin Hanna Schygulla ("Die Ehe der Maria Braun“) spürt bei den Menschen in Paris nach den Terroranschlägen Trotz und Stolz. „Paris ist kein Terrain für Angsthasen. Die Leute verkriechen sich nicht, sobald Gefahr droht“, sagte die 71-Jährige. „Ihr Reflex ist: Gerade jetzt weiter auf die Straße gehen und zeigen, dass sie sich die Freiheit, zu leben, wie sie wollen, nicht nehmen lassen.“
Hanna Schygulla hält sich derzeit in Paris auf, wo sie viele Jahre lebte, bevor sie 2014 nach Berlin zog. Sie sagte, in der Empörung über die Anschläge sollte nicht vergessen werden, „dass wir - die angegriffenen Demokratien - mit großem Gewinn Waffen in die nahöstlichen Kriegsgebiete liefern“. Das rechtfertige aber nicht solche Morde. „Schön wäre es, wenn Angela Merkel als Politikerin in die Geschichte eingehen würde, die diesen schizophrenen Kreislauf durchbricht.“
Die Premiere des letzten "Panem"-Films in L.A. fällt weniger glamourös aus
Nach den Terroranschlägen von Paris will sich die Filmbranche in den nächsten Tagen mit glamourösen Festen zurückhalten. So wird die Premiere des letzten „Tribute von Panem“-Films in Los Angeles in kleinerem Rahmen gefeiert als geplant. „Aus Respekt um die Ereignisse von Paris haben wir beschlossen, den roten Teppich zu verkleinern“, teilte das Filmstudio Lionsgate mit. Es werde keine Interviews am roten Teppich geben. Im Übrigen sollte die Gala am Montagabend aber wie geplant stattfinden. „Die Tribute von Panem - Mockingjay Teil 2“ läuft am Donnerstag in den deutschen und am Freitag in den US-Kinos an.
Auch für andere Filme sind die Marketingaktivitäten heruntergefahren worden. So wurde die für Montag in Paris geplante Premiere des Films „Jane Got a Gun“ mit Natalie Portman ebenso gestrichen wie Interviews dazu. Die Pariser Premierenfeier von Steven Spielbergs Werk „Bridge of Spies“, die für Sonntag geplant war, entfällt. Und der Thriller "Made in France“ kommt vorerst gar nicht nicht in die französischen Kinos, der für diesen Mittwoch geplante Start wurde auf unbestimmte Zeit verschoben (siehe dazu den Bericht hier).
Madonna: Sie wollen uns den Mund verbieten. Wir werden sie nicht lassen
US-Popstar Madonna rief dazu auf, sich nicht von Terroranschlägen und Drohungen zum Schweigen bringen zu lassen. Ihr Auftritt in Stockholm am Wochenende sei schwierig gewesen, „aber in der Arena war so viel Liebe, dass ich das Gefühl hatte, wir haben Dunkelheit in Licht verwandelt“, schrieb sie auf Facebook. „Und das ist unsere Aufgabe als menschliche Wesen!“, fügte die 57-Jährige hinzu. Bei dem Konzert in der schwedischen Hauptstadt hatte sie am Samstagabend eine emotionale Rede gehalten.
Ihre Show drehe sich darum, das Leben zu feiern, für die eigenen Rechte aufzustehen und für das zu kämpfen, woran man glaube: „Diese Leute (die Terroristen) wollen uns den Mund verbieten. Sie wollen uns zum Schweigen bringen. Und wir werden sie nicht lassen“, hatte sie unter dem Jubel Tausender Fans gesagt. Madonna gab zu, kurz überlegt zu haben, ob sie die Show absagen sollte. „Dann dachte ich mir aber: Warum sollte ich ihnen nachgeben, warum sollte ich ihnen erlauben, mich und uns davon abzuhalten, Freiheit zu genießen?“ Paris steht am 9. und 10. Dezember auf Madonnas Tourplan.
Bei dem Anschlag auf den Pariser Musikclub Bataclan ist auch ein Crewmitglied der US-Rockband Eagles of Death Metal ums Leben gekommen. Es handle sich einen Mitarbeiter im Merchandising der Gruppe. „Unsere Gedanken sind bei der Familie und den Freunden“, hieß es auf der Facebook-Seite des Musiklabels Ipecac Recordings.
Absagen oder nicht? Prince hat seine erst kürzlich angekündigte Europa-Tournee vorerst abgesagt. „Aufgrund der tragischen Ereignisse in Paris hat sich der Tourveranstalter entschlossen, die Europa-Tournee bis auf Weiteres zu verschieben“, heißt es auf der Homepage des Wiener Konzerthauses, wo der amerikanische Sänger am 24. November auftreten wollte. Die Tour, bei der der Musiker unter dem Motto „Spotlight – Prince Piano & A Microphone" solo zu sehen gewesen wäre, sollte ihn unter anderem nach Spanien, Dänemark, Großbritannien, den Niederlanden, der Schweiz, Italien, Deutschland, Frankreich und Belgien führen.
Prince & Co: Auch in Spanien wurden Konzerte abgesagt, aber keine Sicherheitsmaßnahmen verschärft
Aus Spanien kommt wiederum die Meldung, dass die dortigen Veranstalter nach den Terroranschlägen von Paris keine zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen für Konzerte ergreifen wollen. Man habe von den Sicherheitskräften keine neuen Anweisungen erhalten, teilten mehrere Konzertveranstalter am Montag mit. In der Branche habe man das Gefühl, dass Normalität herrsche, sagte der Verbandspräsident der Konzertveranstalter Pascual Egea. Die Anschläge von Paris seien nicht gegen die Rockmusik gerichtet gewesen. Die Terroristen hätten sich den Konzertsaal Bataclan nur ausgesucht, weil dort viele Menschen zusammengekommen seien, meinte Egea. Allerdings wurden aufgrund der Anschläge von Paris einige Konzerte abgesagt. Dazu gehörten neben den Auftritten des US-Sängers Prince auch die der amerikanischen Rockband Foo Fighters, die ihre Europa-Tourneen unterbrachen. In Spanien hatte bereits seit mehreren Monaten die zweithöchste Alarmstufe für die Gefahr von Terroranschlägen gegolten. Die Madrider Regierung entschied, die Warnstufe nicht noch weiter zu erhöhen.
Der rumänische Schriftsteller Mircea Cartarescu („Die Wissenden“), Träger des diesjährigen Leipziger Buchpreises zur Europäischen Verständigung, stellte den Begriff „Krieg“ im Zusammenhang mit den Anschlägen der Terrororganisation Islamischer Staat infrage. Bei Facebook schrieb er: „Ich gestehe, dass ich nicht verstehe, was passiert. Niemand redet offen. Wie zum Teufel kann man von einem Krieg sprechen, noch dazu von einem Weltkrieg, bevor man den Gegner definiert hat?“ Mehrere Politiker hatten nach den Anschlägen in Paris von Krieg gesprochen, darunter auch Bundespräsident Joachim Gauck. Auch der Begriff Weltkrieg kam in die Debatte. dpa/Tsp