Personalien und Aktivitäten: Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz stellt ihre Pläne vor
Neue Direktorinnen, Veränderungen beim Kulturforum und Forderungen nach mehr Personal. Die Pläne der Stiftung Preußischer Kulturbesitz für die zweite Jahreshälfte.
Eigentlich sollte es ein rundum positiv gestimmtes Pressegespräch werden – zu Personalien und Aktivitäten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in der zweiten Jahreshälfte. Eine neues Haupt für das Kupferstichkabinett ist gefunden, eine Hausberufung, wie schon bei der Leitung der Sammlungen im Humboldt-Forum. Dagmar Korbacher, seit ihrem Volontariat 2006 bei den Staatlichen Museen und seit 2010 im Kupferstichkabinett für die italienische, französische und spanische Kunst vor 1800 zuständig, konnte sich auch gegen die internationale Konkurrenz mit ihrer Bewerbung um den Chefposten durchsetzen.
Eine glückliche Wahl, wird bestätigen, wer sie kennt und ihre letzten Ausstellungen gesehen hat, darunter 2015 Botticellis Zeichnungen zu Dantes „Göttlicher Komödie“. Auch die Berufung von Karen Tieth – weg vom Ullstein-Bilderdienst auf den Direktorenstuhl der bpk-Bildagentur, dem zentralen Mediendienstleister der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und damit eine wichtige Einkunftsquelle – gilt schon jetzt als Erfolgsgeschichte, stehen doch damit zum ersten Mal in der Geschichte beider Institutionen zwei Frauen an der Spitze, wie die Stiftung mit Stolz betont.
Keine heiteren Sommerausstellungen mehr
Das eher magere Ausstellungsprogramm der Staatlichen Museen wurde mit dem Verweis auf die Abschiedsschau von Holm Bevers bemäntelt, dem scheidenden kommissarischen Leiter des Kupferstichkabinetts, der weltweit zu den besten Kennern niederländischer Zeichnungen gezählt wird und sein ganzes Wissen noch einmal in eine kritische Bestandsaufnahme der Rembrandt-Werkstatt legt. Diese Ankündigung war ein kleiner Trost angesichts der übergroßen Fotografien aus der Stadt Görlitz, die momentan im Kupferstichkabinett zu sehen sind, wo sonst heitere Sommerausstellungen („Auf den Hund gekommen“, „Wir gehen baden“) das Publikum locken.
Das hat man offensichtlich aufgegeben, womit das glorreiche Pressegespräch seinen ersten Dämpfer erfuhr. Angesichts der laufenden Umbaumaßnahmen des Senats auf dem Vorplatz der Philharmonie wirken die Indoor-Aktivitäten der benachbarten Kunsthäuser regelrecht zurückgefahren. Wie aber soll es erst werden, wenn dort die Bauarbeiten für das Museum des 20. Jahrhunderts beginnen? Der erste Spatenstich ist für 2019 geplant. Das Kulturforum wird auf lange Zeit Baustelle bleiben.
Um die Besucher beim Betreten des Foyers wieder freundlicher zu stimmen, sind hier Veränderungen geplant. Abgesehen von der unglücklichen Piazzetta hat sich das Entree von Gemäldegalerie und Wechselausstellungshallen bisher als denkbar ungeeignet erwiesen. Das Kölner Büro Meyer-Voggenreiter, als Ausstellungsarchitekt in Berlin hoch gefragt, soll es nun retten. Die erste Anlaufstelle gleich hinter der Drehtür wird fortan ein Infoschalter sein statt der Kassen mit ihren den Eintretenden abweisenden Warteschlangen. Sie sollen zum Eingang der Gemäldegalerie hin verschoben werden, der leicht übersehen wird, so versteckt, wie er ist.
Nach der Sommerpause beginnt eine große Evaluierung
Fast redete sich Generaldirektor Michael Eissenhauer, in Personalunion Chef der Gemäldegalerie, über diese alten Fehlplanungen in Rage – nur noch angereizt von der Frage, was er zu tun gedenke, um die Besucherzahlen zu steigern und seine Weltklassesammlung Alter Meister von den hinteren Plätzen internationaler Rankings weiter nach vorne zu bekommen. Einen Vergleich der Publikumszahlen in einer Zwölf-Millionen-Einwohner-Stadt wie London mit dem „kleinen“ Berlin (3,5 Millionen Einwohner) wollte er nicht gelten lassen und gestand doch ein, dass es schmerze, das Schlusslicht zu sein.
Die letzte Frage gilt den Reformen beim Koloss Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Kulturstaatsministerin Monika Grütters anmahnt. Nach der Sommerpause beginnt der Wissenschaftsrat eine bis zu zwei Jahre dauernde Evaluierung, so Stiftungspräsident Hermann Parzinger – zu Struktur, Finanzen, personeller Ausstattung und Aufgabenverteilung. Er selbst begrüßt diesen Schritt, die jüngste Evaluierung durch die Deutsche Forschungsgesellschaft habe motivierend gewirkt. Sein Wunsch für die Zukunft: den steigenden Kosten nicht permanent nachlaufen zu müssen, eine bessere Deckung durch die Bundesländer.
Eine Teilung des Riesen im Zeitalter der digitalen Vernetzung jedenfalls wäre falsch, glaubt Parzinger. Mehr, nicht weniger Personal fordert er stattdessen. Die neue Direktorin des Kupferstichkabinetts lächelt still.