zum Hauptinhalt
Der Neubau für das Museu sdes 20. Jahrhunderts ist im Vergleich zum ersten Entwurf leicht geschrumpft (B-Plan: rote Linie). Rechts die Potsdamer Straße und die Staatsbibliothek, linkerhand die Piazzetta.
© Herzog & de Meuron

Berlin und sein Museum der Moderne: Baubeginn am Kulturforum rückt näher

Der Berliner Senat beschließt den Bebauungsplan für das Museum des 20. Jahrhunderts. Damit rückt der Baubeginn am Kulturforum ein Stück näher.

Vor zwei Monaten gab es erhebliches Stirnrunzeln, als bekannt wurde, dass der Entwurf für das am Kulturforum geplante Museum des 20. Jahrhunderts auch ein Jahr nach der Wettbewerbsentscheidung unverändert dalag. So musste man es aus der Darstellung der Wettbewerbssieger, der Basler Architekten Herzog & de Meuron, bei einer Veranstaltung der Akademie der Künste heraushören.

Es stimmt zum Glück nicht ganz. Es hatte bereits ein „Workshop-Verfahren“ gegeben, will sagen, die Architekten, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (als Bauherrin und Dach der Staatlichen Museen) und die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen hatten sich zusammengesetzt und den Siegerentwurf ein bisschen an die Gegebenheiten des Kulturforums angepasst. Diese Anpassungen sind nun Grundlage des Bebauungsplans geworden, den der Senat in seiner gestrigen Sitzung beschlossen und dem Abgeordnetenhaus zur endgültigen Beschlussfassung weitergeleitet hat. Der Bebauungsplan – im Fachchinesisch „B-Plan“ – ist in aller Regel die Voraussetzung für die Errichtung eines Gebäudes; zumal hier, an dieser sensiblen Stelle der Stadt.

Der nun senatsseitig verabschiedete Plan mit der Bezeichnung „1-35ba Kulturforum – Museum des 20. Jahrhunderts“ betrifft nur einen Ausschnitt des Kulturforums, eben das Baufeld des geplanten Museums. Er erstreckt sich nicht auf die umliegenden Freiflächen und Straßen und schon gar nicht die bestehenden Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz mitsamt ihrem ständigen Ärgernis, der ansteigenden „Piazzetta“ hin zum gemeinsamen Museumseingang.

Der Siegerentwurf für das Museum der Moderne von den Schweizer Architekten von Herzog & de Meuron.
Der Siegerentwurf für das Museum der Moderne von den Schweizer Architekten von Herzog & de Meuron.
© Herzog & de Meuron

Irgendwo muss man ja anfangen. Und das Museum des 20. Jahrhunderts, das recht unerwartet per Beschluss der Haushälter des Bundestages auf Stadt und Stiftung gekommen ist, hatte es nie gegeben in den vorangehenden, seit Jahrzehnten hin- und hergewälzten und regelmäßig verworfenen – oder einfach vergessenen – Planungen. Der Bund als Geldgeber (in Gestalt der Kulturstaatsministerin) entschied sich als Baugrund für die Freifläche entlang der Potsdamer Straße, auf der ein paar spirrelige Bäume an vorangehende Verschönerungsversuche erinnern.

Der Baum bleibt stehen, als Naturdenkmal!

Ein stattlicher Baum im Westen des in Aussicht genommenen Grundstücks dagegen erfreut zuverlässig das Auge der umherirrenden Passanten. Er steht denn auch als Naturdenkmal unter besonderem Schutz. Dieser Schutz – und damit zurück zum B-Plan – erforderte einen größeren Freiraum, als ihm die Basler Architekten anfangs zugestehen wollten. Beim Workshop wurde die Aussparung, die im Museumsgebäude für den Baum gedacht ist, deutlich vergrößert.
Gleichzeitig wurde das Gebäude um acht Meter von der Matthäikirche abgerückt und im Süden, Richtung Neue Nationalgalerie, ein gutes Stück gekürzt, um freie Sicht auf die Apsis der Matthäikirche – ihrerseits ein Baudenkmal – von der Potsdamer Straße aus zu gewährleisten.
All diese Veränderungen im Museumsentwurf sind eins zu eins in den B-Plan übernommen worden und somit bindend festgeschrieben. Größer darf das Museum nun nicht mehr werden. Nebenbei wurden auch Trauf- und Firsthöhe des im Berliner Jargon als „Kunstscheune“ betitelten Bauwerks etwas reduziert; alles mit der Folge, dass die Nutzfläche des Gebäudes leicht vermindert wird.
Das aber geschah mit dem vollen Einverständnis der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Wie Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Die Linke) gestern erklärte, wird der Baubeginn für das Museum für Ende 2019 angestrebt; wobei sie sich aber auf die Aussage der Stiftung berief.

Katrin Lompscher: Der trennende Straßenzug Scharoun-/Karajan-Straße soll verschwinden

In Senatshand hingegen liegt die Freiraumgestaltung auf dem Kulturforum, die nach dem vorliegenden Entwurf des Büros Levin Monsigny Landschaftsarchitekten fortgesetzt werden wird. Hierfür ist bereits in diesem Jahr Baubeginn, wobei – so laut Katrin Lompscher die Staatlichen Museen – eine neue Wegleitung zu den Eingängen der Museen entstehen soll. Auch eine „bessere Schnittstelle und ein neuer Bodenbelag“ seien dort vorsehen.
Die Umgestaltung der Piazzetta selber ist allerdings nicht Sache des Senats. Denn sie – auch das lernte man gestern bei der Senatspressekonferenz – ist nicht Teil des öffentliche Straßenlandes, sondern rechtlich gesehen Museumsbereich. Um es in der Sprache der Behörde auszudrücken: „Für die ebenfalls im Geltungsbereich (des B-Plans liegenden Flächen der Museumsbauten der Staatlichen Museen besteht derzeit nur ein nachrangiger Handlungsbedarf.“ Will sagen: Dazu braucht es derzeit keinen neuen B-Plan.
„Langfristig“, so Lompscher, soll der trennende Straßenzug Scharounstraße/Herbert-von-Karajan-Straße verschwinden. Die Fläche zwischen Philharmonie und neuem Museum soll einmal ein lebendiger Stadtplatz werden – für Fußgänger. Das aber kann frühestens nach Vollendung des Museumsgebäudes in Angriff genommen werden, schätzungsweise um das Jahr 2025.

Zur Startseite