„Die beste aller Welten“ im Kino: Dämonenjäger
Gewinner des First-Steps-Award: Adrian Goigingers Regiedebüt „Die beste aller Welten“ erzählt ohne Sentimentalität aus dem Alltag einer drogenabhängigen Mutter.
Wenn der siebenjährige Adrian (Jeremy Miliker in seiner ersten Rolle) die Realität nicht mehr versteht, verwandelt er sich in einen Abenteurer, der mit einem Schwert bewaffnet einen Dämon jagt. Die Fantasie des Jungen ist lebhaft, sie dient ihm aber auch als Schutzmechanismus. Die Dämonen, die Adrian plagen, sind sehr real. Seine alleinerziehende Mutter Helga (Verena Altenberger) ist drogenabhängig, ihre Wohnung am Rande Salzburgs fungiert als Anlaufstelle für die Junkie-Szene. Wenn Adrian nach der Schule seine Hausaufgaben macht oder malt, liegt die Mutter im Delirium. Ihr Junkie-Freund Günter füllt die Rolle des Ersatzvaters für den Jungen mehr schlecht als recht aus.
Kleinen Ausbrüchen aus der Sucht – ein Ausflug mit Lagerfeuer, in dessen flackerndem Widerschein die Illusion einer intakten Familie für einen Moment greifbar scheint – steht die harte Wirklichkeit gegenüber. Der Mann „vom Amt“, dem die Drogensucht der Mutter bekannt ist, schaut gelegentlich nach dem Rechten; Günter, der mit Helga und Adrian heimlich in deren abgedunkelter Wohnung haust, muss sich vor den Behörden verstecken, schließlich verliert Helga auch noch ihren Job. Der Mutter fällt es immer schwerer, den Anschein von Normalität gegenüber dem Jungen aufrechtzuerhalten.
Eine im Grunde glückliche Kindheit
Dass Regisseur Adrian Goiginger denselben Namen wie seine Hauptfigur hat, ist kein Zufall. Sein Regiedebüt „Die beste aller Welten“, das gerade mit dem First- Steps-Award für den besten Abschlussfilm ausgezeichnet wurde, ist eine Hommage an seine Mutter, die ihre Drogensucht besiegte und im Alter von 39 Jahren an Krebs starb. Sein Film rekapituliert eine im Grunde glückliche Kindheit ohne Entbehrungen. Goiginger erinnert sich an Helga als liebevolle Mutter, die ihren Sohn mit allen Kräften vor den eigenen „Dämonen“ zu beschützen versucht.
Es ist eine fragile, anrührende Ersatzfamilie, die sich da in der Wohnung der Goigingers versammelt und sich jeden Abend den Verstand wegballert, dabei aber stets – mit dem typischen Junkie-Pathos – an eine Zukunft glaubt. Da ist „der Grieche“, der die Drogen besorgt und manchmal als Babysitter einspringt (eine traumatische Erfahrung für Adrian). Oder Bernie, der in der Entzugsklinik Gott findet. Helga verfügt nicht über die Möglichkeiten zur Selbsthilfe. So verbringt Adrian seine Abende spielend mit den Erwachsenen, deren Krankheit er nicht versteht. In der Schule ist er dafür der Coole, besorgt den Mitschülern Zigaretten und Böller.
„Die beste aller Welten“ bleibt bisweilen unentschlossen zwischen der Perspektive des Jungen und der Mutter. Goiginger vermeidet durch diesen Kontrast immerhin, eine Unschuld in den Spielen des Jungen zu beschwören. Gleichzeitig entwirft er auf diese Weise ein Familienmodell, das sich aus den gesellschaftlichen Zusammenhängen verabschiedet hat. Beides spielt er nicht gegeneinander aus, die Tragik Adrians hat nicht die Verurteilung Helgas zur Folge. Mit seinem Familienporträt befindet sich Goiginger vielmehr in einer schönen Tradition, den Filmen Larry Clarks oder Uwe Frießners vergessenem Jugenddrama „Das Ende des Regenbogens“. Ohne Sentimentalität erzählt „Die beste aller Welten“ aus dem Alltag einer Drogensüchtigen, den Ups and Downs, den Rückfällen in die Arme des Dämons. Adrian verteidigt seine Mutter mit dem Schwert.
Babylon, Kino am Bundesplatz, Filmkunst 66, Sputnik
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