65 Jahre "Peanuts": Charlie Brown und Snoopy kommen ins Rentenalter
Antihelden und Träumer: Im Oktober 1950 wurde erstmals ein „Peanuts“-Comicstrip in US-Tageszeitungen gedruckt. Jetzt erleben die Geschichten um Charlie Brown, Snoopy und Co. eine Renaissance.
An den Titel konnte er sich nie gewöhnen. „Peanuts“, zu deutsch Erdnüsse oder Kleinigkeiten - das klinge lächerlich, fand Autor und Zeichner Charles M. Schulz (1922-2000). Es habe keine Bedeutung und verwirre bloß. Schulz hätte seinen Comic viel lieber „Li'l Folks“ (Kleine Leute) genannt, angelehnt an einen Vorgängercartoon. Aber weil seine Vermarktungsagentur United Feature Syndicate es so entschied, musste Schulz mit dem „Peanuts“-Titel leben. Vor 65 Jahren, am 2. Oktober 1950, erschien der Comic zum ersten Mal in sieben US-amerikanischen Tageszeitungen. Schon nach einem Jahr druckten 36 Zeitungen die „Peanuts“, 1958 bereits über 400.
Insgesamt 17.897 „Peanuts“-Strips hat Charles M. Schulz dann bis zum Jahr 2000 um seine Hauptfiguren gezeichnet - um Charlie Brown, den ewigen Pechvogel mit einen einzigen kleinen Haar auf dem runden Kopf, seinen Hund Snoopy und die zickige Lucy. Außerdem dabei: Linus mit seiner Schmusedecke, Schröder, Sally, die spröde Marcie und der kleine Vogel Woodstock. Seit dem Tod ihres Erfinders und Autors im Februar 2000 darf die Serie nicht fortgeführt werden - zumindest nicht als Zeitungsserie. In Buchform hingegen erlebt die Reihe gerade eine Renaissance. Und demnächst auch als Kinofilm.
Sprechblasen-Texte für ein frommes Comic-Heft
Charles Monroe Schulz kam am 22. November 1922 in Minnesota im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten zur Welt. Sein Vater hatte deutsche Vorfahren und war Friseur - wie später Charlie Browns Vater. In der Regel las er abends seine Zeitung, vor allem Sport und die Comics, die den kleinen Charles fortan nicht mehr losließen.
Comic-Zeichner sei immer sein Traumberuf gewesen, sagte Schulz viele Jahrzehnte später. Nach der Highschool absolvierte er einen Fernkurs im komischen Zeichnen. Während des Zweiten Weltkriegs meldete er sich zur Armee. Nach Ende des Krieges fand der Lutheraner Schulz Arbeit in einem katholischen Verlagshaus und schrieb Sprechblasen-Texte für ein frommes Comic-Heft.
Die „Peanuts“ machten ihn dann legendär: In der von Erwachsenen wie der Außenwelt nahezu unberührten Gruppe Vorstadtkinder finden Leser und Fans einen Spiegel des realen Lebens. Da ist die freche Lucy mit dem Leitmotto „Wenn alle meiner Meinung wären, hätten alle recht.“ Oder der musikalisch hochtalentierte Schröder, bei dessen Kinderpiano die schwarzen Tasten nicht angeschlagen werden können.
Der winzige gelbe Vogel Woodstock ist quasi ein philosophischer Widerpart von Snoopy. Der wiederum liebt nichts so sehr wie auf dem Dach seiner rot gestrichenen Hundehütte zu liegen, nachzudenken und sich in alle möglichen Berufe hineinzuversetzen. Mal ist er Anwalt, ganz oft Schriftsteller, selten Soldat und häufig Supermarktkassierer. Außerdem trainiert er als Chef eine Truppe kleiner Pfadfinder-Woodstocks.
Die schlechteste Baseballmannschaft der Welt
Charlie Brown ist der fast glatzköpfige Held der „Peanuts“ - gerade weil er der geborene Verlierer und Pechvogel ist. Er trainiert die vermutlich schlechteste Baseballmannschaft dieser Welt. Und er traut sich nicht, dem rothaarigen Mädchen aus der Parallelklasse zu gestehen, dass er sich nichts mehr wünscht, als das Pausenbrot mit ihr zu teilen. Und trotzdem ist Charlie Brown laut Schulz „kein Loser“, sondern ein Junge voller Hoffnung und auch ein Träumer, zumindest ein Tagträumer. Und er soll - so sagte es zumindest sein Schöpfer Schulz - viele Ähnlichkeiten mit ihm selbst gehabt haben.
Wunderschön eine Szene, in der Charlie Brown der lispelnden Peppermint Patty seine neue Uhr zeigt. Auf ihre Frage, ob die denn auch gehe, antwortet Charlie: „Nicht wirklich. Die Zeiger stehen immer auf halb drei. Aber um halb drei ist sie so gut wie jede andere Uhr auf der Welt.“
Die Abenteuer von Charlie Brown und seinen Freunden wurden von rund 2.600 Zeitungen in 75 Ländern gedruckt. Sie zählen noch heute zu den erfolgreichsten Comic-Serien aller Zeiten.
Von einer solchen Beliebtheit konnte Charlie Brown im Comic nur träumen. In einem Strip aus dem Jahr 1954 stehen Lucy und Charlie an ihrer Comic-Klage-Mauer und Charlie sagt: „Ich wünsche, jemand würde zu mir kommen und sagen: Charlie Brown, ich bin dein Freund.“ Daraufhin schaut Lucy ihn an und meint: „Warum wünschst Du dir nicht gleich Flügel?“
Charles M. Schulz übrigens sagte einmal in einem späten Interview auf die Frage, ob er in die Kirche gehe: „Ich glaube nicht, dass Gott angebetet werden will. Wir erweisen Gott die größte Ehre, wenn wir liebevoll miteinander umgehen.“ (epd)
Andreas Rehnolt
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