Chemnitz: Casper und Marteria rappen gegen Rechts
Die Berliner Rapper Casper und Marteria bringen gemeinsam das Album "1982" heraus - und treten am Montag in Chemnitz bei einer Demo gegen rechte Hetze auf.
Das Timing ist natürlich hervorragend: Am Freitag erscheint das erste gemeinsame Album der Deutsch-Rap- Stars Casper und Marteria und am Montag geben sie in Chemnitz ein Gratis-Konzert bei der Demonstration unter dem Titel „Wir sind mehr – Aufstehen gegen rechte Hetze“. So lässt sich Werbung ganz beiläufig mit einem einwandfreien politischen Statement verbinden.
Die Lieder auf „1982“ – das Geburtsjahr der Rapper – sind allerdings gänzlich unpolitisch. Ein zentrales Thema ist die Erinnerung an die Jugend, die Benjamin Griffey (Casper) erst in den USA und später in der nordrhein-westfälischen Provinz verbrachte, während Marten Laciny (Marteria) in Rostock aufwuchs.
Casper und Marteria traten bei einem Anti-Nazi-Festival auf
Als dort 1992 ein Asylbewerberheim von einem ausländerfeindlichen Mob angegriffen wurde, wohnte er direkt um die Ecke. „Die Zeit war der blanke Horror. Meine Mutter heulte tagelang, weil sie so beschämt war von den Vorfällen“, hat Marteria in einem Tagesspiegel-Interview gesagt. CNN-Reporter kamen an seine Schule und boten 50 Mark für einen Hitlergruß, was er ablehnte – anders als einige seiner Mitschüler. Die Familie zog wegen dieser Vorfälle nach Warnemünde.
Marterias Engagement für die Chemnitzer Demo ist nicht nur vor diesem Hintergrund glaubhaft. Er hat sich wiederholt gegen Rechtsradikale geäußert und trat am vergangenen Wochenende zusammen mit Casper bei „Jamel rockt den Förster“ in Mecklenburg-Vorpommern auf. Der Ort ist eine Hochburg der Rechten, wogegen das Festival seit vielen Jahren ein Zeichen setzt.
Zudem ist mit Monchi, Sänger der Band Feine Sahne Fischfilet, der derzeit wohl prominenteste ostdeutsche Anti-Rechtsrocker als Gast auf dem Album „1982“ des Rap-Duos zu hören. Er grölt den Refrain des melancholischen Songs „Absturz“, der Trap-Beats mit einer verhallten Akustikgitarre verbindet und davon handelt, dass es mal wieder Zeit für einen ordentlichen Absturz wäre. Saufen gegen Rechts wahrscheinlich.
Zehn Lieder enthält das Album, auf dem die tiefe warme Stimme von Marteria und das kratzig-aggressive Organ von Casper erstaunlich gut zusammengehen. Man merkt den inzwischen in Berlin lebenden Rappern an, dass ihnen die Zusammenarbeit Spaß gemacht hat – auch wenn sie sich im Video zur Single „Supernova“ bei einem aus dem Ruder laufenden Tischtennisspiel mächtig vermöbeln. In Chemnitz wird es am Montag hoffentlich unblutig zugehen.
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