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(Noch-)Kind-Darsteller Ellar Coltrane in der zwölf Jahre langen Beobachtung "Boyhood"
© Berlinale

Berlinale 2014: 5 Gründe, warum "Boyhood" den Goldenen Bären verdient

Die Berlinale hat ihre Sensation: "Boyhood" von Richard Linklater fügt der Filmgeschichte etwas völlig Neues hinzu. Gerade hat der Film Premiere im Festival-Palast, die Kritiker sind bereits begeistert. Fünf Gründe, warum er am Samstag den Goldenen Bären gewinnen könnte.

Richard Linklater ist ein Regisseur für ausdauernde Projekte - auch seine Heranwachsenden-Studie "Boyhood" macht da keine Ausnahme. Am Donnerstagmittag lief der Film in den Pressevorführungen des Berlinale-Wettbewerbs - seine Premiere feiert er um 18 Uhr im Berlinale-Palast. Und er hat gute Chancen, am Samstag bei der Preisverleihung am gleichen Ort als bester Film prämiert zu werden.

1. "Boyhood" ist ein einfühlsames Familienportrait

Im Film wird die Geschichte des Jungen Mason (Ellar Coltrane) von seiner Schulzeit bis zum College-Eintritt erzählt. Tatsächlich ist es eine ehrliche Studie über Alltag in einer Patchwork-Familie: Mason hat geschiedene Eltern und eine selbstbewusste und eigenwillige Schwester. Das Sich-Lösen aus der Familie und das Zurückfinden wird in einer fein gewebten Studie gezeigt.

2. Richard Linklater hat sich selbst übertroffen

Der Regisseur ist für seinen langen erzählerischen Atem bekannt. In der Trilogie "Before Sunrise" (1995), "Before Sunset" (2004) und "Before Midnight" (2013) hat er im Abstand von 18 Jahren in drei Filmen das Altern einer erträumten Liebe (zwischen den Darstellern Ethan Hawke und Julie Delpy) porträtiert. "Boyhood" nun ist ein Film, den Linklater seit dem Jahr 2002 drehte. Dabei kam er mit minimalem Aufwand aus: 39 Drehtage brauchte Linklater in den zwölf Jahren, also nur drei oder vier Drehtage pro Jahr. In diesen wenigen Tagen verarbeitete er mit seinen Schauspielern die Themen Kindheit, Jugend, Ehe, Scheidung, Zukunftsangst.

3. Die Darsteller sind ein Traum

Ellar Coltrane - der Darsteller des Jungen Mason - begann seine Rolle im Alter von sieben Jahren. Er wuchs mit der Verantwortung vor der Kamera. Seine Schwester wird von Richard Linklaters Tochter Lorelei gespielt: das filmische Talent liegt in der Familie. Auch die Eltern haben mit Herz an dem Projekt gearbeitet: Ethan Hawke (den Linklater schon in seiner "Before"-Trilogie verpflichtete) spielt den Vater als Spät-Hippie, der erst langsam begreift, dass er auch Verantwortung für seine Kinder tragen muss. Patricia Arquette mimt die allein erziehende Mutter, die sich zwischen Ehen mit den falschen Kerlen und einem anstrengenden Studium um Mason kümmern will.

4. Kein anderer Film hat bisher die Kritiker derart geeint

Von den bisher gelaufenen 17 Wettbewerbsfilmen haben die meisten bei den morgendlichen Pressevorführungen ein geteiltes Echo hervorgerufen: Klatschen hier, Buh-Rufe dort. Der deutsche Beitrag "Kreuzweg" vom Sonntag blieb bisher der verheißungsvollste Kandidat. Bis zur Vorführung von "Boyhood": Ovationen und - ja, gleich einem Rockkonzert - Jubelschreie im Kinosaal, lang anhaltender Applaus und unmittelbar im Anschluss ein Feuerwerk an glücklichen Bekundungen auf Twitter. "Ich nehme diesen Film als persönliches Geschenk", twittert eine Kritikerin; ein anderer droht ironisch mit Abreise (was nach Festival-Ende sowieso passiert), sollte "Boyhood" nicht den Goldenen Bären gewinnen.

5. Sundance kennt - und liebt - "Boyhood" schon längst

Auch wenn die offizielle Premiere an diesem Donnerstag auf der Berlinale stattfindet - das Sundance Film Festival im US-Bundesstaat Utah hat "Boyhood" bereits am 19. Januar gezeigt. Die amerikanischen Kritiken lobten den Film als "einzigartigen Akt des Geschichtenerzählens", als "intensives Zeitraffer-Erlebnis". Es bleibe vor allem der - faszinierte - Eindruck: "Ein Epos über das Gewöhnliche."

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