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Wirft ein Auge auf Eindringlinge: der Nachtreiher.
© mauritius

Krimi im Tierpark- Vogelgehege: Roter Nachtreiher

Verhuscht, aber nicht unschuldig: Der Nachtreiher teilt manchmal gegen seine Artgenossen aus.

Es gab wieder einen Toten im Tierpark. Das Opfer? Ein Roter Nachtreiher. Der Täter? Auch. Dabei sieht er gar nicht aus wie ein gefährlicher Zeitgenosse. Doch könnte man jedem gleich ansehen, wozu er fähig ist, der Krimi wäre wohl nie erfunden worden. Auch dass der Vogel, wie sein Name sagt, besonders zur Dämmerung und zur Nachtzeit aktiv ist, mag verdächtig, aber keinesfalls ein Indiz sein.

Erste Gegenüberstellung: Unschuldige schwarze Knopfaugen mit einem dünnen gelben Rand schauen uns aus den Blättern entgegen. Auf dem Kopf wippt ein ulkiger schwarzer Irokesenschnitt, das rotbraune Gefieder wirkt etwas zerzaust. Alles in allem ein etwas verhuschtes Bild, das sich da von dem rund 60 Zentimeter langen Tier ergibt. Selbst Martin Kaiser, der Vogelkurator des Tierparks, beschreibt die Vögel wenig schmeichelhaft als „recht plump, kurzbeinig und dickschnäblig“.

So einen unterschätzt man schnell. Sollte man aber nicht. Gehört der Rote Nachtreiher doch zu den aggressiveren Vertretern aus der Ordnung der Schreitvögel, zu denen auch die Störche und Ibisse zählen. Weshalb es nun schon der zweite Versuch ist, den der Tierpark unternimmt, die Vögel zu züchten.

Zerhackte Weibchen

Bei einem ersten Anlauf im Jahr 2011 waren irgendwann alle Weibchen tot. Laut Aussage des Zeugen Kaiser hatten die Männchen sie zerhackt. Es passiert schnell, dass die Tiere sich bedroht fühlen und in den Notwehrmodus schalten. Auch Menschen müssen aufpassen. Ein Pfleger, der einem Weibchen zu nahe kam, berichtet Kaiser, machte Bekanntschaft mit ihrem Schnabel, nachdem die Dame ihm zuerst mit aufgestellter Federhaube und abgespreizten Flügeln gedroht hatte.

Nun also der zweite Zuchtversuch – und wieder floss Blut. Wahrscheinlich fühlte sich der Vogel zur Notwehr veranlasst, aber wer weiß, vielleicht war es auch Rache. Diesmal hat ein Weibchen ein Männchen erlegt.

CSI: Friedrichsfelde

Dabei ist das Bestimmen des Geschlechts bei den Vögeln gar nicht so einfach. Man muss kriminalistisch ran, wie in einer Krimiserie wie „CSI New York“ – und eine Genanalyse machen. Dafür muss eine Feder ins Labor. „Nach einer Woche weiß man Bescheid.“

Doch nicht nur zwischen den Geschlechtern, auch zwischen den Arten kommt es leicht zu Verwechslungen. 1998 bekam der Tierpark schon einmal Rote Nachtreiher noch im Jugendkleid angeboten – die sich nach der Umfärbung ins Alterskleid als gewöhnliche graue Nachtreiher entpuppten, die fast auf der ganzen Welt beheimatet sind.

Der Rote Nachtreiher ist zu Hause im Pazifik zwischen Indonesien und Australien. Die im Durchschnitt 800 Gramm schweren Tiere aus dem Tierpark stammen von den Philippinen, wo sie in Sumpfgebieten, Mangroven oder in der Nähe von Seen leben.

Weiteres Aktenstudium verrät, dass die Vögel sich vor allem von kleinen Fischen ernähren, die gibt es auch heute im Tierpark. Aber wählerisch sind sie nicht. „Die fressen alles“, sagt Kaiser. Nachtreiher wurden auch schon beobachtet, wie sie Mäuse oder Getreide futterten. Gut zu wissen.

Moment mal, ist das Hunger, der da in den schwarzen Augen aufblitzt? Plustert sich da wer auf? Gut, gut. Nichts wie raus hier. Freispruch aus Mangel an Beweisen.

ROTER NACHTREIHER IM TIERPARK

Lebenserwartung:  bis zu 30 Jahre

Interessanter Nachbar: Riesenschildkröte

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