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Shoppen mit Abstand: Karstadt am Hermannplatz hat wieder auf, zumindest vorübergehend.
© Enrico Bellin

Shoppen gegen die Krise: Haltet die Inzidenzen niedrig – Karstadt zuliebe!

Unser Kolumnist liebt das Kaufhaus in seiner Nachbarschaft und freut sich, dass von dort mitten in der Coronakrise ein Signal der Hoffnung kommt.

Ich habe mittlerweile komplett den Überblick darüber verloren, welche Geschäfte derzeit geöffnet sind und welche geschlossen bleiben. Das Wirrwarr um Ostern hat es auch nicht gerade besser gemacht.

Mit einiger Sicherheit vermute ich, dass Friseure aktuell ihrem „Haarndwerk“ nachgehen dürfen, denn ansonsten wäre mein Besuch im Salon Kessler in der Pannierstraße höchst illegal gewesen. Frau Kessler jedoch, da bin ich mir sicher, ist bis auf ein paar Dauerwellen in den Achtzigern höchst unverdächtig, was das Thema Verbrechen angeht.

Tagesspiegel-Kolumnist Peter Wittkamp.
Tagesspiegel-Kolumnist Peter Wittkamp.
© Peter von Felbert

Außer dem relativ gesicherten Wissen, dass Friseure und Supermärkte gerade öffnen dürfen und Kneipen immer noch so trocken sind, wie Juhnke es nie war, hört es bei mir jedoch auf.

Ich habe in den vergangenen Kolumnen bereits darüber berichtet: Zum einen komme ich kaum noch vor die Tür, zum anderen verwirren mich die neuen Regeln, ab welcher Inzidenz ich mich im Baumarkt nach vorherigem Selbsttest per Click and Collect impfen lassen darf, maximal.

Daher habe ich vorigen Samstag auf Twitter einfach mal gefragt: „Kann mir jemand kurz sagen, was in Berlin an Geschäften aktuell geöffnet hat?“

Für die ehemalige Trump-Plattform war dieser Tweet relativ überraschend, da er ganz ohne Hass auskam und auch für mich gab es ebenso etwas zu staunen, denn eine Userin antworte: „Ich war gestern bei Karstadt (Hermannplatz) und da konnte man sich erfreulicherweise vor Ort direkt anmelden, statt online einen Termin buchen zu müssen. Sehr leer, auf Winterklamotten noch mal 30 % und sehr lange Schlangen an nur 2 Kassen.“

Ein Prachtbau der Bedürfnisbefriedigung

Meine pandemiemüden Augen konnten kaum glauben, was sie da lesen durften: DER KARSTADT IST WIEDER OFFEN!!! Man braucht noch nicht mal einen Termin, sondern kann einfach so rein. Ja – wir leben in einer Zeit, in der man sich darüber freut, dass man anscheinend relativ problemlos in ein Kaufhaus gehen darf. Und darüber natürlich, dass immerhin noch nicht alle Unions-Politiker durch dubiose Maskenvermittlungen Millionäre geworden sind.

Es gibt so gut wie nichts, das unser Kolumnist hier nicht schon gekauft hat.
Es gibt so gut wie nichts, das unser Kolumnist hier nicht schon gekauft hat.
© Thilo Rückeis

Nun muss ich meine Freude über die Öffnung des Karstadt am Hermannplatz vielleicht ein wenig erklären. Ich versuche es so objektiv wie möglich: Ich LIEBE den Karstadt am Hermannplatz! Es ist der beste Platz in ganz Neukölln. Beziehungsweise Kreuzberg. Aber da sollen sich andere drüber streiten.

Mir reicht es, dass dieser Prachtbau der Bedürfnisbefriedigung in unmittelbarer Laufnähe zu meiner Wohnung liegt. Er dient mir natürlich als Einkaufsgelegenheit, aber auch als Freizeitaktivität, als Ort für Sozialstudien, als Restaurant (damals), als Oase der Entspannung und sogar als eine Art Büro. Für letzteres nutze ich vor allem die exquisite Raucherlounge im obersten Stock oder im Sommer die herrliche Terrasse mit Blick über Neukölln.

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Manchmal, wenn irgendwo ein Kaufhaus geschlossen wird und Menschen darüber traurig sind, hört man Stimmen, die ungefähr so klingen: „Ja, jetzt ärgert ihr euch, aber ihr habt die letzten Jahre doch auch nur noch bei Amazon und Zalando bestellt.“

Schön war's. Irgendwann macht vielleicht auch die Dachterrasse mit Blick über den Hermannplatz wieder auf.
Schön war's. Irgendwann macht vielleicht auch die Dachterrasse mit Blick über den Hermannplatz wieder auf.
© Kitty Kleist-Heinrich

Ich hingegen bin vollkommen von solchen Vorwürfen freizusprechen. Würden alle so einkaufen wie ich, wären Kaufhäuser die nächsten 100 Jahre komplett krisensicher, Kaufhausaktien wären das neue Tesla!

Viele Medikamente, viel zu viele Tabakwaren

Hier eine äußerst unvollständige Liste der Dinge, die ich bereits im Karstadt am Hermannplatz erworben habe:

Skijacke, Skihose, Skihandschuhe. Regenjacke. Wanderschuhe. Circa zehn verschiedene Kinderspielzeuge und einen Plüschtiger. Einige Paar normale Schuhe. Ein Geschirr-Set. Ersatzteller für das Geschirr-Set. Diverse andere Porzellanwaren. Messer plus Messerschärfer. Einen Nicer Dicer. Kissenbezüge. Teppiche. Handtücher. Mindestens 30 Kleidungstücke, eher 50, darunter einen kompletten Anzug. Zwei iPhones. Viele Medikamente. Viel zu viele Tabakwaren. Diverse Bücher. Verschiedene Parfüms. Einige Hähnchenschenkel und Subway-Sandwiches … man kann dort einfach ALLES kaufen. Ich glaube, die Zoohandlung und der Bereich für Damenunterwäsche sind die einzigen Abteilungen, in denen ich noch nichts erwarb.

Und nun passiert etwas, was bisher einmalig für diese Kolumne ist: Ich habe SO VIEL zum Karstadt am Hermannplatz zu sagen, dass es in zwei Wochen eine zweite Folge geben wird. Erfahren Sie darin, wie sie den Karstadt perfekt als Co-Working-Place nutzen und wo es dort attraktive Verlosungen oder stimmungsvolle Klavierkonzerte gibt. Bis dahin halten Sie bitte dringend die Inzidenzen niedrig! Karstadt am Hermannplatz darf nie wieder schließen!

Peter Wittkamp ist Werbetexter und Gagschreiber. Er ist derzeit Hauptautor der „Heute Show Online“ und hat die Kampagne #weilwirdichlieben der Berliner Verkehrsbetriebe mit aufgebaut. Ab und zu schreibt er ein Buch, publiziert bei Instagram als Peter_Wittkamp oder twittert unter dem leicht größenwahnsinnigen Namen @diktator. Peter Wittkamp lebt mit Frau und Kind in Neukölln. Im Tagesspiegel beleuchtet er alle 14 Tage ein Berliner Phänomen.

Peter Wittkamp

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