Gedenktag für die Opfer von Transphobie: Berlins Justizsenator hisst die Trans-Flagge
Im vergangenen Jahr wurden mindestens 330 Menschen aus transfeindlichen Motiven getötet. Am Gedenktag zeigt die Senatsverwaltung für Justiz in Berlin erstmals Flagge.
Zum 20. Mal wird am Mittwoch weltweit den Opfern von Transfeindlichkeit gedacht. Seit dem letzten Gedenktag 2018 sind laut dem Forschungsprojekt Trans Murder Monitoring weltweit mindestens 330 Menschen aus transfeindlichen Motiven getötet worden. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. Zum ersten Mal wird in diesem Jahr auch vor der Berliner Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung die rosa-blau-weiße Transflagge gehisst werden.
„Wenn Menschen Opfer von Gewalt werden, weil sie trans Personen sind, dann dürfen wir das nicht einfach hinnehmen“, teilt der Berliner Justizsenator Dirk Behrendt mit. „Gerade an einem solchen Gedenktag gilt es, auf dieses weltweite Problem aufmerksam zu machen und Flagge zu zeigen.“
Im letzten Jahr wehte die Trans-Flagge bereits vor dem Rathaus Tempelhof-Schöneberg, der erste Berliner Bezirk, der sich so an dem Gedenktag für die Opfer von Transphobie beteiligte. Dieses Jahr soll die Flagge wieder gehisst werden. Auch am Rathaus Treptow-Köpenick soll zum ersten Mal eine Trans-Fahne zu sehen sein.
„Ich finde es sehr wichtig, dass Transfeindlichkeit, wo immer und in welcher Form sie auch auftritt, thematisiert und verurteilt wird“, sagt die Schöneberger Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) in einem Statement. „Für eine offene, bunte Gesellschaft ist es ein Wesensmerkmal, dass Ausgrenzung und Diskriminierung kein Platz eingeräumt wird.“
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Seit 1999 wird weltweit der Opfer von transfeindlicher Gewalt gedacht. Initiiert wurde der Gedenktag, der auf Englisch „Trans Day of Remembrance“ heißt, in den USA von der Aktivistin und Kolumnistin Gwendolyn Ann Smith. Anlass war der Mord an der afroamerikanischen trans Frau Rita Hester, die im November 1998 in ihrer Wohnung in Allston, Massachusetts erstochen wurde. Der Fall hatte damals kaum Aufmerksamkeit in den Medien erregt und gilt bis heute als ungeklärt.
In Berlin steigt die Zahl der Übergriffe
Auch in Berlin finden immer wieder homo- und transfeindliche Übergriffe statt. Die Berliner Polizei zählte im Jahr 2018 225 Straftaten, die als „politisch motivierte Taten gegen die sexuelle Orientierung“ registriert werden - ein Anstieg von 31 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Die Zahlen gehen aus dem Jahresbericht von Maneo hervor, einem schwulen Anti-Gewalt-Projekt in Berlin, bei dem homo- oder transfeindliche Gewalttaten gemeldet werden können. Seit 1992 gibt es außerdem eine, seit 2006 zwei Ansprechpersonen für LGBTI-Belange bei der Berliner Polizei.