Straftaten-Statistik für 2018: Zahl der homo- und transfeindlichen Gewalttaten steigt
313 homo- und transfeindliche Straftaten wurden in Deutschland 2018 registriert. Die Grünen kritisieren, die Bundesregierung tue nichts dagegen.
Für das Jahr 2018 sind im Rahmen des Kriminalpolizeilichen Meldedienstes deutschlandweit insgesamt 313 politisch motivierte Straftaten gemeldet worden, die von den Behörden in dem Unterthema "Sexuelle Orientierung/Hasskriminalität" eingeordnet wurden. Unter diesen Straftaten waren 91 Gewalttaten. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der grünen Bundestagsabgeordneten Ulle Schauws hervor, die dem Tagesspiegel vorliegt.
Unter dem Thema "Sexuelle Orientierung" werden alle Straftaten gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle, Intersexuelle und trans Personen erfasst. Bisher konnten 167 Strafverdächtige ermittelt werden. Es seien noch Nachtragsmeldungen möglich, heißt es in der Antwort. 2017 wurden ebenfalls 313 dieser Straftaten gemeldet, allerdings stieg jetzt im Vergleich zu 2017 die Zahl der Gewalttaten an (2017: 74).
Die Dunkelziffer ist weitaus höher
Die Zahlen sind allerdings nur begrenzt aussagekräftig, weil sie die Dunkelziffer nicht erfassen. Ulle Schauws geht von einer "extrem hohen" Dunkelziffer aus: So würden sich Betroffene immer noch nicht trauen, überhaupt solche Straftaten anzuzeigen. Schauws kritisiert auch, dass die Diskrepanz in der Erfassung zwischen den Bundesländern variiert. Berlin sei das einzige Land, das überhaupt explizit die Zahlen zu homo- und transfeindlichen Straftaten in seiner Kriminalitätsstatistik veröffentliche.
Tatsächlich registrierte die Berliner Polizei allein in den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres 105 homo- und transfeindliche Straftaten. Und auch hier dürfte die Dunkelziffer noch einmal deutlich höher liegen, worauf Zahlen des schwulen Anti-Gewalt-Projekts "Maneo" schließen lassen.
Die Grünen fordern einen Aktionsplan gegen Homo- und Transphobie
Schauws greift die Bundesregierung an: Diese schaue "seit Jahren zu: Was fehlt ist eine Präventionsstrategie, um gegen Hassverbrechen an Lesben, Schwulen, Bi-, Trans- und Intersexuellen vorzugehen", sagt Schauws. Sie fordert einen bundesweit wirksamen Aktionsplan für die Vielfalt und gegen Homo- und Transphobie. Auch die Polizei müsse geschult werden, solche Straftaten und deren menschenverachtenden Charakter zu erkenn und die Opfer mit entsprechender Sensibilität zu behandeln.
Bei Prävention und Bekämpfung gehören die Berliner Polizei und Justiz zu Vorreitern: In der Stadt gibt es Staatsanwälte, die sich mit homo- und transfeindlicher Hasskriminalität befassen, und eine eigene Ansprechpartnerin ist bei der Polizei für LGBTI-Opfer eines Hassverbrechens zuständig.
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