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Eine Spaziergängerin steht vor der untergehenden Sonne am Kronsberg in Niedersachsen.
© Julian Stratenschulte/dpa

Warme Monate: Der lange Sommer und die Folgen

Deutschland, kein Sommermärchen: Eine extreme Wetterperiode ist zu Ende. Viele Folgen sind weiter zu spüren. Ein Überblick in Grafiken.

Schon im April gab es Sommertage, bis weit in den Oktober hinein dauerte das ungewöhnlich warme Wetter an. Was war das für ein Sommer! In den meisten deutschen Städten fielen die Rekorde. Die Messstation Potsdam zählte zum Beispiel bis zum Wochenende 96 Sommertage und übertraf damit den bisherigen Rekord aus dem Jahr 1947 um ganze 25 Tage.

Der diesjährige Sommer ist zwar nur der zweitwärmste nach dem Rekordsommer 2003 gewesen. Für den Norden und Osten des Landes gab es trotzdem einen neuen Temperaturrekord. Während der Hauptvegetationsperiode von April bis August lag die Temperatur gar 3,6 Grad über den Durchschnittswerten der Jahrzehnte zuvor – ein neuer Spitzenwert mit großem Abstand.

Im gleichen Zeitraum fiel außerdem so wenig Regen wie noch nie. Trotz regionaler Unterschiede führte der ausbleibende Niederschlag zu schwerer bis außergewöhnlicher Dürre im Oberboden fast im ganzen Bundesgebiet. Annähernd flächendeckend ist der Boden in Deutschland bis 1,80 Meter Tiefe noch außergewöhnlich trocken.

Das gute Wetter hat also auch Schattenseiten: Der niedrige Pegel beeinträchtigt die Schifffahrt. Auch die Spree, die durch zahlreiche Schleusen und die Wasserreserven in Talsperren und Bergbauseen stabilisiert wird, führt Niedrigwasser. Sie fließt sogar teilweise rückwärts, weil die Havel das Wasser in den Flusslauf zurückdrückt.

Der Dürresommer trifft viele Bauern existenzbedrohend. Die Trockenheit und nicht etwa die Hitze ist es, die der Vegetation und den Landwirten zu schaffen macht. Besonders im Norden und Osten haben sie zu kämpfen. Getreide ist in Deutschland so knapp wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Aber auch das Gemüse im Freiland wächst schlecht. Kartoffeln zum Beispiel: Im Vergleich zur sehr guten Ernte 2017 fahren die Bauern ein Viertel weniger Knollen ein. Auch beim Herbstgemüse sieht es mau aus. Die Winzer dagegen freuen sich über die beste Ernte seit 20 Jahren. Auch Steinobst wie Kirschen und Pflaumen hat von der trockenen Wärme profitiert. Die Apfelernte fällt verglichen mit dem sehr schlechten Vorjahr sogar mehr als doppelt so hoch aus.

Ursache für Dürre und Hitze ist ein Strömungsmuster in der Atmosphäre, das dieses Jahr immer wieder neue „blockierende“ Wetterlagen erzeugte. Wissenschaftler erwarten seit Langem mehr solcher „stationären Verhältnisse“ als Folge des Klimawandels.

Martin Ballaschk, Fabian Bartel

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