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Staatsanwalt Brice Robin
© AFP

Rekonstruktion der letzten Minuten: "Der Co-Pilot brachte Flug 4U9252 bewusst zum Absturz"

Der 28-jährige Co-Pilot hat bewusst den Sinkflug und damit bewusst den Aufprall der Maschine auf einen Berg eingeleitet. Das ist Stand der Ermittlungen in Marseille. Staatsanwalt Brice Robin referiert die Geschehnisse im Cockpit und nennt den Namen des Co-Piloten.

Der Co-Pilot des Flugs 4U 9525 hat das Flugzeug bewusst zum Aufprall gegen die Berge gebracht, das ist die Schlussfolgerung der französischen Ermittler nach der Auswertung des Cockpit-Stimmrekorders. Außerdem war der 28-jährige Mann bis zum Ende bei vollem Bewusstsein, so die Ergebnisse. Während der Pressekonferenz der Ermittler am Donnerstagmittag rekonstruiert der verantwortliche Staatsanwalt Brice Robin aber zunächst chronologisch die letzten Minuten an Bord des Airbus 320 und die Ereignisse im Cockpit vor dem Absturz.

Demnach unterhielten sich der Pilot und der Co-Pilot während des Fluges ganz normal, machten Scherze. Dann bespricht der erfahrene Pilot die Details für die Landung in Düsseldorf mit seinem Kollegen, woraufhin dieser jetzt nur sehr knapp und lakonisch antwortet. Danach hört man Geräusche eines Sitzes und einer sich öffnenden und schließenden Tür, woraus die Ermittler schließen, dass der Pilot "einem natürlichen Bedürfnis" nachgegangen ist.

Der Co-Pilot befindet sich ab diesem Zeitpunkt alleine im Cockpit. Er betätigt den Bordcomputer und löst den automatischen Sinkflug aus. Diese Handlung könne nur bewusst durchgeführt werden, so Brice Robin, mehrere bewusste Handgriffe seien dafür nötig. Die ganze Zeit über höre man den Co-Pilot normal atmen, sagte der Staatsanwalt. Dann versucht der Pilot ins Cockpit zurückzugelangen. Er ruft, klopft, trommelt irgendwann gegen die Türe, aber ohne Ergebnis und ohne Reaktion des 28-Jährigen Co-Piloten. Auch die französische Flugsicherung versucht demnach mehrfach Kontakt mit dem jungen Mann aufzunehmen, fordert ihn auf, ein Notsignal abzusenden, fordert ihn auf, den Sinkflug zu beenden, doch erhält keinerlei Reaktion. Erst kurz vor dem Aufprall der Maschine sind dann nach Aussage des Staatsanwalts Schreie der Passagiere zu hören. Die Ermittler schließen daraus, dass den Fluggästen erst kurz vor dem Ende bewusst wurde, was mit der Maschine geschah. "Es gab mehrfach bewusstes Handeln auf Seiten des Co-Piloten", sagt Brice Robin noch.

Bisher gebe es keinerlei Elemente, die auf einen terroristischen Hintergrund schließen lassen, sagt der Staatsanwalt. Auch zur Religion des jungen Mannes werde er nichts sagen - "der Mann ist Deutscher und Punkt, mehr sage ich nicht", kontert er zunächst zahlreiche Fragen zum Co-Piloten. Doch dann gestaltet sich die ohnehin dramatische Pressekonferenz fast bizarr: Der Staatsanwalt nennt den vollen Namen des 28-jährigen Piloten und buchstabiert ihn für die anwesenden Journalisten. Ob die Eltern des 28-Jährigen schon über diese Informationen Bescheid wüssten, fragt ein Reporter. Das wisse er nicht, sagt der Staatsanwalt. Offenbar aber sind die Eltern des Copiloten so wie weitere Angehörige der getöteten Passagiere ebenfalls in Marseille.

Inzwischen hat Lufthansa-Chef Carsten Spohr auf einer Pressekonferenz in Deutschland darüber informiert, dass die Angehörigen der Crew-Mitglieder gemeinsam in einer Germanwings-Maschine nach Frankreich gebracht worden sind. Angehörige der normalen Fluggäste saßen dagegen nicht in diesem Flugzeug.

Da der Staatsanwalt den Namen des Co-Piloten in einer weltweit übertragenen Live-Pressekonferenz genannt hat, hatte sich die Tagesspiegel-Redaktion zunächst entschlossen, ebenfalls dessen vollen Namen zu nennen. Nach längerer Diskussion haben wir das jetzt zunächst wieder rückgängig gemacht.

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