Absturz der Maschine von Germanwings: Was ist der Airbus A320 für ein Flugzeug?
Ein Airbus vom Typ A320 der Lufthansa-Tochter Germanwings ist am Dienstag über Südfrankreich abgestürzt. Eigentlich gilt der A320 als sehr zuverlässig und sicher. Doch immer mal wieder gibt es auch Probleme.
Die Airbus-A320-Flugzeugfamilie ist die erfolgreichste Modellreihe des europäischen Herstellers. Sie besteht aus den vier Modellen A318, A319, A320 und A321, die zwischen 100 und 240 Passagiere befördern können. 1988 als Konkurrenz zur Boeing 737 des amerikanischen Wettbewerbers entwickelt, liegen beide Maschinen heute in der Gunst der weltweiten Kunden gleichauf. Bisher wurden 6452 Flugzeuge der A320-Familie ausgeliefert, von denen noch 6194 bei 318 Luftverkehrsgesellschaften und anderen Betreibern rund um den Globus im Einsatz sind. Weitere 5085 Exemplare stehen noch in den Auftragsbüchern von Airbus, davon 3648 in der Version neo (new engine option) mit neuen Triebwerken, die deutlich weniger Treibstoff verbrauchen und noch leiser sind. Die A320neo befindet sich gegenwärtig in der Flugerprobung, das erste Serienmodell soll noch vor dem Jahresende ausgeliefert werden.
Wegen der großen Nachfrage wird die Fertigungsrate für die A320-Reihe bis zur Mitte des kommenden Jahres von derzeit 42 Maschinen im Monat auf 46 erhöht. Erst vor wenigen Wochen wurde beschlossen, sie 2017 auf 50 Flugzeuge zu erhöhen. Gut die Hälfte der Jets wird in Hamburg-Finkenwerder gebaut. Weitere Endmontagewerke befinden sich im französischen Toulouse und im chinesischen Tianjin. Eine vierte Fabrik wird im September im amerikanischen Mobile (US-Bundesstaat Alabama) eröffnet.
Bisher gab es sieben Abstürze von A320-Maschinen, bei denen Passagiere zu Schaden kamen
Der Airbus A320 gilt als ein extrem sicheres Flugzeug. In den 27 Jahren seit Einführung des Modells gab es vor dem Germanwings-Unfall nur sieben Abstürze, bei denen Passagiere zu Schaden kamen. Sie waren zumeist auf Pilotenfehler zurückzuführen. Zuletzt war am 28. Dezember eine Maschine der indonesischen Air Asia aus noch ungeklärter Ursache in die Javasee gestürzt, alle 162 Menschen an Bord kamen ums Leben. Am 28. Juli 2010 war ein A321 der pakistanischen Fluggesellschaft Air Blue beim Landeanflug auf Islamabad in extrem schlechtem Wetter gegen einen Berg geprallt, alle 152 Insassen starben. Am 17. Juli 2007 schoss ein A320 der brasilianischen TAM in Sao Paulo über die regennasse Landebahn hinaus in ein Gebäude, neben den 187 Passagieren und Besatzungsmitgliedern wurden auch zwölf Menschen am Boden getötet. 113 Personen starben, als am 3. Mai 2006 ein A320 der armenischen Armavia in Sotschi nach einem versuchten Startabbruch bei schlechter Sicht aufgrund von Pilotenfehlern auf die Meeresoberfläche prallte. Am 10. März 1997 stürzte ein A320 der Gulf Air ins Meer, nachdem die Piloten den Anflug auf Bahrein abgebrochen hatten, es gab 143 Opfer. 87 der 96 Insassen starben, als ein A320 der Air Inter bei Straßburg gegen einen Berg prallte, nachdem die Maschine aufgrund eines Programmierungsfehlers der Piloten eine zu hohe Sinkgeschwindigkeit hatte. Und 92 von 146 Passagieren und Besatzungsmitglieder wurden getötet, als am 14. Februar 1990 ein A320 von Indian Airlines bei Bangalore ebenfalls aufgrund von Pilotenfehlern mit einem Berg kollidierte.
Kürzlich gab es einen Beinahe-Absturz
Erst kürzlich hatte der "Spiegel" berichtet, dass es am 5. November des vergangenen Jahres zum Beinahe-Absturz eines A321 der Lufthansa auf dem Flug von Bilbao nach München gekommen war. Aufgrund vereister Sensoren hätten die Bordcomputer falsche Daten erhalten und einen Sturzflug eingeleitet, den die Piloten erst nach Abstellen der Rechner stoppen konnten. Ein Zwischenbericht zu diesem Vorfall soll in Kürze von der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung veröffentlicht werden.
Der letzte schwere Unfall einer deutschen Luftverkehrsgesellschaft hatte sich am 27. November 2008 ebenfalls in Südfrankreich ereignet. Beim Abnahmeflug zur Rückgabe einer von Air New Zealand geleasten A320 stürzte die von den nicht mehr existierenden XL Airways Germany genutzte Maschine in der Nähe von Perpignan ab, die an Bord befindlichen Besatzungsmitglieder beider Airlines kamen ums Leben. 1993 kam eine A320 der Lufthansa bei der Landung in Warschau von der Piste ab und fing Feuer, ein Passagier und ein Besatzungsmitglied starben. 1989 raste eine Iljuschin IL-62M der Interflug beim Startabbruch wegen blockierter Ruder in Berlin-Schönefeld über die Piste hinaus, es gab 22 Tote. 1988 prallte eine Boeing 737 der Condor beim Landeanflug auf Izmir aufgrund eine Navigationsfehlern gegen einen Hügel: 16 Tote. Die jüngste Flugzeugkatastrophe in Deutschland war am 1. Juli 2002 die Kollision einer russischen Verkehrsmaschine und eines DHL-Frachtflugzeuges über dem Bodensee, die 71 Opfer forderte.
Rainer W. During