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Bei Europol heißen sie „Joint Investigation Teams“. Im ZDF-Mehrteiler setzt sich „The Team“ aus Harald Bjørn (Lars Mikkelsen) aus Kopenhagen, Jackie Mueller (Jasmin Gerat, M.) aus Berlin und Alicia Verbeek aus Antwerpen (Veerle Baetens) zusammen. Foto: ZDF
© MathiasBothor

Erst in die Mediathek, dann ins TV: ZDF mit "Schuld" und "The Team" zufrieden

Einmal agieren wie Netflix oder Youtube: Das ZDF hat "Schuld" und "The Team" vorab ins Netz gestellt. Als nächstes steht der Umbau der Mediathek an.

Im deutschen Fernsehen sind Filme im Original mit Untertiteln eher selten zu finden. Anders im Internet: In der europäischen Originalversion des Krimis „The Team“ wurde nicht nur eine Fremdsprache untertitelt, sondern gleich fünf. In dem Vierteiler arbeiten Polizisten aus Dänemark, Belgien und Deutschland zusammen. Wenn Harald Bjørn (Lars Mikkelsen) mit seinen Kollegen in Kopenhagen spricht, reden sie dänisch. Die Berliner Kommissarin Jackie Müller (Jasmin Gerat) redet deutsch – ohne Berliner Akzent. Und wenn Alicia Verbeek (Veerle Baetens) und ihre Kollegen aus Belgien ins Spiel kommen, wird entweder französisch oder flämisch gesprochen. Und bei den gemeinsamen europäischen Ermittlungen heißt die gemeinsame Sprache Englisch. Dem klassischen TV-Zuschauer wollen die Fernsehmacher diese fast babylonische Sprachverwirrung ersparen. Im ZDF-Programm wird die Serie ab Sonntag komplett synchronisiert ohne Untertitel ausgestrahlt. Das europäische Original gibt’s nur im Internet beschränkt. Dort startete die Serie bereits vor zwei Wochen in den Mediatheken der Partnersender ZDF, ORF und SRF.

Mit der Online-Preview soll herausgefunden werden, wie sich die Fernseh-Nutzungsgewohnheiten der Zuschauer durch YouTube, Netflix, die Mediatheken und mobilen Bewegtbildkonsum verändert haben, sagt Eckart Gaddum, Leiter der Hauptredaktion Neue Medien im ZDF. Die Mediathek des Senders soll Mitte 2016 komplett umgebaut werden. Als Testobjekte hat sich der Sender zwei Formate ausgesucht. Neben „The Team“ war dies die in Episoden aufgeteilte Verfilmung von Ferdinand von Schirachs Buch „Schuld“. Insgesamt wurden die ersten „Team“-Folgen seit Onlinestellung am 22. Februar über 211 000 Mal abgerufen. Dabei wurden nur die stationären Computer berücksichtigt. Nimmt man die mobile Nutzung hinzu, dürfte die Zahl um 50 Prozent höher liegen.

Die Previews stehen in der Bestenliste gleich hinter der "heute-show"

Die Zahlen von „Schuld“ sind noch höher. Die Verfilmung wurde Anfang Februar in die Mediathek gestellt und inzwischen über 630 000 Mal abgerufen. In der Bestenliste kam Schirach damit direkt hinter der „heute-show“. Die stärkste Nachfrage wurde am Tag nach der TV-Erstausstrahlung erreicht, insgesamt war das Interesse aber sowohl vor als auch nach diesem Tag in etwa gleich hoch.

Bei der „Team“-Serie ging das ZDF noch einen Schritt weiter: Die letzte Folge wurde erst freigeschaltet, nachdem auf 25 000 Tweets mit dem Hashtag #TheTeam getwittert wurde. Das hatte das ZDF vorab als Bedingung festgesetzt. Sonst hätten die User auch im Netz warten müssen, bis die letzte Folge zunächst im TV zu sehen war. Das Tweet-Ziel wurde am 3. März vorzeitig erreicht.

Der Mehrteiler trägt die Handschrift skandinavischer Krimis, obwohl die Produktion unter deutscher Federführung entstand. Das ZDF hatte die dänischen Autoren Mai Brostrøm und Peter Thorsboe mit dem Drehbuch beauftragt, Regie führten Kathrine Windfeld und Kasper Gaardsøe. In Kopenhagen, Antwerpen und Berlin werden drei Prostituierte durch einen Schuss ins Auge getötet, anschließend wird ihnen ein Finger abgetrennt. Europol setzt ein internationales Team auf den Fall an. Zunächst gerät ein Journalist unter Verdacht, der in einen ähnlichen Fall Jahre zuvor verwickelt war. Doch schon bald stellt sich heraus, dass die Geschichte erheblich größere Dimensionen hat. Es geht um Prostitution, Menschenhandel und moderne Sklaverei. Und es ist ein Rennen gegen die Zeit, es drohen weitere Opfer.

„Der Versuch mit den Online-Previews hat gezeigt, dass die 2007 gestartete ZDF-Mediathek inzwischen auch unabhängig vom TV-Programm funktioniert“, wertet Eckart Gaddum die Ergebnisse. „Dabei schadet das eine Angebot keineswegs dem anderen.“ Im Gegenteil, so Gaddum: „Insgesamt ist das Fernsehen zwar nach wie vor das Lead-Medium. Aber je genauer man auf die jüngeren Zuschauer schaut, umso weniger. Deshalb braucht es eine starke, nonlineare Mediathek.“ Weitere Online-Previews sind derzeit dennoch nicht geplant.

„The Team“, ZDF, vier Teile, immer sonntags, jeweils 22 Uhr. In der Mediathek kann die Serie bis zum 5. April gesehen werden

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