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Amtsmüde? Oliver Welke von der "heute show"
© dpa

ZDF-Satiresendung: Die "heute show" hat ihren Biss verloren

Vorhersehbare Themen, schlecht geklaute Gags, müdes Personal: Die "heute show" im ZDF hat auf 2014 zurückgeblickt - und dabei leider die schwächste Sendung des Jahres abgeliefert.

Es gibt so Jahre, auf die will man eigentlich gar nicht zurückblicken, egal, ob man es ernsthaft versucht oder, nun ja, lustig. Man könnte also diesem unsäglichen 2014 durchaus die Schuld dafür geben, dass die Jahresrückblicksausgabe der „heute show“ die schwächste Ausgabe der Sendung in diesem Jahr war – wenn man nicht in den vergangenen Monaten bereits das Gefühl hatte, dass da irgendetwas nicht mehr stimmt mit dem Format.

Auch an dieser Stelle wurde die „heute show“ gefeiert, ihre Einführung vor fünf Jahren euphorisch begrüßt. Und die Macher und der Moderator Oliver Welke haben auch völlig zurecht jeden Fernsehpreis bekommen, den es gibt, denn die „heute show“ hat etwas gewagt, sie war im deutschen Fernsehen neu und frisch und anders und man ahnte eine Haltung hinter allem.

"heute show" - Wo ist die Wut auf die Verhältnisse geblieben?

Und dann muss etwas schief gelaufen sein, vielleicht ist das zwangsläufig so, wenn man gelobt wird und Erfolg hat – man vertut sich dann plötzlich in seinen Entscheidungen, weil man sich zu sicher fühlt. Oder weil man satt ist und nichts mehr will. Noch vor einem Jahr schien die „heute show“ hungrig, sie wollte etwas, in den Gags schwang eine Wut auf die Verhältnisse mit. Die Ausgabe vom Freitagabend war zahm und vorhersehbar, der rote Faden sollte die Verleihung des „goldenen Vollpfostens“ sein; Preisträger sind: Harmut Mehdorn, Alexander Dobrindt, die Bundeswehr, Uli Hoeneß und die AfD - das sind die kleinsten gemeinsamen Nenner, darauf kann sich jeder einigen – sich über die lustig zu machen, kostet nichts.

Die "heute show" bedient ein ähnliches Publikum wie "Die Anstalt"

Überhaupt schien die Sendung, die diesmal fünfzehn Minuten länger war, wenig zu kosten: Teilweise füllte man die Sendung mit bekannten Einspielern, einige Gags waren schlecht geklaut, möglicherweise befinden sich die Autoren bereits im Winterurlaub. Auch das Personal vor der Kamera wirkt bisweilen amtsmüde: Martina Hill, vor drei Jahren noch sehr gefeiert als Nachfolgerin von Anke Engelke, kann ihrer Figur in der „heute show“ kaum noch Glanz verleihen, ähnlich geht es Stadttheaterschauspielern wie Alexander von Humboldt oder Gernot Hassknecht. Christian Ehring, mit dem Welke noch einen Rest von Spielfreude entwickeln kann, wünscht sich in seine eigene Sendung – und erst, als es um die AfD geht, merkt man als Zuschauer, wie sehr man Lutz van der Horst vermisst, der der „heute show“ die Anarchie zurückgeben könnte, die sie am Anfang hatte.

Jetzt, Ende 2014, bedient die Sendung ein ähnliches Publikum, das „Die Anstalt“ bereits bedient – und bleibt damit logischerweise unter Niveau und unter ihren Möglichkeiten. Wenn man weiß, dass ein Publikum schon lacht, wenn man nur „SPD“ sagt, strengt man sich halt auch nicht mehr so an. Es kann natürlich auch sein, dass dieses Jahr einfach nicht witzig war. Das zumindest hätte dann die „heute show“ ganz gut abgebildet.

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