"Ku'damm 56" und die Folgen: "Wir senden nicht für Reiche"
Was aus dem Erfolg von "Ku’damm 56" für die ZDF-Fiktion folgt: weitererzählen, wo wir herkommen. In einem Programm für die Mitte der Gesellschaft.
Frau Hempel, um das leidige Thema gleich abzuräumen: Entsprechen die Quoten für „Ku’damm 56“ den Erwartungen?
Ja, wir möchten mit einem solchen Programm die Mitte der Gesellschaft erreichen und gleichzeitig auch zeigen, dass wir à jour sind, was Machart und Erzählweise angeht. Wir machen kein Programm für eine reiche, digital versierte, spitze Zielgruppe, sondern Programm für alle – mit Anspruch auf Qualität und Modernität. Ich denke, das ist uns hier gelungen.
Was sagen die Zuschauer, wer sind die Zuschauer?
Wir haben eine sehr positive Resonanz bekommen – von der guten alten Zuschauerpost über Anrufe bis hin zu Twitter und Facebook. Wir erzählen mit „Ku’damm 56“ ja eine uns heute fremde Zeit mit all ihren Härten. Das ist ein unterhaltsames, spannendes Programm, aber es mutet den Zuschauern auch etwas zu – gerade den Frauen, die in dieser Zeit jung waren und mit Unterdrückung und eben nicht freier Sexualität leben mussten. Es entsteht auch eine andere Wahrnehmung von Frauen in meinem Alter ihren Müttern gegenüber. Das spiegelt auch der hohe Frauenanteil beim Publikum.
„Unsere Mütter, unsere Väter“ im Zweiten Weltkrieg, jetzt „Ku’damm 56“ – und morgen die 68er? Wird die ZDF-Fiktion die Chronologie deutscher Lebensgeschichte(n) fortsetzen?
Natürlich, denn das ist unsere genuin öffentlich-rechtliche Aufgabe – zu erzählen, wo wir herkommen. Hier müssen wir immer wieder Exzellenz beweisen. Dementsprechend haben wir Projekte in der Entwicklung, zu den 60er Jahren bis heute.
Muss wie bei "Unsere Mütter, unsere Värter" und „Ku’damm 56“ jeweils neu angesetzt werden, wäre da eine durchgehende TV-Erzählung nicht der bessere Weg? Die ARD macht es bei „Weissensee“ ja vor.
Ich begreife „Ku’damm 56“ als Miniserie, und die Zuschauer tun das, denke ich, auch. Wir erzählen – Achtung Zauberwort– horizontal und haben starke Cliffhanger. Ob Sie dann 2 x 45 Minuten senden, oder 1 x 90 Minuten – wo ist da der Unterschied? Wir merken das auch an der Nutzung der Mediathek. Dort haben wir alle drei Filme jeweils vorab eingestellt. Die Abrufzahlen sind enorm.
Reichen Dreiteiler tatsächlich aus, um die notwendigen Sinn- und Abbilder zu liefern, wäre für manche Figur und ihre Entwicklung eine Serie nicht das geeignetere Format? Selbst im Dreiteiler ist der Holzschnitt nicht fern.
Das Entscheidende ist, dass sich die Dramaturgie, auch für Mehrteiler, geändert hat. Annette Hess nimmt diese Erzählzeit und erzählt seriell, nah an ihren Figuren, auf Augenhöhe mit ihnen, wendungsreich, dicht – und mit Humor. Bedeutet auch: Die Erzählweisen gleichen sich einander an.
Ist der Erfolg von „Ku’damm 56“ nicht auch eine Absage an das Allerlei und das Einerlei des Krimis im ZDF?
Wir freuen uns, wenn wir mit Projekten wie „Ku’damm 56“ auf eine solch breite Resonanz stoßen, und es ist unser Ziel, in allen Genres – auch und gerade im Krimi – immer wieder einen Schritt nach vorn zu gehen und neue Sujets und Erzählweisen auszuprobieren.
Heike Hempel leitet die ZDF-Hauptredaktion Fernsehfilm/Serie II, verantwortlich für Projekte wie „Dresden“, „Unsere Mütter, unsere Väter“ und „Ku’damm 56“. Mit ihr sprach Joachim Huber.
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