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Vor lauter Selfies vergessen manche Touristen das Wesentliche: sich die Attraktionen anzusehen.
© dpa

Für das ultimative Urlaubsfoto: Smartphone am Stiel

Der Selfie-Stick ist die logische Ergänzung des Social-Media-Egos: Ein Urlaubsfoto von sich ist ohne 1000 Likes nichts mehr wert.

Selfie-Sticks erfreuen sich heute größter Beliebtheit. Unabhängig von seinen Mitmenschen und mittels einer kinderleichten Bedienung kann man nun jeden Moment mit dem eigenen Gesicht versehen und so ein Erinnerungsfoto schießen. Das wird sogleich bei Facebook oder Instagram hochgeladen und mit dem Rest der Welt geteilt. Selbstdarstellung „as easy as it gets“.

Aber die Stäbe bereiten auch so einige Schwierigkeiten: Im Gedränge sämtlicher touristischen Ziele auf der Welt führt man mittlerweile einen regelrechten Spießrutenlauf durch ausgestreckte Arme mit ausfahrbaren Selfie-Sticks. Der Blick gilt stets dem eigenen Antlitz auf dem Bildschirm und nicht der Umgebung. Einziges Ziel ist das ultimative Urlaubsfoto, schließlich scheinen die Knipser zu Hause den Beweis zu benötigen, dass sie wirklich vor Ort gewesen sind.

Madlen Faupel.
Madlen Faupel.
© Mike Wolff

Warum aber sind so viele so süchtig nach Selbstporträts? Selfies zeigen den fortwährenden Trend zum Egozentrismus der Menschen. In jedem Moment wird sich in Szene gesetzt. Die Anerkennung von fremden Menschen in den sozialen Netzwerken ist die neue Währung, an der die Ego-Shooter ihre Selbstachtung messen und so ihre Daseinsberechtigung erhalten. Ein Urlaubsfoto ist ohne 1000 Likes von den Facebook-Freunden nichts mehr wert.

Die bestmögliche Selbstinszenierung hat mittlerweile Gegenwehr ausgelöst. Im Disneyland in Kalifornien musste eine Achterbahn gesperrt werden, da einer der Gäste während der Fahrt seinen Selfie-Stick auspackte und damit nicht nur sich, sondern alle anderen Mitfahrer in Gefahr brachte. Viele Erlebnisparks haben bereits ein Verbot für den Smartphone-Stab ausgesprochen. Die Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten hat die Selfie-Sticks bereits von Anfang an untersagt. Auch in Museen wie dem Louvre in Paris oder auf Schloss Versailles müssen die Sticks mittlerweile draußen bleiben.

Das Verbot der Selfie-Sticks, das in vielen Foren aufgeregt diskutiert wird, ist ein sinnvoller Schritt. Auf der Jagd nach dem besten Foto und der extravagantesten Pose gehen die Hobbyfotografen förmlich über Leichen. Die Gefahr von Verletzungen und Sachbeschädigungen ist groß. Vielleicht werden die Menschen durch die Verbote dazu gezwungen, mal wieder für einen Moment innezuhalten in dieser schnelllebigen, digitalen Welt. Schließlich vergessen die Menschen, bei der ganzen Poserei das Gesehene wirklich zu genießen.

Madlen Faupel

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