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Kandidaten für die Reim-Nachfolge beim RBB: Moderator Theo Koll und Patricia Schlesinger, die Leiterin Programmbereich Kultur und Dokumentation beim NDR
© dpa/Britta Pedersen/Marcus Krüger

Wer wird heute RBB-Intendant?: Patricia Schlesinger und Theo Koll stehen zur Wahl

Spannung im Rundfunkrat: Am Donnerstag soll sich entscheiden, wer den RBB in den nächsten Jahren führt. Die Kandidaten: Patricia Schlesinger und Theo Koll. Welche Arbeit wartet auf sie?

Quo vadis, RBB? Der Rundfunkrat des RBB muss sich am Donnerstag zwischen Patricia Schlesinger vom NDR und Theo Koll vom ZDF entscheiden, zwei Journalisten mit Format, beide mit Gremienerfahrung. Einen eindeutigen Favoriten für die Wahl des Intendanten gibt es nicht. Weil der Nachfolger von Dagmar Reim mit Zweidrittelmehrheit im Rundfunkrat gewählt werden muss, droht möglicherweise sogar eine Pattsituation.

Dass bereits in der „Tagesschau“ der Sieger bekannt gegeben werden kann, wird bezweifelt. Zumal viele Ratsmitglieder unzufrieden damit sind, dass es keiner der drei internen Bewerber oder ein anderer Kandidat aus dem Haus in die Endausscheidung geschafft hat. Eine zehnköpfige Findungskommission hat für den Rundfunkrat ausgewählt. Darüber steht eine interne Diskussion aus. Gut möglich, dass dann das Wahlergebnis erst zu den „Tagesthemen“ oder zum „Nachtmagazin“ vorliegt.

Eine hochgeheime Sache. Die Wahl findet hinter verschlossenen Türen statt, das gesamte Stockwerk des RBB-Hauses in Potsdam-Babelsberg wurde gesperrt. Im Rundfunkrat hat sich viel Unmut angesammelt, da will und muss man unter sich sein. Programmchefin Claudia Nothelle galt lange als „Kronprinzessin“ von Noch-Intendantin Dagmar Reim, 64, die ihr Amt Ende Juni aus privaten Gründen vorzeitig räumt. Doch Nothelle hat offensichtlich die in sie gesteckten Erwartungen nicht erfüllt. Es wird spannend sein zu beobachten, wie die neue Intendanz mit dem hauseigenen Spitzenpersonal verfährt.

Wer sind die Kandidaten?

Zunächst einmal: Die Kandidaten sind nicht eindeutig der rot-schwarzen Parteifarbenlehre zuzuordnen. Patricia Schlesinger, 54, hat ein ebenso starkes polit-journalistisches Profil wie Theo Koll, 58. Schlesinger moderierte das Magazin „Panorama“, danach war sie Korrespondentin im ARD-Studio Washington. Jetzt leitet sie den Programmbereich Kultur und Dokumentation des NDR-Fernsehens und ist damit bei einer Sendeanstalt beschäftigt, die ebenso wie der RBB das Kunststück fertigzubringen hat, die Interessen verschiedener Bundesländer unter einen Hut zu bekommen.

Theo Koll moderierte beim ZDF „Frontal 21“ – 2006 erhielt er zusammen mit „Frontal21“-Redaktionsleiter Claus Richter den Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis – und zuletzt, bis 2014, das „Auslandsjournal“. Koll war wie Schlesinger auch Auslandskorrespondent, in London. Seit Juli 2014 ist er ZDF-Studioleiter in Paris. Zwei durchsetzungsfähige Journalisten-Profis, denen beide offenbar eine gute Präsentation vor der Findungskommission gelungen ist, was die Analyse der Stärken und Schwächen des RBB betrifft. Ein Favorit lässt sich schwer ausmachen, gerade auch nachdem in der vergangenen Woche der ARD-Programmdirektor Volker Herres überraschend seine Kandidatur zurückgezogen hat.

Was ist beim RBB zu tun?

Mit oder nun eben auch ohne Herres - wer immer Intendant des RBB wird, es gibt eine Menge zu tun (so sehen das Prominente in einer Umfrage). Da wäre zum einen die schlechte Stimmung in dem rund 3400-köpfigen Haus (1915 Mitarbeiter sind festangestellt, dazu gibt es rund 1500 freie Mitarbeiter), die auch mit dem nicht geklärten Verhältnis von freien und festen Mitarbeitern zu tun hat. Finanziell steht der RBB nach der 2013 erfolgten Umstellung vom geräteabhängigen GEZ-System auf die Haushaltsabgabe verhältnismäßig gut da, auch wenn die Mehreinnahmen bis zu einer Entscheidung über die Zuteilung in der nächsten Gebührenperiode auf Sperrkonten liegen.

Ein weiter ungelöstes finanzielles Problem sind die Pensionslasten, die den Gestaltungsspielraum eines kleinen Regionalsenders wie des RBB besonders belasten. Doch gutes Programm ist nicht allein eine Frage des Geldes. Die Gründungsphase des RBB ist abgeschlossen, das Zusammenwachsen im Sender ist zwar noch nicht beendet, aber immerhin weiter als die Verbindung von Berlin und Brandenburg. Das RBB-Fernsehen hält mit Marktanteilen um die sechs Prozent im Verbreitungsgebiet die rote Laterne unter der Dritten Programmen in Deutschland.

Besser läuft es im Radio, Antenne Brandenburg ist Marktführer in der Region, die übrigen Wellen wie Radio Eins behaupten gut ihre Position. Sicher ist: Die Fernsehprogramm-Mixtur aus „Abendschau“, „Tatort“-Wiederholungen und „Best of Brücken“-Sendungen bedarf einer Auffrischung. Mehr Vielfalt. Unterschiede zwischen Berlin und Brandenburg müssen programmlich besser herausgearbeitet werden, zum Beispiel auch mit einem eigenen RBB-Talk à la NDR, MDR oder WDR. Am 1. Juli beginnt die Arbeit für den neuen RBB-Intendanten. Oder die neue Intendantin.

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