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Die Bloggerin  Yoani Sánchez ist ein Star, allen Behinderungen zum Trotz.
© Reuters

Internationaler Tag der Pressefreiheit: Kubas Medien bleiben auf Parteilinie

Kuba redet wieder mit dem Erzfeind USA, doch Medienvielfalt ist im Karibikstaat nicht in Sicht.

Ein staatskritisches Medium feiert bald seinen ersten Geburtstag in dem sozialistischen Kuba. Mitte Mai wird es ein Jahr her sein, dass die bekannte oppositionelle Bloggerin Yoani Sánchez ihre Online-Zeitung „14ymedio“ erstmals ins Netz stellte. Seitdem wird das Portal, das vielen als das erste unabhängige Medium in dem sich öffnenden Karibikstaat gilt, fleißig aktualisiert, an guten Tagen finden seine Berichte sogar ein großes internationales Echo. Und trotzdem: Grund zum Feiern haben die Macher kaum, auch nicht am 3. Mai, dem Internationalen Tag der Pressefreiheit. Die Adresse ist von einem kubanischen Server aus nach wie vor nicht erreichbar.

Gemacht wird die Zeitung unter prekären Bedingungen in Sánchez’ Wohnung, gelesen wird sie vor allem im Ausland – nur den wenigsten Einwohnern der Insel dürfte „14ymedio“ ein Begriff sein. Bereits seit Jahren fährt Kuba einen Öffnungskurs. Viele Kubaner dürfen in der freien Wirtschaft ihr Geld verdienen, auch das Erwerben von Immobilien und Neuwagen ist ihnen erlaubt. Im Dezember machte die Regierung von Staatschef Raúl Castro Schlagzeilen mit der Annäherung an die USA – der nun eingeleitete Dialog mit dem langjährigen ideologischen Erzfeind scheint den eingeschlagenen Weg der Reform zu bestätigen.

Medien bleiben unverändert in Staatshand

Allerdings sind die Medien bislang davon ausgenommen. Mitte 2014 bekräftigte das Land, dass diese in Staatshand bleiben werden. Daraus resultiert eine eintönige Medienlandschaft, wie sie nach der Revolution von 1959 entstanden ist. Neben dem Parteiorgan „Granma“ erscheinen nur eine Handvoll weiterer Zeitungen, Kritik etwa an dem Einparteiensystem oder Berichte über Oppositionelle sind dort tabu.

In den vergangenen Jahren vermochte nur das Internet das Medienmonopol infrage zu stellen. 2007 war Bloggerin Sánchez eine der ersten, inzwischen gibt es viele junge Kubaner, die es wagen, auch mit offenem Visier im Internet die Missstände in ihrem Land zu kritisieren. Dabei ist der Internetzugang auf Kuba immer noch miserabel. Ein eigener Anschluss zu Hause bleibt dem Normalbürger verwehrt, surfen können die meisten nur in öffentlichen Internetcafés oder in Hotels, bei Preisen ab vier oder fünf US-Dollar die Stunde. Dies in einem Land, wo der monatliche Durchschnittslohn im Staatssektor bei umgerechnet etwa 20 Dollar liegt.

Aber nicht nur Regierungskritiker sind im Netz unterwegs, auch Sympathisanten der Castro-Regierung melden sich dort zunehmend zu Wort. Das Internet wird so zum besten Ausdruck der kubanischen Meinungsvielfalt.

„Unser Recht, die Revolution auch mit einer kritischen Stimme zu verteidigen, muss respektiert werden“, forderten kürzlich etwa die Studenten des Blogs „La Joven Cuba“ (Das junge Kuba). Trotz aller kritischen Beiträge müssen die linientreuen Internetblogger aber vermutlich keine Konsequenzen fürchten wie sie ein anderer junger Kubaner nach eigenen Worten tragen musste.

In einem Blogeintrag erzählte Norges Rodríguez, vor einigen Wochen sei sein Vertrag als Informatiker für eine staatliche Hochschule aufgelöst worden, kurz zuvor hatte er den mangelhaften Internetzugang auf der Insel in einem Blog offen kritisiert. Isaac Risco, dpa

Isaac Risco[dpa]

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