TV-Comeback: Dieser Weg wird kein leichter sein
Schwer erkrankt, jetzt wieder in der Öffentlichkeit: Gaby Köster kehrt wie vor ihr schon Monica Lierhaus auf den Bildschirm zurück.
Beide waren sie Medienfiguren, beide sind sie Medienfiguren. Mehr noch haben Gaby Köster (49) und Monica Lierhaus (41) gemeinsam: Beide erkrankten schwer, mussten ihre Arbeit für das Fernsehen aufgeben, sie sind aber ins Medium zurückgekehrt. Gaby Köster am Mittwochabend via „Stern TV“ bei RTL: 3,99 Millionen Zuschauer wollten dabei sein, als die Kabarettistin und Komikerin erzählte, was war, was werden soll, seitdem sie 2008 einen Schlaganfall erlitten hatte. „Ich bin froh: Jetzt muss ich mich nicht mehr verstecken“, sagte sie Moderator Steffen Hallaschka. Köster ist linksseitig teilweise gelähmt.
Verändert erschien die Schauspielerin auch durch die dicke Rastalocken-Frisur. Ihren bodenständigen Humor hat sie nicht verloren hat, ihre Stimme war sofort wiederzuerkennen. Anderes, auch Entscheidendes hat sich verändert. „Ich weiß, ich kann meinen alten Job nicht mehr machen“, sagte sie unumwunden. „Ich bin kein Porsche mehr.“ Während der langen Zeit im Krankenbett sei es manchmal vorgekommen, dass sie durch Zufall auf eine Wiederholung der Serie „Ritas Welt“ gestoßen sei. Dann habe sie gedacht: „So schnell warst du mal!“ Als Supermarktkassiererin Rita und festes Ensemble-Mitglied der Comedy-Runde „7 Tage, 7 Köpfe“ hatte die Kölnerin ihre Fans erobert.
Ob sie irgendwann auf die Bühne zurückkehrt? „Keine Ahnung, aber fürs Rentendasein bin ich noch zu jung“, sagte sie. Sie wolle durch ihren Auftritt kein Mitleid erregen, sondern aufklären und informieren. Auch per Buch, zusammen mit Till Hoheneder hat sie „Ein Schnupfen hätte auch gereicht – Meine zweite Chance“ aufgeschrieben, das Resümee ihrer Leidenszeit. „Unterm Strich“, sagte Gaby Köster, „geht es mir gut.“ Für die Therapie müsse sie viel Geduld mitbringen. Und die habe sie oft nicht.
Gaby Köster hatte auch den Fernseher eingeschaltet, als Monica Lierhaus am 5. Februar 2011 in der ZDF-Gala zur „Goldenen Kamera“ von ihrem Lebensgefährten Rolf Hellgardt zum Stehpult geführt wurde. „Oh Gott, hoffentlich stürzt die jetzt nicht“, rekapitulierte Köster ihre Reaktion auf den Auftritt von Lierhaus, die einen Ehrenpreis überreicht bekam. Zwei Jahre, nachdem es bei einer Gehirnoperation der Sportjournalistin zu erheblichen Komplikationen gekommen war. Kaum hatte sich Lierhaus, durch die Stabilisierungsschienen zu langsamer, staksiger Fortbewegung gezwungen, aufs Pult zubewegt, stand das Gala-Publikum in Berlin auf, gerührt, berührt, schockiert. „Das ist ein sehr emotionaler Moment für mich, ich bin sehr berührt und bewegt, wie freundlich Sie mich hier empfangen“, sagte Lierhaus sehr gedehnt und weniger flüssig als früher. Millionen Fernsehzuschauer sahen und hörten zu.
Lesen Sie auf Seite 2, wie die Medien im Vorfeld von Kösters Auftritt gegängelt wurden.
Als Moderator Steffen Hallaschka Gaby Köster ins Studio von „Stern TV“ führte, stand das Publikum anerkennend für sie auf. Die Kölnerin sagte dazu nur: „Setzt euch bitte hin. Ich habe nichts Besonderes gemacht. Ich war nur krank.“
Das Déjà-vu der beiden Auftritte findet sich auch in anderen Aspekten. Während des Komas, der Krankheit und der Genesung hatten die Managements von Lierhaus und Köster eine strikte Nachrichtensperre verhängt. Welches Medium auch immer sich außerhalb der sehr seltenen und sehr schmallippigen Verlautbarungen bewegen wollte, musste mit strafbewehrten Reaktionen rechnen.
Gaby Köster verteidigte das Vorgehen damit, ihr Management habe nichts über ihre Krankheit veröffentlichen wollen, ohne sie selbst vorher gefragt zu haben. Das sei lange nicht möglich gewesen, denn sie habe drei Wochen im Koma gelegen. Viele Lügen seien über sie verbreitet worden, darunter, dass sie tot sei oder Brustkrebs gehabt habe. Warum ihr Management in solchen Momenten nicht die Strategie gewechselt und die Öffentlichkeit über die Art der Krankheit informiert habe, um den Spekulationen ein Ende zu bertein, dazu sagte Köster nichts. Allerdings wurde sie von Hallaschka in dem freundlichen Gespräch zu dem Thema nicht befragt.
Wahr ist, dass Lierhaus und Köster wieder in die Öffentlichkeit traten, als es ihnen und zu ihren Zukunftsambitionen passte. Kösters Interviewoffensive soll das Buch promoten. „Ein Schnupfen hätte auch gereicht“ sei ihr erster Schritt zurück ins Berufsleben, wird sie im „Stern“ zitiert. Schließlich habe sie in den zurückliegenden dreieinhalb Jahren ihre „Rente verblasen“. Gaby Köster muss im Fernsehen und durch das Fernsehen Geld verdienen.
Der Auftritt der Ex-„Sportschau“-Moderatorin Monica Lierhaus im Februar hatte einen vergleichbaren Hintergrund, ein ähnliches Kalkül. Wenig später wurde bekannt, dass Lierhaus mit der ARD-Fernsehlotterie „Ein Platz an der Sonne“ längst einen Vertrag als „Botschafterin“ abgeschlossen hatte. Für Werbung und die Bekanntgabe der Wochengewinner soll Lierhaus 450 000 Euro pro Jahr erhalten. Das hat zu erheblichem Ärger in der Öffentlichkeit geführt und die Losverkäufe der Fernsehlotterie vermindert. Lierhaus selbst sieht sich durch die neue Fernsehaufgabe motiviert. Sie will das Geld möglichst selber verdienen, das sie für das Wiedererlernen des Alltags ausgeben muss.
Die Frage ist, ob die prominente Journalistin und die prominente Komikerin ihre Krankheiten medial ausschlachten, die Öffentlichkeit suchen und den Voyeurismus bedienen, wenn es ihnen nutzt, von der Öffentlichkeit aber nichts wissen wollen, wenn sie meinen, ihre Lebensumstände hätten niemanden etwas anzugehen. Eine zutiefst ungerechte Frage? Das Schicksal hat Monica Lierhaus und Gaby Köster schwer geschlagen.
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