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„Ein Platz an der Sonne“. Monica Lierhaus löst Frank Elstner, hier bei einem gemeinsamen Auftritt 2003, als Werbegesicht für die ARD-Fernsehlotterie ab.
© dpa

Gemeinnützig, nicht uneigennützig: Beruf: Spendensammlerin

Wie viel ist das Engagement von Monica Lierhaus für die ARD-Fernsehlotterie wert? Vielleicht 450.000 Euro pro Jahr, wie jetzt bekannt geworden ist?

450 000 Euro Jahreshonorar soll Monica Lierhaus als neue Botschafterin der ARD-Fernsehlotterie „Ein Platz an der Sonne“ erhalten. Dafür wird die 40-Jährige dienstags und donnerstags im Ersten für die Lotterie werben und sonntags die Gewinner der Woche bekannt geben. Dass Prominente solch hohe Summen für ein eigentlich gemeinnütziges Engagement erhalten, ist eher unüblich, sagt der Spendenexperte Christoph Müllerleile. „Normalerweise werden dem Prominenten nur die Fahrtkosten und eventuell die Unterbringung bezahlt.“ Erhalte der Prominente dennoch ein Honorar, werde dies oft an die Organisation zurück gespendet oder als Spendenquittung verrechnet – das aber muss sich der prominente Werbeträger auch leisten können.

Vor ihrer Erkrankung hatte die ARD der „Sportschau“-Moderatorin Monica Lierhaus einen neuen Drei-Jahres-Vertrag für angeblich 875 000 Euro per annum ab Sommer 2009 angeboten. Doch im Januar 2009 erlitt Lierhaus bei einer Operation eine Hirnblutung. Aus der ARD ist zu hören, dass mit der Erkrankung das Vertragsverhältnis ruhte. Lierhaus sei eben immer nach Erbringen einer Leistung bezahlt worden. Das war mit der Erkrankung nicht mehr möglich, es floss kein Geld von der ARD auf Lierhaus’ Konto.

Zwei Jahre war Lierhaus nicht mehr öffentlich aufgetreten, bis sie bei der Gala der „Goldenen Kamera“ vor zwei Wochen einen Ehrenpreis entgegennahm. Dass sie weiterhin körperlich und sprachlich eingeschränkt ist, konnte das Publikum verfolgen. Sie werde die „Sportschau“ vorerst nicht mehr moderieren, teilte Lierhaus nach dem Auftritt mit. Dann wurde ihr Engagement für die ARD-Fernsehlotterie öffentlich.

Ihre neue Aufgabe als Botschafterin für die gemeinnützige und eigenständige ARD-Organisation scheint für Lierhaus deshalb nicht nur eine Herzensangelegenheit, sondern auch ein neuer Job zu sein. Arbeit, die bezahlt werden soll. 450 000 Euro sind dann der Marktwert, den die Fernsehlotterie im Fall der Fernsehprominenten Lierhaus taxiert, verbunden mit der Erwartung, dass die neue Botschafterin über einen vermehrten Spendenzufluss dieses Honorar auch wert ist. Auch der bisherige Lotterie-Werbeträger Frank Elstner hat für sein Engagement ein Honorar bekommen. In welcher Höhe, teilte sein Büro nicht mit, sagte aber, dass er das Geld nicht gespendet habe.

Organisationen erhoffen sich durch prominente Werbeträger wie Elstner oder Lierhaus mehr Aufmerksamkeit im Kampf um das Geld von Spendern. Auch die Prominenten profitieren: Durch ihr Engagament steigern sie ihren Bekanntheitsgrad und polieren gleichzeitig ihr Image auf. Sie denken genauso zuerst an sich wie die Spender, sagte Fundraising-Experte Müllerleile: „Menschen beteiligen sich an Lotterien in erster Linie nicht wegen des guten Zwecks, sondern weil sie auf Gewinne spekulieren.“ Je glaubwürdiger ein Werbeträger ist, desto besser ist das Gefühl bei den Spendern. Durch ihr Schicksal und ihren Bekanntheitsgrad gilt Monica Lierhaus als ideale Werbeträgerin für die ARD-Lotterie.

Im Gegensatz zu einer Live-Moderation kann Lierhaus die Spots aufzeichnen, Szenen wiederholen. Was genau ihre Aufgaben sein werden, darüber gibt die ARD-Fernsehlotterie Anfang März Auskunft. Sicher ist, dass Elstner Ende 2011 aufhört, nicht sicher ist, sagte NDR-Sprecher Martin Gartzke dem Tagesspiegel, dass damit auch das von Elstner moderierte „Unglaubliche Quiz der Tiere“ eingestellt wird. Über eine Fortsetzung werde der Sender gemeinsam mit der Lotterie noch entscheiden.

Erschrocken über die öffentlich gewordene Summe für Lierhaus beeilte sich Lotterie-Chef Christian Kipper zu versichern, dass Lierhaus’ Lohn nicht über Gebührengelder der ARD finanziert werde. „Wie in einem solchen Fall üblich, zahlen wir das Honorar für Monica Lierhaus als eigenständiges Unternehmen vollständig aus unserem Marketing- und Werbebudget. Die Zusammenarbeit gehe „nicht zulasten der Förderung gemeinnütziger Einrichtungen“. 2010 nahm die Lotterie nach eigenen Angaben über Losverkäufe 170 Millionen Euro ein.

Der Werbe-Etat muss üppig sein. Die ARD-Fernsehlotterie ist auch Trikotsponsor des Fußball-Bundesligisten FC St. Pauli, der Klub bekommt angeblich 3,2 Millionen Euro pro Saison. Darüber war wieder die ARD erschrocken, die den (falschen) Eindruck fürchtete, Gebührengelder würden den Profifußball subventionieren. Auf den Pauli-Trikots darf nur noch der Slogan „Ein Platz an der Sonne“ stehen. Alles, was auf die ARD hätte hindeuten können, musste getilgt werden.

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