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Ihr Fell ist so unterschiedlich wie die Fingerabdrücke bei Menschen.
© dpa

Persischer Leopard im Zoo: Jedes Fell ist anders

Emil hat dem Weibchen zugemaunzt, was das wohl bedeutet?

Shiva schläft, wo sie sich am liebsten entspannt. Die drei Jahre junge Leopardendame liegt in einer hölzernen Tonne, die an einem Ast hängt. Wenn sich Shiva etwas bewegt, schaukelt ihr Schlafplatz wie eine Wiege.

Beinahe wäre dem Weibchen ihr geliebter Ruheort abhandengekommen. Eigentlich sollte sie in ein Großgehege auf die Krim abgegeben werden, in dem sie wenig Kontakt zu Menschen haben sollte. Ihre Nachkommen wären für eine Auswilderung auf der Insel vorgesehen. Doch dann gab es rechtliche Schwierigkeiten – und Shiva blieb im Zoo, wo sie auch geboren wurde.

Der zuständige Biologe im Zoo, Heiner Klös, ist stolz auf seine Persischen Leoparden. In dritter Generation hält der Zoo sie im Raubtierhaus, sie sind der „Mainstream unserer Katzen“, sie gehören also eigentlich zum Inventar. Klös weist auf die anderen beweglichen Teile im Gehege hin, die Hängematte, die dicken Äste, und erklärt, wie wichtig diese sind, um die Aktivität des Leoparden zu stimulieren. Auch wenn diese mit dem Alter – wie beim Menschen – sehr abnimmt.

Eigentlich sind die Tiere Einzelgänger

Heute ist Shivas Mutter im Käfig nebenan, Eriwan, deutlich wacher als ihr Nachwuchs. Sie streift durch den Mull, streckt sich, wetzt ihre Krallen an einem Holzstamm, und als sie etwas Unangenehmes riecht, legt sie kurz die Ohren an. Heiner Klös erklärt, dass die Zeichnung der schlanken Katze wie der Daumenabdruck bei einem Menschen ist: Keine Anordnung der rosettenförmigen Muster auf dem sandfarbenen Fell ist identisch. Deshalb könnten die Pfleger die Tiere auch danach unterscheiden, Klös selber sei dazu nicht mehr in der Lage.

Auf der Krim versuchen sie, die Tiere auszuwildern.
Auf der Krim versuchen sie, die Tiere auszuwildern.
© Illustration: Andree Volkmann

Er kramt nun ein paar Zeilen hervor. „42 zu 43“, sagt er. Das sei der Bestand der gefährdeten Art in europäischen Zoos. Die erste Zahl ist die Anzahl der Männchen, die zweite die der Weibchen. Und weil Klös mit zwei Weibchen schlecht eine neue Zuchtgruppe aufbauen kann, geht er nun zum dritten Käfig, in dem ein drittes Exemplar der einzelgängerischen Katzen lebt.

Auftritt Emil, der erst seit einem Monat Zoo-Bewohner und noch ziemlich scheu ist. Die ersten drei Tage kam er nicht aus seiner Box heraus, zwei Tage lang hat er nicht gefressen. Jetzt versteckt er sich wenigstens schon mal im Außenbereich. Hinter einem Busch liegt er gut versteckt und eingerollt. Wenn er wollte, könnte er die Besucher nach schmackhafter Beute abscannen, ohne gesehen zu werden.

„Emil ist etwas Besonderes“, sagt Heiner Klös. Der knapp zwei Jahre alte Jungkater ist aus dem weltweit ersten Wurf, der aus einer künstlichen Befruchtung entstand. Seine Schwester und er kamen im nordrhein-westfälischen Nordhorn zur Welt. Nun war der Platz dort zu klein geworden, die Spannung zwischen den Tieren zu groß und das Inzestrisiko auch.

Also musste Emil gehen. Innerhalb von vier Tagen entschied sich Berlin für den Leoparden – und Heiner Klös träumt von einer neuen Familie. Aber erst wenn das Raubtierhaus umgebaut ist und die Tiere bessere Anlagen haben. Er rechnet mit etwa zwei Jahren. Bis dahin haben Emil und die Damen eine längere Eingewöhnungszeit vor sich. Es besteht Hoffnung. Neulich hat Emil den Weibchen bereits zugemauzt.

PERSISCHER LEOPARD IM ZOO

Lebenserwartung:  bis 20 Jahre

Fütterungszeiten:  täglich 14.30 Uhr

Interessanter Nachbar: Fossa, Erdferkel, Wickelbär

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