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Blick auf den Schinkelplatz und ehemaliger Standort des DDR-Außenministeriums im November 2017.
© Henning Onken

Vorher-Nachher-Bilder: Die verschwundene DDR in Berlin

27 Jahre nach der Wiedervereinigung steht die Baukunst der DDR in Berlin unter Denkmalschutz. Doch bis heute gingen der Stadt viele Werke verloren. Acht Beispiele.

Die verlorenen Kinderplanschen

Ein Schuttberg liegt auf der Grünfläche zwischen den Hochhäusern der Weydemeyerstraße. Die einstige Kinderplansche nördlich des Strausberger Platzes wurde vor einigen Tagen abgerissen. Bis zuletzt hatten Anwohner für eine Sanierung der seit langem abgesperrten Anlage gekämpft, doch ihr Protest war aussichtslos. "Planschbecken mit Wasseranstau" entsprechen nicht mehr den heutigen Hygienevorgaben, schreibt das Bezirksamt. Die wadentiefen Pfützen zwischen den Hochhäusern der Ost-Neubauviertel hatten den Kindern im Sommer viel Freude bereitet. Als Ersatz soll an der Weydemeyerstraße ein Platz mit kleinen Wasserspielen und Handpumpen gebaut werden. Ein schwacher Trost für echte Planschen-Fans.

Ahornblatt - Abriss trotz Denkmalschutz

Die Großgaststätte auf der Fischerinsel war ein echter Hingucker im neuen Viertel, das die DDR Anfang der 70er an die Stelle der Altstadtreste gesetzt hatte. Ein kühner, zackiger Entwurf mit einem Dach in der Form eines Ahornblatts, umgeben von Punkthochhäusern in Plattenbauweise. Architekt Ulrich Müther war mit seinen Betonschalenbauten auch im Westen gefragt. Siebe Jahre vor seinem Tod wurde das spektakuläre Bauwerk zur Jahrtausendwende abgerissen, trotz Denkmalschutz und Widerstand der Architektenkammer. Es hatte sich kein Käufer mit einer überzeugenden Nutzungsidee gefunden, also stimmte schließlich auch die Denkmalbehörde dem Abriss zu. Heute umspannt die Ecke an der Gertraudenstraße zur Fischerinsel ein wenig inspirierender Hotel-Klotz mit Wohnungen und Geschäften.

Palasthotel - Devisen-Absteige am Spreeufer

Für Ost-Berliner blieb der Bau mit seiner Wabenfassade aus bräunlichem Thermoglas geheimnisvoll. Am Spreeufer neben der Liebknechtbrücke ließ die DDR das Hotel von einem schwedischem Konsortium erbauen, direkt gegenüber des Doms auf der anderen Flussseite. Die 1000 Betten waren reserviert für Gäste aus dem Westen, Bürgern mit Ost-Geld standen nur die Restaurants und Cafés im Erdgeschoss offen. Nach dem Abriss im Jahr 2001 entstand dort wieder ein Hotel - das Domaquarée mit Riesenaquarium, einem DDR-Museum und Büroflächen.

Berolina - einziges Hotel der Karl-Marx-Allee

Ist hier etwas verschwunden? Erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass das Hochhaus hinter dem Kino International heute etwas anders aussieht als auf dem Foto von 1964. In jenem Jahr wurde der leicht modifizierte Plattenbau als HO-Hotel an der Berolinastraße eröffnet, mit 375 Räumen, Restaurant und Bar. Ein Jahr später gehörte es zur Interhotel-Kette und war damit reserviert für Gäste aus dem Ausland, mit der Ost-Währung konnte man hier nichts anfangen. Nach dem Abriss im Jahr 1996 wahrten die Architekten beim Neubau das Straßenbild des Ensembles aus Kino International, Mokka-Milch-und-Eis-Bar und Café Moskau am Beginn der Karl-Marx-Allee. Mieter des Neubaus wurde das Bezirksamt Mitte.

Palast der Republik, Lenin-Denkmal und die größte Sportstätte der DDR

Stadion der Weltjugend - Abriss für Olympiaträume

In nur 120 Tagen entstand 1950 die größte Sportstätte der DDR an der Chausseestraße in Moabit. Das Stadion der Weltjugend hatte Fußballfelder und Tennisplätze und hieß im Volksmund schnell "Zickenwiese". BFC Dynamo und Union Berlin trugen hier den DDR-Fußball-Pokal aus. 1992 ließ es der Senat die Tribünen abräumen. Eine Olympiahalle sollte gebaut werden, mit Platz für 15.000 Leute. Doch es gab keine Olympiade in Berlin und so gähnte 14 Jahre lang eine riesige Brache an der Chausseestraße. Wohnungen sollten gebaut werden, doch die nächsten Nutzer stellten 2006 Stacheldraht auf: der Neubau zur BND-Zentrale begann.

Vom Palast zum Ballast

Parteitage der SED, Volkskammer, Theatersäle und Gaststätten: Ihren Volkspalast hatte die DDR 1976 eröffnet - ein Vierteljahrhundert, nachdem Walter Ulbricht das Stadtschloss hatte sprengen lassen. Nach der Wende begann eine schwierige Asbestsanierung, gefolgt von einigen Ausstellungen. Vom Zeughaus aus war das flache Gebäude mit seinen braungetönten Scheiben gut zu erkennen. Dem Abriss ab 2006 gingen intensive Debatten voraus, die zeigten, dass der Palast als Kulturstandort Freunde hatte.

Im November 2017 ist die Gegend um den Schlossplatz noch immer eine riesige Baustelle. Zum Wiederaufbau des Stadtschlosses kamen noch die Erdarbeiten für die Verlängerung der U-Bahnlinie 5.

Lenin-Statue: Von Friedrichshain nach Spandau

Drei Mannschaftswagen der Berliner Polizei waren im November 1991 am damaligen Leninplatz, dem heutigen Platz der Vereinten Nationen in Friedrichshain. Sie sollten den Abriss des "roten Riesen" sichern. Einige Demonstranten hatten die Baustellenauffahrt blockiert, doch der Protest hielt sich in Grenzen. Die Blöcke des Denkmals kamen in eine Kiesgrube im Süden Berlins, ehe der Kopf des russischen Revolutionärs im vergangenen Jahr wieder ausgebuddelt wurde. Der Friedrichshainer Lenin, der 1970 als Siegessymbol des Sozialismus enthüllt wurde, ist nun in den Ausstellungshallen der Zitadelle Spandau zu besichtigen. Ob er dort bleiben soll, ist nicht ganz klar.

Freie Sicht am Schinkelplatz

145 Meter lang, 22 Meter breit und 44 Meter hoch: Der Büroklotz des DDR-Außenministeriums am Spreekanals hatte zehn Geschosse und sollte wohl mit seiner Größe auch die internationale Bedeutung des Arbeiter- und Bauernstaats versinnbildlichen. Gegen den Abriss am Schinkelplatz zwischen 1995 und 1996 regte sich kaum Protest, was auch daran liegen mochte, dass dieses Gebäude für normale Bürger tabu war. Traurig macht eher der Verlust eines Wandbildes des DDR-Staatskünstlers Walter Womacka, das dabei ebenfalls vernichtet wurde. Womacka hatte unter anderem die große Wandfreske am Haus des Lehrers entworfen.

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