Wasserspielplätze: Wo sind sie hin, die Kinderplanschen?
In vielen Neubauvierteln aus DDR-Zeiten gab es eine sogenannte Plansche, in der Kinder im Wasser spielen konnten. Nicht nur Anwohner in Mitte vermissen das Angebot.
Fast sah es aus als läge ein See zwischen den Hochhäusern, mitten in der Innenstadt. Hunderte Kinder planschten in der Sommerhitze, jagten hinter Bällen her oder legten sich gleich ganz hinein ins wadentiefe Wasser. Laut war es auch. Ralf Rohrlach hat noch heute Kinderlachen im Ohr, wenn er an der alten Plansche zwischen der Lichtenberger und der Weydemeyerstraße, nördlich der Karl-Marx-Allee, vorbei geht. Er war zu DDR-Zeiten oft mit seinen drei Kindern dort. Wenn die Zeit für lange Fahrten ins Umland knapp war, erfrischten sich die Familien vor ihren Haustüren. So ging es zu in dem Plattenbauviertel, seit den sechziger Jahren.
Heute künden Plakate am Bauzaun von einem „Ende der Baumaßnahmen“, die nie begonnen haben. Das Gelände ist seit vier Jahren abgesperrt, die Platten unterspült. Überall schießt Unkraut hervor. Noch trauriger ist der Zustand mehrerer umzäunter Wasserbecken an der Karl-Marx-Allee. Auch die alte Plansche südwestlich der Singerstraße verfällt, ist aber noch in Betrieb.
Nach dem Stillstand der vergangenen Jahre an der Weydemeyerstraße glaubt Rohrlach nicht daran, dass seine Enkel dort noch einmal spielen können. Stattdessen hat er beobachtet, dass die Kinder der Gegend sich an heißen Tagen im Springbrunnen am Platz der Vereinten Nationen Erfrischung verschaffen – einem Kunstwerk, das nicht als Wasserspielplatz gedacht ist.
Wasserspielplätze müssen hohen Anforderungen gerecht werden
Die DDR ließ an vielen Orten der östlichen Innenstadt Planschen als kostenloses Kindervergnügen errichten, meistens dort, wo neue Häuser entstanden und Familien mit Kindern einzogen. Das war eine relativ billige Möglichkeit, den Bewohnern der Neubauviertel zwischen Mitte und Marzahn an heißen Tagen Abkühlung zu verschaffen. Doch die Becken von damals entsprechen nicht mehr den heutigen Ansprüchen an Hygiene und wurden nach der Wende reihenweise stillgelegt. "Planschbecken mit Wasseranstau" sind nicht mehr zulässig, sagt Kristina Stecker-Albrecht vom Bezirksamt. Wasserspielplätze von heute haben elektronisch gesteuerte Sprühsäulen, die das Wasser in Zeitintervallen oder auf Knopfdruck nur kurz fließen lassen. Das kann viel Geld sparen. Zu besichtigen ist die Methode beispielsweise beim Volkspark Friedrichshain, wo unter anderem ein steinerner Elefant das Wasser aus dem Rüssel pustet. Die neuen Spielflächen werden mit Entwässerungsrinnen gebaut - Riesen-Planschbecken mit knietiefem Wasser soll es nicht mehr geben.
Für die marode Anlage an der Weydemeyerstraße ist die Rettung seit Langem beschlossene Sache. Doch die mit Bürgerbeteiligung entworfenen Umbauten konnten wegen fehlender Mittel aus dem Haushalt bislang nicht umgesetzt werden. Im nächsten Jahr soll gebaut werden, so der aktuelle Stand.
An der Singerstraße konnte der Wasserverbrauch durch weniger Sprühbalken und nachgerüstete Intervallschaltungen drastisch reduziert werden. Doch den Anforderungen an einen Wasserspielplatz ist damit noch nicht Genüge getan. Vorerst wird geprüft, ob Mittel aus dem "Fördergebiet Karl-Marx-Allee II" für einen Umbau in Anspruch genommen werden können. Sollte der nicht erfolgen, könnte das Bezirksamt den Betrieb irgendwann verweigern. Und dann säßen die Anwohner endgültig auf dem Trockenen.
Eine Übersicht der Berliner Planschen und Wasserspielplätzen finden Sie hier!