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Der ehemaligen Zentralflughafen Berlin Tempelhof.
© Mike Wolff

Ehemaliger Flughafen: Wie geht es weiter in Tempelhof?

Für Bürgermeister Michael Müller ist der große Ex-Flughafen Tempelhof ein „Schatz“, der saniert werden muss. Die Grünen sind skeptisch und wollen erst mal einen Plan.

Am Flughafen Tempelhof kommen alle unter: Messen und Musiker, Firmen und Flüchtlinge, Polizeidirektion und Proberäume, Foxtrott und Formel E. Am 19. Mai ist die elektrische Rennserie zum vierten Mal zu Gast in der Stadt. Die Rennwagen werden wie im Vorjahr einen gut zwei Kilometer langen Kurs mit zehn Kurven und mehreren Geraden auf dem betonierten Flughafen-Vorfeld fahren.

Und im Gebäude, das mit 200.000 vermietbaren Quadratmetern zu einem der größten der Welt zählt, soll sukzessive ein „Stadtquartier für Kunst, Kultur sowie Kultur- und Kreativwirtschaft“ entstehen. Allerdings müssen die 8.000 Räume, Türme, Bunker und Lagerräume erst einmal saniert werden.

"Riesenschatz" mit riesigem Sanierungsbedarf

Vieles ist am und im ehemaligen Flughafen möglich: Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) schwärmte neulich am Rand der Klausurtagung der Berliner SPD-Fraktion in Hamburg vom Flughafengebäude als „Riesenschatz“ in guter Citylage. Für die Gebäudesanierung will die SPD Geld aus dem Haushaltsüberschuss von 2,16 Milliarden Euro zuschießen: Im Gespräch sind 118 Millionen Euro. Der Sanierungsbedarf liegt allerdings bei 300 bis 500 Millionen Euro.

Aus reinen Haushaltsmitteln in Höhe von 17,5 Millionen Euro für die Jahre 2018/2019 und Zuschüssen von je zwölf Millionen Euro für dieses und nächstes Jahr aus dem Sondervermögen Infrastruktur der wachsenden Stadt (SIWANA) können die anfallenden Kosten nicht gedeckt werden.

Mit der Finanzspritze, über die sich Rot-Rot-Grün auf der Senatsklausur am Dienstag verständigen will, sollen Hangars saniert und Gewerbeflächen für Messen, Kongresse, Unternehmen und Start-ups der Digitalszene hergerichtet werden. Der SPD-Fraktionsvize Jörg Stroedter betont jedoch, dass „die ICC-Sanierung Priorität hat. Die Großkongresse laufen bereits jetzt an Berlin vorbei“.

Auch Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) steht einem Zuschuss für den Flughafen Tempelhof kritisch gegenüber. „Die Finanzierung weiterer Großprojekte wie die Sanierung des Flughafengebäudes in Tempelhof braucht erst klare Nutzungskonzepte, bevor wir dreistellige Millionenbeträge verplanen. Dringender ist momentan die Sanierung und Instandsetzung des ICC“, sagte Pop dem Tagesspiegel.

Als internationaler Kongressstandort müsse Berlin konkurrenzfähig bleiben. Dafür seien weitere Kongressflächen unerlässlich. „Wir müssen darauf achten, dass Berlin sich nicht mit Großprojekten überhebt. Da muss man Prioritäten setzen.“

Der Alles-in-einem-Bau

Seit der Stilllegung des Flughafens Tempelhof im Jahr 2008 gab es diverse Vorschläge für die Nachnutzung. Der Hangar 1 soll zu einem permanenten Event-Ort umgebaut werden. In diesem Jahr sind in Tempelhof die beiden Marathon-Messen im April und September, das Fahrradfestival „VeloBerlin“ im April und wohl Ende September auch die „Art Berlin“ geplant.

Ab 2019/ 2020 sollen Besucher über das Treppenhaus im westlichen Kopfbau des Flughafens den verglasten Tower barrierefrei als Aussichtsplattform erreichen. Auch eine Begehung des 1,2 Kilometer langen Dachs mit einer geplanten Geschichtsgalerie soll dann ab 2021/2022 möglich sein. Mit dem Einzug des Alliierten-Museums von Dahlem in den Hangar 7 wird ebenfalls in den nächsten Jahren gerechnet. Auch ein Eingang für alle Besucherattraktionen soll im Kopfbau West entstehen.

Derzeit hat die Kältehilfe im Hangar 4 bis März 100 Schlafplätze zur Verfügung gestellt. Die in den Hangars 6 und 7 untergebrachten Flüchtlinge sind inzwischen in das Containerdorf auf dem Flughafengelände in der Nähe des Columbiadamms gezogen. Aktuell würden in den 900 Containern rund 300 Flüchtlinge wohnen, sagte Sascha Langenbach, Sprecher des Berliner Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten. In den nächsten Wochen seien weitere Belegungen in Tempelhof geplant. Das Containerdorf hat insgesamt 1024 Wohnplätze.

Wie im Vorjahr wollen die Veranstalter der Formel E die Flüchtlinge in die Boxengasse und in das E-Village mit Stuntshows, E-Kart-Aktionen, Kinderveranstaltungen und Herstellern einladen. „Für die Flüchtlinge war das Rennen 2017 ein echtes Highlight“, sagte LAF-Sprecher Langenbach.

Der Veranstalter Gil und Weingärtner rechnet mit 25.000 Zuschauern am 19. Mai. Es gebe auch keine Probleme durch die Container, um das Rennen auszutragen. Im Gegensatz zu 2016: Damals musste die Formel E wegen der Flüchtlingsunterkünfte in den Hangars nach Mitte und Friedrichshain ausweichen. Dort waren viele Anwohner durch die Sperrungen genervt.

Sabine Beikler

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