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Zurückbleiben, bitte. Die BVG revolutioniert den Großstadtverkehr.
© BVG-Archiv

Berlins Zwanziger Jahre: Wie die BVG die Hauptstadt bewegte

Pech, wer weder Kutsche noch Automobil besitzt. Das soll sich mit der Gründung der BVG ändern. Ein fiktiver Bericht vom Dienstag, dem 11. Dezember 1928.

Anlässlich des Serienstarts von "Babylon Berlin" am 13. Oktober haben wir ein Gedankenexperiment gewagt und Artikel aus der damaligen Sicht verfasst. Dabei fiel uns auf: Viele Themen - Wohnungsnot, Ärger um den Flughafen, wilde Partynächte - stehen damals wie heute für Berlin.

Endlich. Seit wenigen Jahren ist Berlin eine ganz große Stadt. Und jetzt bekommt sie auch einen ganz großen Verkehrsbetrieb. Am gestrigen Montag wurde die Berliner Verkehrs-Aktiengesellschaft (BVG) gegründet, die ihren Betrieb am 1. Januar 1929 aufnehmen wird. Das Unternehmen hat 28.000 Mitarbeiter. Das Kapital in Höhe von 400 Millionen Euro wird von der Stadt gehalten.

Das neue Unternehmen ist vor allem auf Betreiben von SPD-Mann Ernst Reuter, dem Leiter des Dezernats für Verkehr und Versorgungsbetriebe im Magistrat, geschaffen worden. Jetzt sind die früheren privaten Bus- und U-Bahn-Gesellschaften sowie die städtische Straßenbahn-Gesellschaft unter einem Dach vereinigt. Zuvor hatte die Stadt schon die Mehrheit bei den privaten Gesellschaften übernommen.

Für 20 Pfennig durch Berlin

Reuter, der erst seit 1926 im Amt ist, war es bereits im vergangenen Jahr unter vielen Mühen gelungen, einen 20-Pfennig-Einheitstarif für die Straßenbahn, die U-Bahn und den Bus durchzusetzen, der auch das einmalige Umsteigen erlaubt. Die Zeit der unterschiedlichen Tarife, wie Berlin sie seit der Kaiserzeit kennt, ist damit vorbei. Ausgenommen davon ist die S-Bahn, für die weiter die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft zuständig ist.

Die jetzt zur BVG zusammengeschlossenen Unternehmen hatten zuletzt zusammen mehr als eine Milliarde Fahrgäste. Die meisten fahren mit den Straßenbahnen, für die es ein ausgedehntes Netz gibt. Danach folgt die Hoch- und Untergrundbahn in der Gunst der Kunden. Die wenigsten Fahrgäste gibt es bei den Bussen. Aber auch dort hat die Nachfrage in den vergangenen Jahren stark zugenommen, auch weil das Angebot erweitert worden ist.

Nächster Halt Seestraße. Ein U-Bahn-Triebwagen, Baujahr 1926.
Nächster Halt Seestraße. Ein U-Bahn-Triebwagen, Baujahr 1926.
© BVG-Archiv

Eine Linie vom Alex bis Friedrichsfelde

Das Netz der Straßenbahn ist 625 Kilometer lang; das der Omnibuslinien umfasst 343 Kilometer und das der Hoch- und Untergrundbahn ist 76 Kilometer lang. Auch hier wird das Netz in den nächsten Jahren wachsen, etwa mit der Linie E vom Alexanderplatz bis Friedrichsfelde. Um auch zunächst unrentable Strecken anbieten zu können, bleibt die BVG im Besitz der Stadt. Private Unternehmen würden solche Linien, die die Stadt auch brauche, nach Ansicht von Planern und Politikern nicht anbieten.

Das Berliner Nahverkehrssystem gehört nun zu den weltweit besten. Andere Städte können uns darum beneiden. Aber ausruhen dürfen wir uns nun nicht. Auch was gut ist, kann noch besser werden.

Zum Weiterlesen: Wohnungsnot in Groß-Berlin und das wilde Nachtleben. Weitere Artikel zum Thema "Zwanziger Jahre in Berlin" finden Sie hier.

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