Tegel und Schönefeld: Wie Berlins Flughäfen den Ferienbeginn bewältigen wollen
Mehr Personal soll ein Durcheinander auf den Flughäfen zur Ferienzeit verhindern. Die neue Kontrollanlage in Tegel wird aber erst anschließend fertig.
Wie soll das gut gehen? 75.000 Passagiere täglich statt 50.000 in Tegel und 44.000 statt wie sonst durchschnittlich 34.000 Fluggäste in Schönefeld. Mit einer solchen Steigerung rechnet die Flughafengesellschaft in den ersten Ferientagen vom 5. bis 8. Juli. Vorbereitet hat sie sich nach Angaben ihres Sprechers Daniel Tolksdorf vor allem mit dem Einsatz von mehr Personal „an allen notwendigen Stellen“. Versagt allerdings irgendwo die Technik der betagten Anlagen, kann es schnell zum Chaos kommen.
Einen besonderen Feriencheck habe es nicht gegeben, sagte Tolksdorf. Die Anlagen würden rund ums Jahr nach den gesetzlichen Vorgaben gewartet. Die besonders sensiblen Bereiche seien aber jetzt nochmals „durchgesehen“ worden, sagte ein Insider, der nicht genannt werden will. Mit Firmen habe man besondere Vereinbarungen getroffen, bestätigte der Sprecher. Mitarbeiter stünden für Reparaturen in Tegel bereit oder seien organisatorisch in der Lage, bei einem Ausfall einer Anlage in ein oder zwei Stunden am Flughafen zu sein.
Tegel hat das Problem, dass es fast keine redundanten Anlagen gibt. „Fällt etwas aus, fällt es ohne Ersatz aus“, sagte der Experte. So sei es kaum möglich, Abfertigungsschalter schnell zu wechseln.
Engpässe bei Abfertigung und Kontrollen
Und das Abfertigen gehört einschließlich der Kontrollen zu den Engpassbereichen des Flughafens. Der Flugverkehr dagegen sei noch erträglich zu regeln, heißt es. Auch an den Schaltern soll es zumindest an den ersten Ferientagen einschließlich des kommenden Wochenendes mehr Personal geben.
Die im Terminal D, das vorwiegend von Eurowings genutzt wird, vorgesehene zusätzliche Kontrollstelle wird es aber erst nach dem Ende der Sommerferien geben. Die Arbeiten sollen nach dem ersten Ferienwochenende beginnen und bis einschließlich 20. August dauern. Die Ferien enden am 17. August. Die zusätzliche Kontrolllinie war bereits Ende Mai vereinbart worden, doch das Warten auf die Baugenehmigung und das Ausschreiben der Arbeiten hätten keinen früheren Baubeginn zugelassen, sagte Tolksdorf.
Man habe das Bauen jetzt bewusst in die Sommerferien gelegt, weil sich in dieser Zeit die Nutzung ändere. Der Geschäftsreiseverkehr mit dem höheren Handgepäckaufkommen gehe zurück, dafür steige der Anteil der Urlauber, die zeitiger zum Flughafen kämen und ihr Gepäck zum größten Teil abgäben. Dadurch würden die Kontrollstellen entlastet, was jetzt das Bauen erleichtere.
Reisende sollen mindestens zwei Stunden früher kommen
In Schönefeld hat die Flughafengesellschaft ein sogenanntes Adaptives Passagierleitsystem (APLS) eingeführt. Dort können die Passagiere wählen, durch welche Sicherheitskontrollen sie gehen. Das APL-System zeigt die jeweils kürzesten Wartezeiten an. In Tegel gibt es nur im Terminal C die Wahlmöglichkeit. Hier sollen die zusätzlich eingesetzten Mitarbeiter die Passagiere zur jeweils schnellsten Abfertigung leiten.
Trotzdem rät die Flughafengesellschaft den Passagieren, in den Sommerferien „mindestens“ zwei Stunden vor dem Abflug zum Schalter zu kommen. Könne die Zeit nicht eingehalten werden, solle man sich schnell ans Personal wenden, sagte Tolksdorf. „Wir finden dann sicher eine Lösung.“
Um Tegel am Laufen zu halten, sollen bis Anfang 2019 rund sechs Millionen Euro investiert werden. Erforderlich sei aber die dreifache Summe, sagte der Insider, was Tolksdorf zurückwies. In Schönefeld sind Ausgaben in Höhe von 50 Millionen Euro vorgesehen, um die alten Anlagen am Laufen zu halten.
Trotz aller Probleme sei der Flugverkehr in Tegel stabil, heißt es am Flughafen. Düsseldorf etwa habe hier viel größere Schwierigkeiten.
Ein besonderes Problem haben die Berliner Flughäfen aber jetzt auch noch. Der langjährige erfahrene Betriebsleiter von Schönefeld und Tegel, Elmar Kleinert, ist noch vor den Sommerferien als Chef zum Flughafen Bremen gewechselt. Erster Arbeitstag war der gestrige Montag.
Die Bilanz der Berliner Flughäfen: Gewinn mit Tegel
Mit Tegel macht die Flughafengesellschaft weiter ein gutes Geschäft. Trotz eines Rückgangs erzielte sie im vergangenen Jahr einen Gewinn in Höhe von 112 Millionen Euro; 2016 waren es – vor der Air-Berlin-Pleite – noch 118,8 Millionen Euro. Insgesamt machte die Flughafengesellschaft aber laut Geschäftsbericht einen Verlust in Höhe von 83,6 Millionen Euro, das sind 17,9 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Der ausgewiesene Bilanzverlust liegt dadurch bei 915 Millionen Euro.
Aus dem Bericht geht auch hervor, dass der bereits im März 2017 ausgeschiedene ehemalige Chef Karsten Mühlenfeld im vergangenen Jahr bei einer Grundvergütung in Höhe von 400.000 Euro insgesamt 945.000 Euro erhalten hat. Sein Nachfolger Engelbert Lütke Daldrup bekam insgesamt 377.000 Euro, Finanzchefin Heike Fölster kam auf zusammen 369.000 Euro und Personalchef Manfred Bobke-von Camen auf 264.000 Euro.