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Es knirscht an allen Ecken und Enden auf den übervollen Berliner Flughäfen. Im Terminal D, wo Eurowings abfertigt, soll deshalb im August eine weitere Kontrollstelle eingerichtet werden. Dadurch erhöht sich die Kapazität um ein Fünftel.
© imago/Steinach

Flughafen Tegel: Lange Schlangen an der Sicherheitskontrolle

Zwei Stunden vor dem Abflug sollte man in Tegel sein – wegen der Wartezeit vor der Sicherheitskontrolle.

„Für die Berliner Flughafengesellschaft ist das der langersehnte Traum, endlich einmal aus der Misere des Improvisierens herauszukommen“, heißt es 1974 zur Eröffnung des neuen Flughafens Tegel-Süd. Der war damals mit dem sechseckigen Flugsteigring für fünf Millionen Jahrespassagiere konzipiert. 20 Jahre später wurden hier bereits 7,3 Millionen Fluggäste abgefertigt – und seitdem wird wieder improvisiert. Weil bereits der neue Hauptstadt-Großflughafen geplant wurde, verzichtete man auf den Bau des von den Architekten vorgesehenen, zweiten Sechsecks und integrierte zusätzliche Abfertigungsschalter in die sogenannte Nebelhalle. Die Erweiterung erlaube eine Kapazität von 6,4 bis 10,3 Millionen Reisenden, hieß es damals.

Als der BER weiter auf sich warten ließ, entstanden 2001 das Terminal D und 2007 das Terminal C. Beides Zweckbauten, die seitdem mehrfach erweitert wurden. 2016 musste Tegel die Rekordzahl von 21,25 Millionen Fluggästen verkraften. 2017 waren es aufgrund der Air Berlin-Pleite knapp 800 000 Reisende weniger. Mit dem Hochfahren des Angebots von Easyjet und Eurowings sowie dem Einstieg von Laudamotion, für die seit dem 1. Juni Ryanair auch ab Tegel startet, wird in diesem Jahr wieder mit einem Anstieg der Fluggastzahl gerechnet. Es knackt und knirscht an allen Ecken und Enden.

Vor allem am Terminal D gibt es Probleme

Als besonderen Engpass hat Eurowings dabei die Sicherheitskontrollen im Terminal D ausgemacht und mit einem Rundschreiben an die Passagiere kürzlich für Aufsehen gesorgt. „Der Flughafen Berlin-Tegel (TXL) hat seine Kapazitätsgrenzen erreicht“, heißt es auch auf der Website der Lufthansa-Tochter. „Daher kann es insbesondere an den Sicherheitskontrollen zu erheblichen Wartezeiten kommen. Wir empfehlen Ihnen daher, mindestens 90 Minuten vor der geplanten Abflugzeit am Flughafen einzutreffen. In der Ferienzeit planen Sie idealerweise 120 Minuten ein.“

Was auf den ersten Blick wie eine Horrormeldung wirkt, ist allerdings Normalität. Generell raten die meisten Fluggesellschaften ihren Kunden, 90 bis 120 Minuten vor dem geplanten Abflug am Airport zu erscheinen. Die Berliner Flughäfen selbst haben den Reisenden jetzt sogar empfohlen, je nach Ziel zwei bis drei Stunden vor dem Start zu erscheinen. Der Flughafen Frankfurt hält zweieinhalb Stunden für angemessen und auf der Website des Düsseldorfer Flughafens steht, dass es „aufgrund der aktuellen Situation an den Sicherheitskontrollstellen zu längeren Wartezeiten kommen kann“. So sehen auch die anderen beiden großen Airlines im Berlin-Verkehr, EasyJet und Ryanair, keinen Grund für Beschwerden oder besondere Hinweise an die Reisenden.

Viele Passagiere in Tegel kommen auf den letzten Drücker

Eurowings-Sprecher Matthias Eberle verweist darauf, dass seine Gesellschaft das Angebot in Tegel in Rekordzeit um annähernd 50 Prozent erhöht hat. Man arbeite angesichts der limitierten Infrastruktur unter „sehr anspruchsvollen Bedingungen“. Ein zusätzliches Problem ist die Tatsache, dass sich angesichts der kurzen Wege in Tegel viele Passagiere angewöhnt haben, dort später als an anderen Flughäfen zu erscheinen, so Hannes Stefan Hönemann, Sprecher der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH (FBB).

Doch nur im Flugsteigring verfügt jede Gate-Position über eigene Sicherheitskontrollen, und auch hier kommt es bei der Abfertigung größerer Maschinen immer wieder zu Warteschlangen. In den anderen Terminals sind die Zugangskontrollen zentriert. Acht im überwiegend von Easyjet genutzten Terminal C1 sowie jeweils fünf in den Terminals C2 und D. Reisende und Airlines bemängeln, dass auch bei starkem Andrang nicht alle vorhandenen Kontrollstellen durch den von der Bundespolizei beauftragten Sicherheits-Dienstleister besetzt sind. Weil Passagiere gelegentlich zu spät durch die Kontrollen kommen, muss Eurowings die Abflugzeiten in Tegel „in Ausnahmefällen“ um bis zu 15 Minuten verschieben. Dennoch erreichte man hier im April eine Pünktlichkeitsrate von 85 Prozent.

Die FBB stehe im „intensiven Austausch“ mit der Bundespolizei und erwarte, „dass die Security-Linien bedarfsgerecht mit Personal ausgestattet werden“, sagte Hönemann dem Tagesspiegel. „Die personelle Besetzung der Kontrollstellen basiert auf der Flugplanung der Luftfahrtunternehmen und des Flughafenbetreibers“, heißt es dazu bei der Bundespolizei. Diese fordert beim Dienstleister eine entsprechende Zahl an Kontrollstunden an und macht Vorgaben, in welcher Mindeststärke die Kontrollstellen zu besetzen sind.

Sechs Millionen Euro werden in Tegel investiert

Inzwischen gab es, wie berichtet, ein Treffen von Eurowings-Geschäftsführer Thorsten Dirks mit Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup. Dabei wurde der Einbau einer sechsten Kontrolllinie im Terminal D vereinbart, mit der die Durchlasskapazität ab August um 20 Prozent erhöht werden soll. „Darüber hinaus unterstützt die FBB die Bundespolizei in prozessualen Anpassungen und bei der Definition von optimierten Besetzungszeiten“, sagt FBB-Sprecher Hönemann. Auch an anderen Airports gibt es Engpässe, so werden derzeit die Kontrollstellen in Frankfurt und Düsseldorf erweitert. Generell bemühen sich die deutschen Flughäfen in Gesprächen mit dem Bundesinnenministerium, die Kontrollen künftig in Eigenregie zu koordinieren.

Weitere Verbesserungsmaßnahmen werden wohl erst nach dem Sommer greifen. Sechs Millionen Euro will die FBB bis Anfang kommenden Jahres in Tegel investieren, „zur Sicherung einer adäquaten Aufenthaltsqualität und hohen Prozessstabilität“. Dazu gehören die Erweiterung der Toilettenanlagen und die Schaffung zusätzlicher Aufenthaltsflächen in ausgewählten Abflugwartebereichen.

Auch in Schönefeld, wo im vergangenen Jahr 12,86 Millionen Passagiere gezählt wurden, wird es eng. So reichen auch hier die bisher 15 Kontrollstellen bald nicht mehr aus. In enger Zusammenarbeit mit dem Flughafenbetreiber plane man auch hier den Ausbau der Kontrollkapazitäten, erklärte ein Bundespolizei-Sprecher gegenüber dem Tagesspiegel. Insgesamt will die FBB bekanntlich rund 50 Millionen Euro in die Ertüchtigung der alten Gebäude investieren, die über die nunmehr für Oktober 2020 geplante BER-Eröffnung hinaus mindestens bis 2025 genutzt werden sollen.

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