zum Hauptinhalt
Ein Schießstand der Berliner Polizei.
© Rainer Jensen/dpa

Schießstandaffäre bei Berliner Polizei: Weiterer Polizist an Krebs gestorben

Er war Schießtrainer der Berliner Polizei, nun ist Karsten F. an Krebs gestorben. Es ist möglicherweise ein weiteres Opfer der maroden Schießstände.

In Berlin ist ein weiterer Polizeibeamter mutmaßlich an den Folgen der Schießstandaffäre verstorben. Am Montagabend sei Karsten F. „nach langer, vergeblicher Behandlung“ im Alter von 57 Jahren seiner Krebserkrankung erlegen. Das teilte der Verein „Berliner Interessengemeinschaft Solidarischer Staatsbedienstete“ (Biss) mit.

Der Beamte hinterlasse seine Frau und zwei erwachsene Söhne. Über Jahre sei F. als Einsatz- und Schießtrainer in der Polizeidirektion 1 gewesen. Dann sei er vor drei Jahren an Krebs erkrankt. „Es besteht der begründete Verdacht, dass die Schadstoffbelastungen auf den maroden Schießständen der Berliner Polizei die schweren Erkrankungen verursacht, zumindest aber deren Entstehung erheblich begünstigt haben“, erklärte der Verein. F. sei „ein weiteres, unnötiges Todesopfer in der Schießstandaffäre“. Die Missstände in den Schießständen seien „durch eklatantes Missachten arbeitsschutzrechtlicher Bestimmungen entstanden“.

Bis Jahresende wird über Entschädigungsanträge entschieden

Nach Angaben des Vereins sind bislang 13 Polizisten an der Schießstandaffäre gestorben. Im September war der langjährige Schießtrainer Gerhard M. ebenfalls an Krebs gestorben. Jahrelang hatte die Polizeiführung die Zustände in den maroden Schießständen und die Gesundheitsgefahr durch gifte Dämpfe geduldet. 2015 hatte der rbb die Affäre publik gemacht. Nach politischem Druck hatte Innensenator Andreas Geisel (SPD) Entschädigungsfonds durchgesetzt. Eine Ende Mai von Geisel einberufene Kommission – zwei Ärzte und eine frühere Sozialrichterin – will bis Jahresende über knapp 800 Entschädigungsanträge entschieden haben.

Wann und wie dann ausgezahlt werde, sei offen, erklärte der Verein. Vorgesehen sind Zahlungen in Höhe von 2.000 bis 80.000 Euro, je nach Schwere von Erkrankungen und der Dauer, die die Beamten in den Schießständen tätig waren. Damit erkennt der Senat jedoch keine Schuld für Erkrankungen an. Das müssen die Betroffenen vor Gericht klären. 

Streit um Anerkennung als Dienstunfall

Keine Einigkeit konnten die Betroffenen auf der einen und die Senatsverwaltungen für Finanzen und Inneres auf der anderen Seite bislang darüber erzielen, ob die Erkrankungen als Dienstunfall eingestuft werden. Bei einem Dienstunfall stünden betroffenen Beamten höhere Pensionen zu, daneben würden dann höhere Kosten für medizinische Behandlung übernommen.  

Der Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die frühere Polizeiführung um Klaus Kandt und Ex-Vizepräsidentin Margarete Koppers wegen des Verdachts auf Körperverletzung im Amt durch Unterlassen. Koppers ist – obwohl sie als Beschuldigte geführt wird - Anfang des Jahres zur Generalstaatsanwältin befördert worden. Im September ist bekannt geworden, dass die Staatsanwaltschaft in dem Schießstand-Verfahren die Beschuldigten noch nicht einmal vernommen hat.

Zur Startseite