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Spielhafen Tegel. So könnte das Gelände künftig aussehen mit dem markanten Tower.
© Simulation: Berlin TXL / promo / Loidl Architekten

Pläne nach der Schließung: Was mit dem Flughafen Tegel passieren soll

Bei der geplanten Nachnutzung bleiben die für Tegel typischen Bauten erhalten. Nur der Zufahrtstunnel muss weichen.

Sie rollen schon zum Start auf dem dann geschlossenen Flughafengelände: Die 24 Mitarbeiter der Tegel Projekt GmbH. Bereits 2013 war der Masterplan für die Nachnutzung des 495 Hektar großen Geländes fertig. Entstehen soll neben einem Forschungs- und Industriepark für urbane Technologien, Berlin TXL - The Urban Tech Republic genannt, auch ein Quartier mit 5000 Wohnungen. In der Urban Tech Republic sollen im Jahr 2040 rund 800 große und kleinere Unternehmen mit bis zu 17 500 Beschäftigten forschen, entwickeln und produzieren.

Auch ein Hauptnutzer steht schon lange fest: Die Beuth-Hochschule soll mit rund 2500 Studenten in das Sechseck des dann ehemaligen Abfertigungsgebäudes einziehen. Der Zuschlag für einen Generalplaner erfolge in den nächsten Tagen, sagte der Geschäftsführer der Projekt GmbH, Philipp Bouteiller, dem Tagesspiegel. Dabei gehe man für Berlin völlig neue Wege bei öffentlichen Bauten. Wie zum Teil auf dem gesamten Areal. Gesucht werde für den Umbau des Terminalgebäudes ein Büro, das moderne Planungstechniken beherrsche. Digital heißt hier das Zauberwort. Oder in der Fachsprache: Building Information Modeling (BIM) - auf deutsch „Gebäudedatenmodellierung."

Ins Terminal B kommt das Kongresszentrum

Die Planung erfolgt hier an einem 3-D-Modell und reicht bis zu den Lieferanten der Baumaterialien. Ändert sich in der Planungsphase zum Beispiel die Größe der Fenster, wird dies automatisch abgeglichen und die Lieferliste angepasst. Mit dieser Methode könne man Planungsfehler frühzeitig erkennen, sagte Bouteiller. Die Planung sei zwar zunächst teurer als sonst, aber das Bauen später gehe dann schneller, was wiederum Kosten spare. Mit BIM wäre auch der BER besser gefahren, ist Bouteiller überzeugt.

Die an die Haupthalle anschließende so genannte Nebelhalle (Terminal B) ist für das Kongresszentrum vorgesehen. Für den Tower, der ebenfalls stehen bleibt, gibt es noch kein endgültiges Konzept. Erwogen wird eine Zwischennutzung als Lounge, Präsentations- oder Informationsfläche für Investoren und Besucher.

Jedenfalls bleibt der Flughafen auch ohne Flugzeuge weiter als Flughafen erkennbar. Auch die Straßenführung mit ihren für Tegel typischen Auf- und Abfahrten bleibt erhalten - nach langen Diskussionen, wie Bouteiller sagte. Abgerissen werden müsse aber leider das Brückenbauwerk, auf dem heute Flugzeuge die Zufahrtsstraße überqueren. Es müsse einem Kreisverkehr weichen, der erforderlich sei, um auch neue Straßen anschließen zu können. Am Tunnelende sei das wegen der Straßenrampen nicht möglich.

„Entweder nach Tegel oder raus aus der Stadt"

Auf der Fläche zwischen den heutigen Start- und Landebahnen sollen sich Industriebetriebe ansiedeln. Für diese fehle in der einst industrialisierten Stadt häufig der Platz, sagte Bouteiller. Interessenten gebe es bereits. Darunter sei auch ein Berliner Betrieb, der sich an seinem jetzigen Standort nicht erweitern könne. „Entweder nach Tegel oder raus aus der Stadt", sei hier die Alternative, sagte Bouteiller.

Die Idee, am Nordrand des vorgesehenen Industrieareals weiter die Flugbereitschaft der Bundesregierung zu belassen, die dann die Nordbahn für ihre Flüge nutzen würde, führe zum Aus der „hypermodernen Re-Industrialisierung", sagte Bouteiller. Die erforderlichen Sicherheitsabstände wären zu groß, um dort noch bauen zu können.

Auch das im Osten anschließende Wohngebiet Schumacher-Quartier müsste dann aufgegeben werden, weil bei einem weiteren Flugbetrieb die Maschinen unmittelbar vor dem Start oder der Landung direkt über die neuen Häuser fliegen würden.

Dabei hat Bouteillers Mannschaft auch im Wohnquartier viel vor, das in Stufen errichtet werden soll. Vorgesehen sind rings um die Häuser, Kitas und Schulen, die gleich zum Start gebaut werden sollen, viele öffentliche Flächen; auch mit Grün.

Die Energieversorgung soll klimaneutral erfolgen. Auch neue Materialien sollen eingesetzt werden, die im Idealfall vorher im benachbarten Industriepark entwickelt und hergestellt worden sind. Ein See soll als „Technisches Gewässer" den Regen auffangen, reinigen und es dann ermöglichen, das Wasser wiederzuverwenden. Auch ein ganz neuer Typus von Straßenlampe kommt zum Einsatz: In ihr soll unter anderem ein W-Lan-System und eine Ladestation für Elektroautos eingebaut sein; weitere Leerräume könnten für spätere Nutzungen verwendet werden. „Und Licht machen wird sie auch", schmunzelte Bouteiller.

Viele Experimente

Die Bewohner sollen sich ohne Auto durch ihr Quartier bewegen. An so genannten Mobility-Hubs würden die Bewohner Leihautos und -fahrräder vorfinden. Statt Tiefgaragen soll es zum Parken von Autos am Siedlungsrand Hochgaragen geben. Sollten Autos in der heutigen Form eines Tages, der nach Bouteillers Ansicht nicht mehr weit weg ist, ersetzt werden, etwa durch automatisch fahrende Fahrzeuge, könnten diese Hochbauten ohne großen Aufwand umgebaut werden.

Erschlossen werden soll das Gebiet über die vorhandenen U-Bahnhöfe Kurt-Schumacher-Platz und Scharnweberstraße der Linie U 6. Bei der Feinerschließung des Geländes setzt Bouteiller zunächst auf Elektrobusse. Die Pläne halten aber auch Trassen für eine Straßenbahn frei.

Bouteiller weiß, dass nicht alle Pläne so umgesetzt werden können wie vorgesehen. "Wir sind hier auf einem Experimentierfeld und erproben Lösungen", sagte er. Klappt es nicht, sollte den Verantwortlichen ihre Risikobereitschaft nicht schaden, wünscht sich Bouteiller. Am besten durch eine "Lex Tegel", die Experimente ausdrücklich zulasse.

Lesen Sie mehr: Die FDP wirbt für den Weiterbetrieb von Tegel und braucht Stimmen für die zweite Phase des Volksentscheids.

Klaus Kurpjuweit

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