Berlin-Reinickendorf: So sieht die Zukunft am Flughafen Tegel aus
Grüne Schneisen und eine Bühne für Studenten: Neue Entwürfe zeigen die Zeit nach dem Flugbetrieb. Zu sehen sind sie ab heute.
Der Tower als Kletterturm, die Parkplatz-Ellipse an der Zufahrt zum Hexagon als Feuchtbiotop – die Zukunft des Flughafens Tegel ist gesichert. Wenn das letzte Flugzeug abgehoben hat, so Anfang 2018, wird der Flughafen nicht dem Erdboden gleichgemacht, sondern zu einem Industrie- und Forschungsstandort umgestaltet – mit grünen Schneisen, Sportplätzen und Fahrradalleen.
Für den Campus der Beuth-Hochschule, die in das Terminal einziehen wird, zeichnen die Berliner Landschaftsarchitekten vom Büro Loidl verantwortlich. Loidl hat den Wettbewerb für die Freiraumplanung gewonnen. Die Entwürfe für die Umgebung des Terminals lobte die Jury als „spannende Dramaturgie von urban bis naturnah“. Besonders die Ideen für aktive „Begegnungszonen“ auf dem Campus überzeugten.
Die Architekten mischten am Park Gleisdreieck mit
Der Geschäftsführer der landeseigenen Tegel Projekt GmbH, Philipp Bouteiller, relativiert allerdings die Simulationen. In den nächsten Jahren würden sich in Abstimmung mit der Verkehrs- und Gebäudeplanung noch viele Änderungen ergeben, entscheidend sei aber die „Handschrift“ der Loidl-Planer, die immer die Nutzer von Grünanlagen und die begrenzten Ressourcen der Verwaltungen mitdenken. Loidl hatte auch den Park am Gleisdreieck und die Freiraumplanung für die Museumsinsel entworfen.
Zentraler Ort ist der „Campus-Platz“ am Tower, hier werden die Gäste und Mitarbeiter der sogenannten „Tech Republic“ empfangen und weitergeleitet. Der Ort soll aber auch Bühne sein für Veranstaltungen oder spontane Aktionen. Als Hauptelement ist eine große Holztribüne geplant, ähnlich wie im Gleisdreieckpark. Der alte Beton des Vorfelds wird nicht aufgebrochen, sondern übermalt und schraffiert. Die Patina und die Flächenstruktur des Flughafens soll erhalten bleiben. Für die Ausführung des Entwurfs stehen zehn Millionen Euro zur Verfügung, allerdings waren einige Räume, etwa das Innere des Hexagons, nicht Bestandteil des Wettbewerbs.
2018 soll hier die Beuth-Hochschule entstehen
Grüne Schneisen sollen die Parkflächen auf dem Flughafen mit der Jungfernheide verbinden, auch zwischen den Start- und Landebahnen ist ein breiter Grünkorridor vorgesehen. Die Bahnen – auch sie gehören nicht zum Wettbewerb – werden unterschiedlich nachgenutzt. Die südliche wird komplett überbaut, mit Zufahrtsstraße, Rad- und Gehwegen, die nördliche bleibt als Spiel- und Freizeitfläche erhalten, eine Referenz zum Tempelhofer Feld.
In den nächsten Jahren wird die Gesamtfläche von knapp 500 Hektar planerisch strukturiert, dafür stehen im Haushalt 34 Millionen Euro zur Verfügung. 2018 soll dann als Erstes das Terminal zur Hochschule umgebaut werden. Auf dem eigentlichen Flugfeld werden Technologiefirmen angesiedelt, es gebe schon viele Interessenten, sagt Bouteiller. „Die wachsende Stadt spielt uns in die Hände. Die Schließung des Flughafens Tegel ist ein Glücksfall.“
Grobe Kennzahlen sind bereits bekannt: Mit 2500 Beuth-Studenten und 17.500 Mitarbeitern in 1000 Unternehmen rechnen die Planer. Hinzu kommen 10.000 Bewohner des neuen Quartiers auf der Ostseite des Areals.
Die Bebauung von Tegel ruft bislang keine Proteststürme hervor, wie es am Flughafen Tempelhof der Fall war. Die Planer segeln im Windschatten von Tempelhof einen geraden Kurs mit Blick auf die Schließung 2017 und sind ganz froh, wenn sich Politik und Initiativen um Flüchtlingsquartiere auf dem Tempelhofer Feld zanken, statt die Pläne in Tegel zu kritisieren.
So wird wahrscheinlich auch ein in Tempelhof verworfenes Regenrückhaltebecken entstehen – das ist der technische Begriff für das Feuchtbiotop in der Senke an der Zufahrt. Der See soll das Regenwasser vom Terminaldach aufnehmen und reinigen. Von einem Badestrand ist bislang nicht die Rede.
Die Ausstellung zu den Wettbewerbsarbeiten sind von Freitag, 22. Januar, bis Donnerstag, 4. Februar 2016 täglich zu sehen. Mo-Fr von 14 bis 19 Uhr und Sa bis So von 10 bis 16 Uhr. Wo? Neues Stadthaus, Parochialstraße 1-3, Eingang 3, Otto-Suhr-Saal, Berlin-Mitte. U-Bahnhof Klosterstraße (U2).