Hamburg und Berlin: Was kann der BER nicht, was die Elbphilharmonie kann?
Hamburg hat sein großes Bauwerk fertig gestellt. Berlin braucht wohl noch ein bisschen: Der BER dürfte in diesem Jahr nicht mehr eröffnen. Ein Überblick.
Am heutigen Mittwoch wird in Hamburg die Elbphilharmonie festlich eröffnet. In Berlin tut man sich dagegen weiter schwer mit dem größten Bauprojekt. Deshalb hier noch einmal im Überblick: So ist der Stand beim BER.
VERSCHIEBUNG 2012
Die Eröffnung des Hauptstadt-.Flughafens BER ist mehrmals verschoben worden. Ursprünglich sollte der Flugbetrieb am 3. Juni 2012 in Schönefeld starten. Die Einladungen für den Festakt waren bereits gedruckt, als die Flughafengesellschaft dann doch eingestehen musste, der BER sei noch aufgrund mangelnden Brandschutzes nicht betriebsfähig. Das ist jetzt 1684 Tage her.
NEUERÖFFNUNG 2017
Nach allen offiziellen Aussagen soll der Flughafen noch Ende diesen Jahres eröffnet werden. "Es kann Ende 2017 werden, aber auch Anfang 2018", sagte der BER-Aufsichtsratschef, Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), am Wochenende im Tagesspiegel-Interview. Aber die Zweifel an diesen Angaben werden bei Experten immer größer, selbst Geschäftsführer Karsten Mühlenfeld hat bereits den März 2018 als neuen möglichen Termin ins Spiel gebracht. Der Flughafen hofft, dass das Bauordnungsamt des Landkreises Dahme-Spreewald, das die Genehmigung wegen der Baumängel bisher verweigert, trotz verspätet eingereichter Unterlagen noch im Januar die letzte Baugenehmigung erteilt, den so genannten sechsten Nachtrag. Erst danach dürfte wohl auch ein Eröffnungstermin offiziell neu verkündet werden.
OFFENE FRAGEN 2017
Am 23. Januar kommt der BER-Aufsichtsrat zu seiner ersten Sitzung des neuen Jahres zusammen. Dabei könnte Berlin seine freien Posten im Aufsichtsrat nachbesetzen. Nach Aussage von Müller sollen die Spitzen der Koalitionspartner Grüne und Linke bereit sind, ebenfalls Senatoren in den Aufsichtsrat zu schicken. Geklärt werden soll das noch im Januar. Zudem bekommen die Arbeitnehmer mehr Macht im Aufsichtsrat. Da die Flughafengesellschaft inzwischen mehr als 2000 Mitarbeiter hat, wird ein paritätisch besetztes Aufsichtsratsgremium installiert. Bisher ist das Gremium fünfzehnköpfig, die Arbeitnehmer verfügen über fünf Mandate. Künftig stellen Betriebsräte und Gewerkschafter ebenfalls zehn BER-Kontrolleure - wie die Gesellschafter Berlin, Brandenburg und Bund.
Für den Bau wichtig wird die Fertigstellung des Flughafens, damit er den Genehmigungsbehörden zur Abnahme präsentiert werden kann. Dies soll noch in diesem Jahr geschehen. Zudem tobt derzeit in Berlin die Debatte, ob der Flughafen Tegel weiterhin in Betrieb bleiben soll, zumindest übergangsweise als Regierungsflughafen.
ANFLUG AUF 2018
Nicht nur in der Geschäftsführung des Flughafens gesteht man inzwischen zu, dass ein BER–Start in nur elf Monaten quasi unmöglich geworden ist. Die Bauarbeiten im Terminal, die erst im März, dann im Sommer, zuletzt im Dezember vergangenen Jahres fertig sein sollten, sind immer noch nicht beendet. Selbst das Südpier, ein relativ einfacher Seitenflügel, das man für fertig hielt, ist nicht abgenommen. So wurde unter anderem festgestellt, dass Löschwasserleitungen nicht richtig dimensioniert waren und Nacharbeiten nötig sind. Auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke glaubt wohl nicht mehr an einen Start 2017. „Wir sind fertig mit dem Ding, wenn wir mit dem Ding fertig sind“, sagte er im Tagesspiegel-Interview. Er hoffe, dass der BER 2017 zumindest technisch fertig werde. Die Hoffnung stirbt am BER bekanntlich zuletzt.
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