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Forschen im Flughafen. In das Terminal in Tegel will bis 2019 die Beuth-Hochschule für Technik ziehen.
© Simulation: gmp – Architekten von Gerkan, Marg und Partner

Wenn der Flughafen schließt: Tegel erklärt sich zur Republik

So lange am BER Chaos herrscht, muss der Flughafen Tegel offen bleiben. Doch es gibt hochfliegende Pläne für die Zeit nach der Schließung: Tegel soll „Urban Tech Republic“ werden, in der Forscher und Firmen kooperieren.

Es könnte der Albumtitel eines Techno-Musikers sein, ist aber ganz anders gemeint: Der Flughafen Tegel soll nach der Schließung zugunsten des künftigen Airports BER in Schönefeld zur „Urban Tech Republic“ werden. Erklärt und diskutiert wurde dies jetzt bei einer Veranstaltung der Industrie- und Handelskammer (IHK).

Den Planern um Geschäftsführer Philipp Bouteiller von der Tegel Projekt GmbH geht es um enge Kooperationen zwischen Forschern, Wissenschaftlern, Industriebetrieben und Gründern aus zukunftsträchtigen Branchen. Ein Vorbild ist der Technologiepark Adlershof.

Wegen der Verzögerungen beim BER muss Tegel länger in Betrieb bleiben. Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) nannte dies „ärgerlich, aber zu verschmerzen“, da man langfristig plane. Der Standort werde „über viele Jahre wachsen“. Allerdings erschwere es die weltweite Vermarktung des Forschungs- und Technologieparks, wenn man Interessenten vertrösten müsse. Müller betonte, es bleibe beim Masterplan. Theoretisch könnte man „auch ein paar tausend Wohnungen bauen“, das aber habe der Senat nicht vor.

Bouteiller nimmt an, dass der BER Mitte 2016 öffnet. Tegel müsse bis ein halbes Jahr nach der Eröffnung in Schönefeld betriebsbereit bleiben, also sei die Übergabe für Ende 2016 zu erwarten. Erste Neubauten könnten 2017 folgen. Zum Projektnamen „Berlin TXL  – The Urban Tech Republic“ sagte der Planer, dieser stehe für Neuerungen in der Energie- , Gebäude- und Verkehrstechnik, die wegen des weltweiten Wachstums der Städte wichtig seien. Das Ziel seien umweltfreundliche und kostensparende „Smart Cities“.

Die Beuth-Hochschule lobt den Standort, der Kanzler der FU ist nicht so begeistert

Die Weddinger Beuth-Hochschule für Technik forscht auch in diesem Bereich. Sie will teilweise nach Tegel ziehen und dafür andere Außenstellen schließen. Präsidentin Monika Gross rechnet damit, dass der Hochschulstandort in Tegel 2019 fertig werden kann, vier Jahre später als erhofft. Die Mehrkosten – etwa durch Mietvertragsverlängerungen an anderer Stelle – werden auf zwei Millionen Euro geschätzt.

Viel Licht und Glas. So könnte der bisherige Flughafen künftig innen aussehen.
Viel Licht und Glas. So könnte der bisherige Flughafen künftig innen aussehen.
© Simulation: gmp – Architekten von Gerkan, Marg und Partner

Bisher habe die Hochschule mit 12 000 Studenten „ein massives Raumproblem“, sagte Gross. Immerhin könne man für Tegel „schon präzise planen“. Das Architektenbüro Gerkan, Marg und Partner (gmp), das einst den Flughafen entworfen hatte, helfe dabei mit Machbarkeitsstudien. „Man kann das sehr gut umbauen“, lobte Gross.

Weniger Interesse zeigte FU-Kanzler Peter Lange. „Wenn Hochschulen und Fachhochschulen nicht vernünftig am Leben gehalten werden, ist alles für die Katz.“ Die FU bekomme nicht einmal genügend Mittel für die bauliche Unterhaltung ihrer bestehenden Gebäude.

Elke Pahl-Weber von der „Urban Lab Smart City Platform“ an der TU sagte: „Wir müssen nicht in Tegel sitzen.“ Man biete sich aber als Partner für angewandte Forschung an. Die Planung sei „genau das Richtige, um zu zeigen, wie man zur Smart City werden kann“.

Später einmal sollen führerlose Fahrzeuge über das Gelände rollen

Darüber hinaus will die „Berliner Feuerwehr- und Rettungsdienst Akademie“ in Hangars ziehen. Bisher residiert die von in- und ausländischen Feuerwehrleuten genutzte Ausbildungsstätte in einer alten Kaserne in Reinickendorf. In Tegel „erfüllen die Bestandsbauten genau unser Profil“, sagte Leiter Harald Herweg.

Als Baufläche sollen 203 der insgesamt 495 Hektar des Flughafens zur Verfügung stehen. „So viel hat keine andere europäische Metropole“, sagte IHK-Präsident Eric Schweitzer.

Mit einer Verkehrsanbindung per U- oder S-Bahn rechnen die Planer nicht, eher schon mit einem Elektrobus. Auf dem Gelände selbst will Bouteiller „Trassen für autonome, führerlose Fahrzeuge“ freihalten. Diese Zukunftsvision könne vielleicht in zehn bis 15 Jahren zur Realität werden.

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