Flughafen Berlin-Tegel: Aus dem Airport TXL soll eine "Tech Republic" werden
"Berlin TXL - The Urban Tech Republic" - so stellen sich die Planer die Zukunft des Flughafenareals im Berliner Nordwesten vor. Bei einer Informationsveranstaltung stießen die Pläne aber eher auf Skepsis.
Aus dem Flughafen Tegel mit dem Flugplankürzel TXL wird „Berlin-TXL – The Urban Tech Republic“, schwärmte Philipp Bouteiller. Doch so recht begeistern konnte der Chef der Tegel Projekt GmbH die Besucher der Informationsveranstaltung in Charlottenburg-Nord am Mittwochabend nicht. Die zeigten weniger Interesse an der Flughafen-Nachnutzung als an der Busanbindung ihres Kiezes.
Bisher hatte man das Gefühl, dass die übrigen Randbezirke im Gegensatz zu Reinickendorf unzureichend an den Überlegungen für die künftige Nutzung des Areals beteiligt werden, sagte Marc Schulte (SPD), Stadtplanungsstadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf. Gemeinsam mit seinem Spandauer Kollegen Carsten-Michael Röding (CDU) hatte er deshalb in die Witzleben-Grundschule am Halemweg gebeten.
Rund 100 meist ältere Anwohner waren der Einladung gefolgt. Die Euphorie, mit der Bouteiller die Planung für das 495 Hektar große Areal vorstellte, ließ sie weitgehend kalt. Hier sollen künftig Zukunftstechnologien für die Städte von morgen entwickelt und realisiert werden. Bis 2035 rechnet der Chef der Planungsgesellschaft mit 800 Unternehmen, 15 000 Arbeitsplätzen und 5000 Studenten, die einen Jahresumsatz von zwei Milliarden Euro erwirtschaften und der Stadt 180 Millionen Euro an Steuereinnahmen bescheren sollen. Das veranlasste eine Teilnehmerin nur zu der Frage, ob sie ihre Wohnung dann schon bald für einen Jungunternehmer räumen müsse.
Viel dringlicher erschien den Teilnehmern die Frage, wie es denn mit der Verkehrsanbindung nach der Flughafenschließung weitergeht. Da erwies sich die Vorstellung des Verkehrskonzepts durch Nicolay Novotny von der Tegel Projekt GmbH als wenig hilfreich. Er verwirrte die Anwesenden mit Fahrrad-Autobahnen, Car-Sharing, People-Movern und einer ebenfalls in die Untersuchung einbezogenen Seilbahn, die an einem „Mobility-Hub“ miteinander verknüpft werden könnten, der über ein gutes halbes Dutzend an Unter-Hubs und ein dichtes Netz von „E-Mobility“-Anschlüssen verfügen müsste. Auch die geplante Anbindung der „Tech Republic“ an den Radfernweg Berlin-Kopenhagen dürfte nicht unbedingt die Verkehrsprobleme der Anlieger lösen.
Helmut Grätz von der BVG brachte auf den Punkt, was viele Anwohner erschreckt: Nach Einstellung des Flugbetriebs werden die Buslinien TXL und X9 gestrichen und die Endhaltestelle der Linie 128 vom Flughafen zum Kurt-Schumacher-Platz zurückgezogen. Ersatzweise wird die Linie 105 im Zehn-Minuten-Takt zwischen S-Bahnhof Beusselstraße und Alexanderplatz verkehren. Nur die Linie 109 wird weiter bis zum Ex-Airport geführt, ab Jungfernheide aber nur noch alle 20 Minuten. Damit werde Charlottenburg-Nord abgeschnitten, protestierten Anwesende.
Daran ändert sich erst dann etwas, wenn die Beuth-Hochschule in den bisherigen Flugsteigring einzieht. Das wird laut Bouteiller nicht vor 2018 geschehen. Dank der Verzögerungen beim BER bleibt ja vorerst alles beim Alten. In den sechs Monaten nach dessen Eröffnung muss Tegel noch betriebsbereit gehalten werden, ein Vierteljahr ist fürs Herunterfahren des Airports veranschlagt. Erst dann kann der Umbau beginnen. „Wir rechnen intern damit, dass dies Ende 2015 oder Anfang 2016 der Fall sein könnte.“
Rainer W. During