Studieren im Terminal: Senat beschließt Masterplan zur Nachnutzung von Tegel
Der Senat hat einen Masterplan zur Nachnutzung des Flughafens Tegel beschlossen. Größter Nutzer des Terminals soll die Beuth-Hochschule werden. Und auch zu Überlegungen, den Airport länger offen zu halten, hat sich der Senat positioniert - mit deutlichen Worten.
Ungeachtet der Diskussionen um einen Weiterbetrieb des Flughafens Tegel nach Inbetriebnahme des Großflughafens BER hat der Senat am Dienstag den Masterplan für die Nachnutzung des Areals beschlossen. „Wir gehen fest davon aus, dass der Flughafen geschlossen wird“, sagte der Staatssekretär in der Stadtentwicklungsverwaltung, Ephraim Gothe. Alle anderen Vorstellungen bezeichnete er als „aberwitzig“. Die einzigen Überlegungen, die es geben könne, seien, den Flugbetrieb in Tegel eventuell nicht von einem Tag auf den anderen zu beenden und den BER nach und nach in Betrieb zu nehmen. Es sei wichtig, „dass Politik verbindlich ist“. Dies bekräftigte auch Senatssprecher Richard Meng: „Wir werden die Entwicklungspläne konsequent vorantreiben.“
Nach dem Masterplan sollen auf dem rund 460 Hektar großen Areal auf ungefähr gleicher Fläche Ansiedlungen im Rahmen eines Forschungs- und Industrieparks Zukunftstechnologien sowie ein großes Naturareal, die „Tegeler Stadtheide“ entstehen. In direkter Anbindung an den Kurt-Schumacher-Platz soll ein Wohnquartier mit mindestens 1000 Wohnungen gebaut werden. Hauptnutzer des Terminalgebäudes soll die Beuth-Hochschule werden, rund 8400 Studenten werden nach den Planungen des Senats dort einmal studieren können. „Wir gehen davon aus, dass sich 800 Firmen mit rund 15 000 Arbeitsplätzen dort ansiedeln können“, sagte Gothe. Und man gehe davon aus, dass jeder dort geschaffene Arbeitsplatz einen weiteren in der Stadt mit sich bringe. Tegel könne eine ähnliche Erfolgsgeschichte schreiben wie Adlershof, sagte Gothe. Vor allem Forschungseinrichtungen und Firmen, die sich mit Urban Technologies, also der Entwicklung von Städten befassten, sollen sich in Tegel ansiedeln. Die Tegeler Stadtheide soll ein naturbelassenes, großzügiges Areal bleiben. Der Masterplan sei bei den weiteren Planungen jetzt für die Verwaltung verbindlich.
Durch die verzögerte BER-Eröffnung hat der Senat laut Gothe jetzt die Möglichkeit, auf eine Zwischennutzung Tegels zu verzichten und mit seinen Planungen punktgenau zur Schließung des Flughafens fertig zu sein. Für die Planung, Entwicklung und Erschließung des Areals stehen bis 2017 139 Millionen Euro zur Verfügung.
Die Industrie- und Handelskammer Berlin (IHK) begrüßte den Beschluss; damit würden wichtige Weichen für die Zukunft gestellt. Die nächsten Schritte müssten nun konsequent und schnell erfolgen. „Der Masterplan muss jetzt so schnell wie möglich in Planungsrecht überführt werden, dann können Unternehmen investieren“, sagte der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Christian Wiesenhütter. „Gleichzeitig muss der Senat die notwendigen finanziellen Mittel bereitstellen, damit nach der Schließung des Flughafens ohne Zeitverzug die Zukunft Tegels beginnen kann.“
Damit das Konzept des Forschungs- und Technologiestandortes für Zukunftsindustrien aufgehe, müssten in Tegel die nötigen Abstandsflächen zwischen den Gewerbe- und Wohnflächen eingehalten werden. Die Diskussion um zusätzlichen Wohnraumbedarf in Berlin dürfe nicht dazu führen, dass diese Abstandsflächen geopfert würden. „Für Wohnraum haben wir an anderen Stellen in der Stadt wie beispielsweise am Rande der Tempelhofer Freiheit ausreichend Entwicklungsmöglichkeiten“, sagte Wiesenhütter.
Das sieht der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) anders. Ihm reicht das Konzept mit 1000 geplanten Wohnungen nicht aus. „Angesichts des hohen Wohnungsbedarfs in Berlin müsste bei der Nachnutzung des Tegeler Flughafens unserer Ansicht nach Platz für gut 10 000 Wohnungen vorgesehen werden", sagte BBU-Vorstand Maren Kern. Mehr Wohnungsbau sei möglich, ohne dass Gewerbe und Grün dadurch zu kurz kämen. Bei der Nachnutzung des Flughafens Tegel sollte Gewerbe und Grün immer auch im Zusammenhang mit dem Land Brandenburg bedacht werden. Allein für die Naherholung fänden sich beispielsweise in unmittelbarer Umgebung Berlins 15 Natur- und Nationalparks sowie Biosphärenreservate.