Bevölkerungsentwicklung: Studie: Berlin bleibt relativ jung
Trotz Zuwanderung werden in Deutschland 2030 weniger Menschen leben als jetzt. Vor allem der ländliche Raum wird sich ausdünnen. Berlin dagegen wächst weiter.
Die Einwohnerzahl Deutschlands wird bis zum Jahr 2030 um mehr als eine halbe Million schrumpfen - dabei werden die Städte eher wachsen, während sich der ländliche Raum weiter ausdünnt. Dies zeigt eine am Mittwoch in Gütersloh veröffentlichte Bevölkerungsprognose aus dem Datenportal "Wegweiser Kommune" der Bertelsmann-Stiftung. Demnach werden in 15 Jahren trotz zu erwartender hoher Zuwanderung in Deutschland nur noch 79,97 Millionen Menschen leben, 0,7 Prozent weniger als 2012.
Für die Studie berechneten die Forscher die Entwicklung der Bevölkerungszahlen für Städte und Gemeinden ab 5000 Einwohnern sowie aller Landkreise. Dabei ergaben sich große Unterschiede bei der Verteilung des Bevölkerungsrückgangs.
Besonders deutllich zeigt sich dies in der Entwicklung der Region Berlin-Brandenburg. Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel hatte bereits am Montag angekündigt, dass Berlin bis 2030 auf 3,9 Millionen Einwohner anwachsen soll. Laut Bertelsmann-Studie beträgt der Zuwachs bis 2015 10,3 Prozent. Dagegen schrumpft die Bevölkerung in den meisten Regionen Brandenburgs. In fünfzehn Jahren werden in Brandenburg somit nur noch rund 2,36 Millionen Einwohner leben. Während Potsdam, Glienicke/Nordbahn und Velten (beide Kreis Oberhavel) oder Teltow (Kreis Potsdam-Mittelmark) zwischen 11 und 27 Prozent wachsen, verlieren die Gemeinden Großräschen (Kreis Oberspreewald-Lausitz) und Guben (Kreis Spree-Neiße) in den kommenden 15 Jahren über 24 Prozent ihrer Bewohner. Das sind 3,5 Prozent weniger als noch 2012, als 2,45 Millionen Menschen hier wohnten.
Stadtstaaten wachsen
Während Sachsen-Anhalt (minus 13,6 Prozent), Thüringen (minus 9,9 Prozent) sowie Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland (jeweils minus 7,9 Prozent) einen beachtlichen Teil ihrer Bevölkerung verlieren, werden andere Länder wachsen: Auch Hamburg (plus 7,5 Prozent) und Bremen (plus ein Prozent) gewinnen laut Bertelsmann-Studie an Einwohnern wie die Flächenländer Bayern (plus 3,5 Prozent), Baden-Württemberg (plus 2,1 Prozent), Hessen (plus 1,8 Prozent) und Schleswig-Holstein (plus 0,4 Prozent).
Vor allem für Gemeinden im ländlichen Raum dürften die Folgen des Bevölkerungsrückgangs dramatisch werden. In Hoyerswerda (Kreis Bautzen), Bitterfeld-Wolfen (Kreis Anhalt-Bitterfeld), Gräfenhainichen (Kreis Wittenberg) oder Roßleben (Kyffhäuserkreis) wohnen demnach 2030 gut 26 Prozent weniger Menschen als 2012. Dagegen erwarten Unterföhring, Feldkirchen (beide Kreis München), Ilvesheim (Rhein-Neckar-Kreis) und Teltow (Kreis Potsdam-Mittelmark) einen Anstieg der Einwohnerzahl um mehr als ein Viertel.
Die Zahl der Hochbetagten steigt um fast 50 Prozent
Generell wird sich laut der Prognose der Trend fortsetzen, dass städtische Regionen wachsen und zugleich der ländliche Raum verliert. Stiftungsvorstand Brigitte Mohn mahnte, es werde "für die schrumpfenden und alternden Regionen immer schwieriger, eine gute Infrastruktur zu gewährleisten". Die zentrale Herausforderung sei, auch in einwohnerschwachen Regionen flexible Mobilitätsangebote, schnelles Internet und eine angemessene Gesundheitsversorgung in erreichbarer Nähe anzubieten. Der Prognose zufolge wird 2030 die Hälfte der Bundesbürger älter als 48,1 Jahre sein. 2012 lag dieses sogenannte Medianalter - das Lebensalter, das die Gesamtbevölkerung in eine jüngere und eine ältere Altersgruppe von jeweils gleicher Größe teilt - noch bei 45,3 Jahren. In Berlin und Hamburg liegt es 2030 mit etwa 43 Jahren am niedrigsten. Am höchsten ist das Medianalter in Brandenburg und Sachsen-Anhalt (53,0 Jahre) sowie in Mecklenburg-Vorpommern (52,6 Jahre).
Auf der Ebene der Städte und Gemeinden wird die Spanne in 15 Jahren von 41 bis 63 Jahren reichen. "Jüngste" Kommunen werden 2030 München, Unterföhring (Kreis München) und Münster sein, "älteste" Kommunen Bad Füssing (Kreis Passau), Guben (Kreis Spree-Neiße) und Grömitz (Kreis Ostholstein).
Die Zahl der Hochbetagten über 80 Jahre wird bis 2030 bundesweit um 47,2 Prozent auf über 6,3 Millionen steigen. Damit vergrößere sich auch der Unterstützungs- und Pflegebedarf in den Kommunen, erklärte Mohn. "Es gilt, frühzeitig der Gefahr von Versorgungslücken aufgrund fehlender Pflegekräfte entgegenzuwirken." In Berlin werde die Zahl der über 80-Jährigen um 75,1 Prozent steigen - der stärkste Zuwachs. Schleswig-Holstein (68,8 Prozent) und Brandenburg (60,9 Prozent). Moderater verlaufe die Entwicklung im Saarland (31,8 Prozent) und in NRW (36,1 Prozent), hieß es.
(AFP/epd)
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