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Wachturm der Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen.
© imago/Joko

Berlin-Hohenschönhausen: Stasi-Gedenkstätte: Schon 2014 gab es Hinweise auf sexuelle Belästigung

Berlins Kulturverwaltung war schon länger über Vorwürfe sexueller Belästigung an der Stasi-Gedenkstätte informiert. Eine Volontärin hatte sich 2014 geäußert.

Die Kulturverwaltung von Senator Klaus Lederer (Linke) war mit Belästigungsvorwürfen aus der Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen schon länger befasst als bisher bekannt. Wie die Behörde bestätigte, habe sich bereits im Oktober 2014 eine Volontärin der Frauenbeauftragten anvertraut. Die Frau aus dem senatseigenen Programm für wissenschaftliche Volontäre habe berichtet, sie fühle sich durch den mittlerweile beurlaubten stellvertretenden Gedenkstättenleiter Helmuth Frauendorfer sexuell belästigt. Sie habe jedoch darum gebeten, ihre Mitteilung vertraulich zu handhaben, weshalb sich die Frauenbeauftragte der Senatsverwaltung an ihre Schweigepflicht gehalten habe.

Als die Frau ihr Volontariat beendet hatte, entband sie die Frauenbeauftragte im Dezember 2015 von ihrer Schweigepflicht. Der damalige Kulturstaatssekretär Tim Renner wandte sich den Angaben der Kulturverwaltung zufolge Ende Februar 2016 an den langjährigen Gedenkstätten-Leiter Hubertus Knabe und habe diesen „angewiesen“, Maßnahmen gegenüber dem Beschuldigten zu ergreifen. Als sich im Dezember 2017 eine weitere Volontärin bei der Frauenbeauftragten meldete, sei Knabe „schriftlich informiert und auf seine Sorgfaltspflichten gemäß dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz hingewiesen“ worden.

Kündigung zum 31. März 2019

Die Gedenkstätte ist als Stiftung öffentlichen Rechts organisiert und wird vom Bund und dem Land Berlin gemeinsam getragen. Die Rechtsaufsicht führt Kultursenator Lederer, der mit weiteren Vertretern von Bund und Land im Stiftungsrat sitzt. Wie berichtet, hat der Rat dem Direktor der Gedenkstätte Hubertus Knabe, der zugleich Stiftungsvorstand ist, in einstimmiger Entscheidung zum 31. März 2019 ordentlich gekündigt. Zur Begründung hieß es, es fehle an Vertrauen, „dass Herr Knabe den dringend notwendigen Kulturwandel in der Stiftung einleiten wird, geschweige denn einen solchen glaubhaft vertreten kann“.

Wann genau der Vertrauensverlust eingetreten ist, bleibt jedoch offen. Die Beauftragte der Bundesregierung für Kunst und Medien Monika Grütters (CDU) erklärte, die Kulturverwaltung habe eine Volontärin aus der Gedenkstätte „abgezogen“. Daraufhin sei verabredet worden, die angeblichen Belästigungen bei der Stiftungsratssitzung am 11. Juni zu thematisieren. Im Ergebnis sei Knabe beauftragt worden, „zeitnah ein Präventionskonzept gegen Diskriminierung, Mobbing und sexuelle Belästigung zu entwickeln.“

Am 14. Juni erreichte Lederer und Grütters dann der Brief von sechs früheren und aktuellen Mitarbeiterinnen, die strukturellen Sexismus in der Gedenkstätte beklagten. Daraufhin beauftragte Lederer eine Rechtsanwältin mit einer Untersuchung, die laut Grütters zu dem Schluss kam, dass „die Vorwürfe substantiiert seien“.

Aus dem Umfeld des Stiftungsrats heißt es, dass sich erst nach Bekanntwerden des Briefs Frauen gemeldet hätten, die Knabe selbst unangemessenes Verhalten vorwarfen. Sein offenbar selbstgewisser Auftritt vor dem Stiftungsrat am 25. September habe dann den Eindruck verfestigt, dass der Direktor nicht Teil der Lösung sei, sondern Teil des Problems. Auf eine Bitte um Stellungnahme reagierte Knabe nicht.

Jost Müller-Neuhof

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