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Erstklässler in einer Grundschule sitzen auf einer Bank mit dem Rücken zur Kamera. Da drüber ein "Herzlich Willkommen"-Transparent.
© Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa

Schulanmeldung in Berlin: Welche Grundschule sollen wir nur wählen?

Unsere Autorin muss ihr Kind für die Grundschule anmelden – und kann sich nicht entscheiden. Die Anmeldezeit beginnt am 4. Oktober.

Es geht mir schon eine ganze Weile so: Jedes Mal, wenn jemand das Wort „Schule“ sagt, zucke ich innerlich zusammen – denn jedes Mal werde ich daran erinnert, dass mir und meinem Mann eine schwierige Entscheidung bevorsteht. Auf welche Schule soll unser Kind gehen? Die Aufforderung, unser Kind anzumelden, lag schon im Briefkasten. Und eine seiner Lieblingsbeschäftigungen ist rechnen. Es ist wirklich so weit.

Unsere Unsicherheit die Schulwahl betreffend begann schon vor ein paar Jahren, als die Nachbarsjungs, die damals auf unsere Einzugsschule am Rand von Kreuzberg gingen, anfingen, so zu sprechen: „Ey Alter, isch geh’ Hof.“ Dazu muss man sagen, dass die Eltern ganz sicher nicht so reden. Sie sprechen wie wir. Das Einzugsgebiet dieser Schule kann man ohne schlechtes Gewissen „Brennpunkt“ nennen. Ich habe den Eindruck, dass hinter dieser Art Sprache oft ein wenig feinfühliges Miteinander steckt, das vielleicht auch an den Elternhäusern liegt, die mit schwierigen sozialen Verhältnissen zu kämpfen haben. Jedenfalls kamen mir die Mitschüler, die die Nachbarskinder mit nach Hause brachten, im Verhalten eher ruppig vor. Ich möchte nicht, dass mein Sohn einen großen Teil seines Alltags in einer unterschwellig aggressiven Atmosphäre verbringt.

Das Kind will mit seinen Freunden zur Schule gehen

Die Lehrer an der Schule würden ganz hervorragende Arbeit leisten, versicherte mir meine Nachbarin zwar immer wieder – doch dann zogen sie Knall auf Fall nach Lichtenrade. Wie es denn dort mit der neuen Schule sei, fragte ich einige Zeit nach dem Umzug. Ihre Kinder seien doch ganz schön zurück im Vergleich zu den Lichtenrader Schülern, sagte sie.

„Ich möchte mit meinen Freunden zur Schule gehen“, sagt mein Sohn. Und so ist der größte Nachteil an der Einzugsschule, dass er dort kein einziges Kind kennen würde – auch wenn sie ganz in unserer Nähe ist. Das liegt an der Kitakrise, deren Anfänge wir vor fünf Jahren erlebt haben. Als wir lange in der Nähe keinen Kitaplatz fanden, kam uns der Zufall zu Hilfe, und wir landeten über eine Parkbekanntschaft in einem netten Kinderladen in Schöneberg, rund drei Kilometer von unserer Wohnung entfernt. Also verlegten wir unseren sozialen Mittelpunkt dorthin – dort kennen wir aus der Kita, vom Turnen, aus dem Kinderzirkus, vom Spielplatz andere Familien.

Der beste Freund meines Sohnes wird auf eine Schule mit engagierten Lehrern gehen, die einen guten Ruf hat – gleich gegenüber von unserem Kinderladen. Als ich mir dort den Unterricht am Tag der offenen Tür ansah, traf ich mehrere Kinder, die wir kennen. Die Schülerschaft ist angenehm gemischt: Alle möglichen Nationalitäten und Bildungshintergründe sind dabei. Die Schule hat eine Kooperation mit dem Kinderzirkus, in dem mein Sohn so gern mitmacht. Und eine Kooperation mit Schülerläden, sodass mein Sohn nach dem Unterricht nicht in einen großen Hort gehen würde, sondern in einen kleinen familiären Schülerladen – so, wie er es aus dem Kinderladen kennt. Außerdem ist bei uns ein Geschwisterchen in Planung, das in absehbarer Zeit in unseren alten Kinderladen gehen könnte. Auch das ist wichtig in Zeiten, in denen ein Kitaplatz so etwas wie ein Sechser im Lotto ist.

Oder doch die Schule mit Montessori-Konzept?

Wir könnten jetzt also einfach eine gute Begründung formulieren und den Antrag abgeben. Aber die Geschichte hat noch einen Twist: Seit die Aufforderung zur Anmeldung in unserem Briefkasten lag, wissen wir, dass es für unsere Adresse seit kurzer Zeit noch eine zweite Einzugschule gibt. Eine mit sehr gutem Ruf und einer schön gemischten Klientel. Also ging ich auch dort zum Tag der offenen Tür – und war begeistert. Ich hatte den Eindruck, dass es dort dank des konsequent angewendeten Montessori-Konzepts noch harmonischer beim Lernen zuging als in der Schule bei unseren Kinderladen. Ich sah, wie gut die Inklusion einen Kindes mit Trisomie 21 funktionierte. Das Lernen dort wirkte so frei, so selbstbestimmt. Das würde gut zu meinem Sohn passen, dem es sehr wichtig ist, Dinge selbst zu bestimmen.

Und wie wichtig ist es, dass mein Sohn irgendwann allein seinen Schulweg bewältigen kann? Bei der Montessori-Schule wäre es bald möglich. Aber auch dort würde er kein Kind kennen – allerdings wäre es ein ganz anderes Umfeld als das der anderen Einzugsschule. Und somit bestimmt einfacher. Beim Tag der offenen Tür sagte die Leiterin der Montessori-Schule, dass, wer sich wegbewerbe, seinen Einzugsschulplatz dort verwirke. Es gebe eine große Nachfrage von Eltern, die nicht aus dem Einzugsgebiet stammen. Wenn es mit der Schule bei unserem Kinderladen nicht klappen würde, wären wir also wieder dort, wo wir auf keinen Fall sein wollen.

Und dann ist da noch die freie bilinguale Schule

Mein Mann hat noch eine ganz andere Idee: Er möchte, dass unser Kind, mit dem er Englisch spricht, weil seine Mutter Britin ist, auf eine freie bilinguale Schule geht. Auch dort waren wir beim Tag der offenen Tür. Es war toll dort: tolle Erzieher und Lehrer, ein neues Gebäude mit allen Finessen, im integrierten Hort Themenräume mit Kickerzimmer, Kunst- und Theatersaal, Handarbeitsraum. Allerdings ist die Schule knapp sechs Kilometer von uns entfernt. Die Schul- und Hortgebühren wären auch nicht ganz ohne, und dann ist da noch der Aufnahmetest. Beim Tag der offenen Tür wurde auch klar, dass uns dort das andere Extrem zu unserer Einzugsschule erwarten würde: Die Eltern dort sind fast alle Bildungsbürger, wenn auch mit internationalen Hintergründen. Und das ist mir fast etwas zu weit weg von der Berliner Realität.

Ich freue mich darauf, wenn wir die ganze Sache endlich hinter uns haben – und wissen, auf welche Schule unser Kind gehen wird. Sollten wir eine andere Schule als unsere Einzugsschule angeben, wird das wahrscheinlich erst sehr spät sein. Denn dann bekommt man erst kurz vor den Sommerferien Bescheid. So lange würde ich dann wahrscheinlich weiterhin innerlich zusammenzucken, wenn irgendjemand das Wort „Schule“ sagt.

Informationen zur Anmeldung: Was Eltern wissen müssen

WANN, WER UND WO

Vom 4. Oktober bis 17. Oktober haben Eltern Zeit, Kinder, die im August 2019 schulpflichtig werden, für die Grundschule anzumelden. Das betrifft Kinder, die in der Zeit vom 1. Oktober 2012 bis zum 30. September 2013 geboren wurden. Eltern melden ihr Kind an der Schule an, in deren Einzugsgebiet sie wohnen. Auch Eltern, die ihr Kind auf eine andere öffentliche oder private Schule schicken möchten, müssen zunächst zur Einzugsgebietsschule. Auf dem Anmeldebogen können sie den Wechselwunsch angeben. Zur Anmeldung sollte man das Kind mitnehmen. Mitbringen muss man die Personalpapiere von Eltern und Kind und die Geburtsurkunde des Kindes. Man kann und sollte das Kind bei Bedarf auch gleich für die ergänzende Betreuung anmelden. Diese ist in den ersten beiden Schuljahren kostenfrei, die Eltern zahlen nur für das Mittagessen.

DIE WUNSCHSCHULE

Wenn Eltern wollen, dass ihr Kind auf eine andere öffentliche Schule geht als die des Einzugsgebietes, müssen sie dies schriftlich begründen. Im Schulgesetz werden folgende Gründe zugelassen: An der Wunschschule sind Geschwisterkinder, die Eltern wünschen ein bestimmtes Schulprogramm oder Fremdsprachenangebot, oder der Besuch der Schule würde die Betreuung des Kindes wesentlich erleichtern. Dem Wunsch kann bei genügend freien Plätzen entsprochen werden. Wenn Eltern ein anderes Ganztagsangebot als das der Einzugsgebietsschule wollen, hat ihr Kind Anspruch auf einen Platz an einer anderen Schule im Bezirk.

FRÜHER ODER SPÄTER

Wenn das Kind im Zeitraum vom 1. Oktober 2013 bis 31. März 2014 geboren ist, können Eltern einen Antrag auf vorzeitige Aufnahme in die Schule stellen. Diese ist möglich, wenn das Kind keinen Sprachförderbedarf hat. Auch eine Rückstellung kann man beantragen. Eltern müssen dafür in der Anmeldezeit zur zuständigen Grundschule und den Rückstellungswunsch auf dem Anmeldebogen vermerken. Man braucht eine Stellungnahme der Kita. Und die Kinder müssen bis Februar 2019 vom Schularzt untersucht werden.

NACH DER ANMELDUNG

Die Schulplätze vergibt das bezirkliche Schulamt. Die Einschulungsfeiern für die Erstklässler sind am 10. August 2019. svo

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