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Eine Schülerin meldet sich im Unterricht.
© Marijan Murat/dpa

Ausblick aufs neue Schuljahr in Berlin: Neustart mit Altlasten

Am Montag beginnt das Schuljahr. Einiges ändert sich. Das liegt nicht nur am Lehrermangel.

In wenigen Tagen beginnt das neue Schuljahr. Rund 360 000 Schüler werden ab Montag wieder in die Klassenzimmer der allgemeinbildenden Schulen strömen – etwa 8000 mehr als bisher. Auch sonst ändert sich einiges. Ein Überblick.

LERNMITTELFREIHEIT

Keine Sorge um rechtzeitige Schulbuchbestellungen und eine Ersparnis von bis zu 100 Euro: Das Schuljahr 2018/19 beginnt für Grundschuleltern etwas entspannter als sonst, da die rot-rot-grüne Koalition zur Lernmittelfreiheit zurückgekehrt ist. Ab sofort sollen die Bücher wieder vom Land gestellt werden. In den Schulen allerdings gibt es Sorgen, weil die Zuweisungen der Bezirke unter dem liegen sollen, was die Schulen bisher – dank ihrer selbst eingerichteten Lernmittelfonds – zur Verfügung haben. Erschwerend kommt hinzu, dass die Bezirke unterschiedlich hohe Summen pro Schüler an die Schulen weiterreichen, obwohl sie vom Land die gleichen Beträge bekommen. Daher wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, die nach Möglichkeiten suchen soll, die Schulen gleichmäßig und transparent auszustatten, kündigte Pankows Bildungsstadtrat Torsten Kühne (CDU) an, der in der AG mitwirkt.

NOTLEHRER

Der Lehrermangel führt in diesem Schuljahr zu neuen Notmaßnahmen. Dazu gehört, dass – laut GEW – erstmals Hunderte Akademiker eingestellt werden, die die Voraussetzungen für den Quereinstieg nicht erfüllen: Die Quereinsteiger müssen mindestens ein Fach studiert haben, das an der Berliner Schule unterrichtet wird. Von diesen potentiellen Quereinsteigern haben sich aber zu wenig beworben. Weitere Lücken werden durch Pensionäre gefüllt, die freiwillig weiterarbeiten, sowie durch Studenten, die im Rahmen des Programms „Unterrichten statt Kellnern“ bis zu eine halbe Lehrerstelle ausfüllen sollen – ein Angebot der Bildungsverwaltung, das von den Universitäten harsch kritisiert wurde.

HILFE FÜR QUEREINSTEIGER

Erstmals zum kommenden Schuljahr werden die Quereinsteiger systematisch unterstützt. Dazu gehört nicht nur ein längerer Einführungskurs, sondern auch die Betreuung durch rund 380 Pensionäre und reguläre Lehrkräfte, die die 750 Quereinsteiger regelmäßig im Unterricht besuchen und beraten.

SPRACHLERNASSISTENTEN

Ebenfalls zu den Notmaßnahmen wegen Lehrermangels gehören die Sprachlernassistenten, die sich um Sprachförderung kümmern sollen. Schulen können dafür Lehrerstunden umwandeln. Auch für den Einsatz von Psychologen, Ergotherapeuten und anderen ist das vorgesehen. Bisher haben nach Angaben der Bildungsverwaltung sieben Schulen einen Bedarf an Sprachlernassistenten angemeldet, die Zahl könne sich aber noch erhöhen. Als Voraussetzung werden ein Bachelor-Abschluss und eine Ausbildung im Bereich Deutsch als Fremd- oder Zweitsprache genannt. Bedenken gibt es nach wie vor beim Gesamtpersonalrat. „Wir befürchten, dass dadurch Lehrerstellen dauerhaft umgewandelt werden. Noch dazu zum Billigtarif“, sagt die Vorsitzende des Gesamtpersonalrats, Marion Leibnitz.

POLITIK ALS SCHULFACH

Lange wurde darum gerungen, dass Politische Bildung im Unterricht gestärkt und ab Klasse 7 ein eigenständiges Schulfach wird. Dafür hatte sich besonders der Landesschülerausschuss eingesetzt. Ab diesem Schuljahr nun wird das Fach ab Klasse 7 mit einer eigenen Note auf dem Zeugnis ausgewiesen. Ab dem Schuljahr 2019/20 wird dann die Stundentafel für die gesellschaftswissenschaftlichen Fächer leicht verändert. Sie bekommen ein gemeinsames Stundenkontingent, bei dessen Verteilung die Schulen einen gewissen Spielraum haben. Bisher war Politische Bildung an Gymnasien dem Fach Geschichte zugeordnet. In der Praxis fiel Politik aber oft unter den Tisch, weil schon der Stoff für Geschichte sehr umfangreich ist.

TEACH FIRST

Eines der größten Schulprobleme Berlins ist die hohe Quote an Schülern ohne Abschluss. An diesem Punkt setzt Teach First an: Diese Bildungsinitiative, die seit zehn Jahren erfolgreiche Universitätsabsolventen zur Verstärkung der Kollegien an Brennpunktschulen schickt, hat von der rot-rot-grünen Koalition den Auftrag bekommen, sich ab sofort gezielt um Schüler zu kümmern, die Gefahr laufen, die Schule vorzeitig abzubrechen, wegen schlechter Noten keinen Schulabschluss zu bekommen oder den Anschluss an eine Ausbildung zu verpassen. Am ersten Schultag werden an 15 Berliner Schulen insgesamt 25 Fellows mit ihrer Arbeit in den neunten Klassen beginnen.

BRENNPUNKTZULAGE

Wer an einer Brennpunktschule unterrichtet oder dort als Erzieher arbeitet, kann ab Herbst mit einer höheren Besoldung rechnen. Wie berichtet, hat sich die Koalition darauf inzwischen verständigt. Rund 2000 Lehrer sollen pro Monat 300 Euro zusätzlich bekommen, Hunderte Erzieher können vorfristig in die nächsthöhere Gehaltsstufe aufrücken. Profitieren können Beschäftigte an den rund 50 Schulen, die über 80 Prozent Schüler aus Sozialtransferfamilien unterrichten.

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