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Eine Schülerin lernt zu Hause. Foto: Sebastian Gollnow/dpa
© dpa

Lernen während der Pandemie: Landeselternausschuss fordert Task Force „Digitale Berliner Schule“

Noch klappt digitale Bildung nicht überall. Der Senat muss gewährleisten, dass alle Schüler während der Coronakrise gut beschult werden, fordern Eltern. 

Der Landeselternausschuss (LEA) ruft die Senatsbildungsverwaltung dazu auf, sofortige Maßnahmen zu ergreifen, um eine vergleichbare Beschulung aller Schülerinnen und Schüler während der Corona-Pandemie zu gewährleisten. In einem Dringlichkeitsbeschluss fordert der LEA deshalb die Einrichtung einer Task Force „Digitale Berliner Schule”.  

Es gehe darum, dass man die Chancenungleichheit des Bildungssystems in der Krise nicht noch größer werden lasse, sagte Norman Heise, der Vorsitzende des Landeselternausschusses, dem Tagesspiegel. Zu den Forderungen des LEA gehören, dass die Online-Plattform „Lernraum Berlin” personell und technisch besser ausgestattet und schnellstmöglich weiterentwickelt werden müsse. Außerdem sollte sichergestellt werden, dass alle Schüler Zugang zur virtuellen Beschulung haben – Schüler, die keine entsprechenden Geräte haben, müssten Leihgeräte bekommen und es müsse ihnen ein Internetzugang eingerichtet werden. Sie müssten auch alle Zugriff auf Lehrmaterialien haben.  

Nicht alle Schüler haben Computer oder Internetzugang

„Wir beobachten, dass die Schulen sehr unterschiedlich aufgestellt sind darin, wie sie die Schüler versorgen”, sagte Heise. Einige Schulen seien digital gut vorbereitet, andere dagegen nicht. Auch bei den Schülerinnen und Schülern gebe es ganz unterschiedliche Voraussetzungen, nicht alle hätten Zugriff auf Computer, Drucker oder Internet.  

„Es kann und darf nicht dem Zufall überlassen bleiben, welche Rahmenbedingungen Schülerinnen und Schüler an ihren Schulen und zu Hause diesbezüglich vorfinden. Das gilt für das Engagement und die Expertise des Lehrpersonals, die technischer Ausstattung, die koordinierte Organisation durch Schulleitungen und schließlich ihren persönlichen technischen Bedingungen vor Ort daheim“, heißt es in dem LEA-Beschluss.  

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Lernraum Berlin "nie über Pilotphase hinausgekommen"

Der LEA fordert unter anderem, dass die Senatsbildungsverwaltung beziehungsweise die einzurichtende Task Force konkrete Pläne zur virtuellen Beschulung vorlegen müsse. Alle Schulen sollten verpflichtet werden, eine dem Lehrplan entsprechende Beschulung für alle zu gewährleisten. Für alle Schulen müsse eine Beratungs-Hotline bereitgestellt werden, um diese Pläne umzusetzen.  

Ausdrücklich dankte der LEA dem Team von Lernraum Berlin, „die Tag und Nacht an Verbesserungen arbeiten."  Der Lernraum sei jedoch bis jetzt „mangels konsequenter Unterstützung in personeller wie technischer Hinsicht seit 2013 nie über eine Pilotphase hinausgekommen” und sei jetzt dem Ansturm der Nutzer nicht immer gewachsen. 

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Nach Angaben der Senatsbildungsverwaltung sind die Nutzerzahlen für den Lernraum seit der Schulschließung sprunghaft angestiegen: Davor registrierten die Administratoren täglich rund 50.000 Zugriffe, inzwischen seien es mehr als eine Million pro Tag.  Allein in der vergangenen Woche hätten sich mehr als 27.000 neue Nutzer angemeldet. Das Lernraum-Team stehe für Beratungen und schulinterne Fortbildungen sowohl bei technischen als auch didaktischen Fragen zur Verfügung. 

Das Kernteam von Lernraum Berlin besteht allerdings nur aus einer kleinen Gruppe von etwa neun Lehrkräften, die dafür im Schnitt einen Tag pro Woche freigestellt werden. Nach Angaben der Bildungsverwaltung unterstützen weitere Lehrkräfte aus der regionalen Fortbildung sowie pädagogische IT-Regionalbetreuer das Team, „um dem Ansturm an Aufgaben gerecht zu werden“. 

Was der Landesschülerausschuss fordert 

Der Landesschülerausschuss (LSA) hat sich ebenfalls Gedanken über das Lernen während der Schulschließungszeit gemacht und ein eigenes Konzept ausgearbeitet. Die Schüler sollten eine klar vereinbarte Menge an Aufgaben bekommen und die Lehrkräfte müssten sich untereinander absprechen, sodass es nicht zu viele Aufgaben werden. Auch an gesicherte Freizeiten müsse gedacht werden, deshalb sollten über das Wochenende keine Aufgaben verteilt werden. Den Schülern müssten zudem klare Anweisungen und Quellen zur Bearbeitung der Aufgaben zur Verfügung gestellt werden. Lehrkräfte sollten einmal pro Woche für eine Fragestunde per Video- oder Telefonkonferenz bereitstehen.  

Kinder und Jugendliche, die keinen Internetanschluss haben, müssten Aufgaben per Post bekommen, fordert der LSA. Die Senatsbildungsverwaltung sollte zudem einen Fonds einrichten, mit dem finanziell bedürftige Eltern bei der Anschaffung von digitalen Geräten oder dem Einrichten von Internetanschlüssen unterstützt werden könnten.

Schulen müssten neue Wege beschreiten

Auch der frühere Abteilungsleiter der Senatsbildungsverwaltung, der mittlerweile pensionierte Siegfried Arnz, sorgt sich um die Chancengleichheit für die Schülerinnen und Schüler in der Krisenzeit. Während das Homeschooling in bildungsnahen Familien noch teilweise funktioniere, gehe das in den Lebenssituationen sozial benachteiligter Schülerinnen und Schüler oft nicht, beispielsweise weil die Ausstattung oder Ruhe zum Lernen fehle, sagte er. 

Die Schulen müssten deshalb neue Wege beschreiten, fordert Arnz. Wichtig sei der persönliche Kontakt zwischen Lehrkräften und Schülern, beispielsweise über Telefon oder Whatsapp. So könne eingeschätzt werden, wie die häusliche Situation ist und unter welchen Voraussetzungen die Kinder und Jugendlichen lernen können. 

Dann könnten die Schulen auch einschätzen, welche Schüler Hilfe, eventuell auch durch Sozialarbeiter oder Jugendamt, benötigen. Es sei auch zu überlegen, ob für bestimmte Schüler in schwierigen Verhältnissen die Schulen für einige Stunden pro Woche geöffnet werden könnten.  

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