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Die Freybrücke über die Havel wurde neu gebaut.
© Rainer Jensen/dpa
Update

Infrastruktur in Berlin: Rechnungshof: Drei Viertel aller Brücken sind marode

Drei Viertel der Brücken in Berlin sind marode, für 39 gelten Tempo- und Lastbeschränkungen beim Befahren. Der Rechnungshof beziffert den Erhaltungsrückstand inzwischen mit rund einer Milliarde Euro.

Berlin hat 821 Brücken, für die das Land zuständig ist. Und bei nahezu drei Viertel ist der Zustand so schlecht, dass kurz- oder mittelfristige Instandsetzungsarbeiten dringend erforderlich seien, wie der Rechnungshof jetzt moniert hat. Doch das Brückenprogramm der Senatsverkehrsverwaltung bleibt bescheiden. Konkret sind nur wenige Neubauten oder Instandsetzungen geplant. Der Rechnungshof schätzt den Erhaltungsrückstand auf rund eine Milliarde Euro. Für 39 Bauwerke hat die Verkehrsverwaltung bereits Last- und/oder Geschwindigkeitsbeschränkungen erlassen (Kasten).

Unter den bisher geplanten 17 „Sommerbaustellen“ im Straßennetz befinden sich nur zwei Brücken: Vom 13. Juli bis 13. November soll an der Potsdamer Brücke vor der Nationalgalerie gebaut werden. Hier rechnen die Planer mit massiven Verkehrseinschränkungen. Das sanierungsbedürftige Spannbetonbauwerk war zwischen 1964 und 1966 entstanden. Nun müssen Betonarbeiten ausgeführt werden; auch neue Abdichtungen sind erforderlich. Ein Umbau in diesem Jahr ist zudem für die Friedrich-Haak-Brücke vorgesehen, die zwischen dem Sachsendamm und der Reichartstraße die Stadtautobahn A 100 in Schöneberg überspannt.

Reihe von Projekten in den nächsten Jahren

Ende des Jahres soll, wie die Verkehrsverwaltung jetzt auf eine Anfrage des CDU-Abgeordneten Stefan Evers mitteilte, endlich der Neubau der Salvador-Allende-Brücke an der Reihe sein. Sie überquert in Köpenick die Spree und ist eine der meist befahrenen Brücken über den Fluss. An dem 1981 eröffneten Bauwerk nagt der „Betonkrebs“; der westliche Teil der aus zwei Bauwerken bestehenden Brücke musste bereits im Februar 2014 gesperrt werden. Ein Abriss und Neubau ist unvermeidlich. Die Kosten sind derzeit mit rund 32 Millionen Euro veranschlagt.

Anfang 2017 ist geplant, die Roßstraßenbrücke in Mitte zu erneuern, die an der Fischerinsel den Spreekanal quert. „Voraussichtlich“ ab 2018 will das Land dann die Moltkebrücke am Kanzleramt instandsetzen und die Neue Fahlenbergbrücke neu bauen. Sie überquert den Gosener Kanal in Treptow-Köpenick. Bereits 2011 hatte die Verwaltung erkannt, dass die Schäden so groß sind, dass nur noch ein Neubau helfen kann. Bereits begonnene Instandhaltungsarbeiten wurden deshalb abgebrochen.

Frühestens 2020 soll auch das lange Leiden der Langen Brücke in Köpenick beendet sein und der Neubau kommen. Damit sie saniert werden konnte, hatte die alte steinerne Brücke von 1892 bereits 1995 eine Behelfsbrücke als Nachbar bekommen, die 2008 teilweise erneuert werden musste. An den Neubauplänen arbeitet die Verwaltung schon seit Jahren. Ab 2020 ist auch der Neubau der Köpenicker-Allee-Brücke am S-Bahnhof Wuhletal vorgesehen.

Neubaupläne ohne Termine

„Voraussichtlich“ ab 2022 gibt es dann eine Reihe von Projekten. Größter Brocken ist der Neubau der Rudolf-Wissell-Brücke der Stadtautobahn A 100 in Charlottenburg. Hier muss eine Behelfsbrücke her – oder die Autobahn erhält eine neue Trasse. Die heutige Brücke, mit einer Länge von 932 Meter die längste in der Stadt, war 1961 gebaut worden und ist seit Jahren marode.

Die neue Freybrücke liegt übrigens neben der Schulenburgbrücke, die genauso marode ist und dringend erneuert werden muss (wie Sie unter diesem Tagesspiegel-Link nachlesen können).
Die neue Freybrücke liegt übrigens neben der Schulenburgbrücke, die genauso marode ist und dringend erneuert werden muss (wie Sie unter diesem Tagesspiegel-Link nachlesen können).
© André Görke

Weitere Neubaupläne ohne Termine gibt es für die Brücken über die Halenseestraße Ost, die Ringbahnbrücke und die Westendbrücke über der Stadtautobahn A 100, die Rampenbrücke über den Kurt-Schumacher-Damm, die Autobahnbrücken über den Siemensdamm sowie für die Sellheimbrücke in Blankenburg.

Immerhin begonnen haben die Neubauten oder die Sanierungen des Gerickestegs für Fußgänger über die Spree, an der Bösebrücke, wo die Arbeiten etwa Mitte 2017 beendet sein sollen, der Lindenhofbrücke in Pankow, der Zimmermannstraßenbrücke in Biesdorf und der Freybrücke über die Havel. Sie soll im Herbst fertig sein.

Früher war der Bund noch großzügiger

An Neubau der Freybrücke beteiligt sich auch der Bund finanziell, weil die Durchfahrtshöhe für den Schiffsverkehr vergrößert wird. Darauf kann Berlin an der bröselnden Schulenburgbrücke in Spandau nicht mehr uneingeschränkt setzen. Nach Angaben von Rolf Dietrich, dem Leiter des Wasserstraßen-Neubauamtes Berlin, verzichtet der Bund hier auf die einst im Verkehrsprojekt Deutsche Einheit 17 (Ausbau der Wasserstraße zwischen Hannover und Berlin) vorgesehene Erhöhung der Durchfahrt und damit auf einen Neubau in seinem Auftrag.

Schulenburgbrücke wird nicht erhöht

In seiner Begründung heißt es: "Die Schulenburgbrücke überbrückt die Spandauer Havel, die eine andere Wasserstandscharakteristik als der Westhafenkanal hat. Während der Wasserstand am Westhafenkanal annährend konstant ist, ist er an der Havel abhängig von deren Abfluss und schwankt um ca. einen Meter zwischen einem Niedrig- und einem Hochwasserereignis. Die Durchfahrtshöhe von 5,25 Meter und wird an der Schulenburgbrücke nur bei außergewöhnlichen Hochwasserereignissen unterschritten." Sollte sich der Senat jetzt für einen Neubau entscheiden, würde der Bund darauf drängen, die Durchfahrt zu erhöhen. Dann würde er sich auch wieder an den Kosten beteiligen.

Doch kein Neubau der Dischingerbrücke

Dietrich weiter: "Die Dischingerbrücke und die Rohrdammbrücke sind aus dem Bauprogramm des VDE 17 gestrichen worden." Die Dischingerbrücke ist eine der wichtigsten Verbindungen zwischen Spandau und der Innenstadt; auf ihr rollt der Verkehr auf sechs Fahrspuren. "Für eine Fahrspur auf der Havel bzw. Spree genügt das Lichtraumprofil unter beiden Brücken den Anforderungen des VDE 17. Beide Brückenanlagen sind in einem guten baulichen Zustand, so dass Ersatzneubauten auf absehbare Zeit nicht anstehen."

Früher war der Bund noch großzügiger: Um mehr Raum für die Schiffe zu schaffen, ließ er die Mörsch- und die Ludwig-Hoffmann-Brücke über dem Westhafenkanal neu bauen, obwohl ihre Vorgänger noch gut in Schuss waren.

Auf diesen 39 Bauwerken gibt es bereits Gewichtsbeschränkungen für schwere Fahrzeuge und/oder Geschwindigkeitsbeschränkungen für alle Autos:

Admiralbrücke, Alt-Moabiter-Brücke, Barbrücke, Blumenwegbrücke, Borsigdammbrücke; Brücken über Halenseestraße Ost, Brücken über den Siemensdamm, Charlottenbrücke, Eiswerderbrücke, Gotzkowskybrücke, Königswegbrücke, Köpenicker-Allee-Brücke, Köthener Brücke, Lange Brücke, Lohmühlenbrücke, Lutherbrücke, Moltkebrücke, Neue Fahlenbergbrücke, Neuköllnische Brücke, Rampenbrücken über Kurt Schumacher Damm, Nördliche Rialtoringbrücke, Ringbahnbrücke, Rominter-Allee-Brücke, Roßstraßenbrücke, Rudolf-Wissell-Brücke, Salvador-Allende-Brücke, Sandhauser Brücke, Schmargendorfer Brücke, Schönerlinder-Weg-Brücke, Schulenburgbrücke, Sellheimbrücke, Teupitzer Brücke, Thielenbrücke, Treptower Brücke, Triglawbrücke, Waldemarbrücke, Wendenschloßbrücke, Westendbrücke, Wildenbruchbrücke.

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