Verbindung von Wedding nach Prenzlauer Berg gesperrt: Die Bösebrücke wird saniert - und 83 in Berlin sind marode
An der Bornholmer Straße beginnen jetzt die verschobenen Sanierungsarbeiten am Stahlbauwerk. Insgesamt müssen in der Stadt 83 Überführungen erneuert werden. Die Liste ist länger geworden - und die Kosten höher.
Zwei Mal bekamen Autofahrer und Anwohner eine Gnadenfrist, weil die Verkehrslenkung Berlin (VLB) Genehmigungen nicht rechtzeitig vorlegen konnte. Nun soll es an diesem Montag so weit sein: An der Bösebrücke, die Prenzlauer Berg und Wedding verbindet, beginnen die Sanierungsarbeiten. Zwischen 15 und 16 Uhr soll die südliche Fahrbahn gesperrt werden; der West-Ost-Verkehr wird dann durch Wohnstraßen umgeleitet. Die Arbeiten sollen voraussichtlich zwei Jahre dauern und 5,3 Millionen Euro kosten.
2012 hatte man bei einer Kontrolle festgestellt, dass die 1916 eröffnete, genietete Stahlbrücke den heutigen Belastungen, vor allem durch schwere Lastwagen, nicht mehr gewachsen ist. Nun muss das Eigengewicht des Bauwerks verringert werden, um die Konstruktion zu entlasten. Dazu wird der bisherige Beton der Fahrbahn entfernt und durch eine leichtere Bauart ersetzt. Auch die Widerlager, auf denen die Brücke ruht, sowie die beiden Treppen und die östlichen Stützwände werden saniert.
Der West-Ost-Verkehr wird zweispurig über die Jülicher Straße, die Behmstraße und die Malmöer Straße umgeleitet, die teilweise zur Einbahnstraße werden. Nachts dürfen Anwohner auf einer Spur parken. Um den Verkehrslärm zu reduzieren, ersetzte die Senatsverkehrsverwaltung Kopfsteinpflaster durch „Flüsterasphalt“. Lastwagen sollen den Bereich weiträumig über die Schwedenstraße, Badstraße, Brunnenstraße, Bernauer Straße, Eberswalder Straße und Schönhauser Allee umfahren.
Ein Durchfahrverbot für schwere Lastwagen auf der Route durch die Wohnstraßen gibt es aber nicht. Der Senat erwarte, dass die Zahl der Unfälle auch bei dem zusätzlichen Verkehr auf der Umleitungsstrecke nicht steige, teilte Verkehrsstaatssekretär Christian Gaebler auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Andreas Otto mit.
Die Kostenschätzung für Umbau des Dreiecks Funkturm stieg von 50 auf 264 Millionen Euro
Fußgänger und Radfahrer können die Baustelle passieren; auch die Straßenbahn fährt zunächst weiter. Sie wird voraussichtlich Mitte 2016 für sechs bis acht Wochen unterbrochen, wenn die Nordseite der Brücke saniert wird.
Auch an anderen Brücken der Stadt müssen sich Autofahrer und Anwohner auf Umleitungsverkehre einstellen. 44 Brücken sind nach Angaben der Senatsverkehrsverwaltung so marode, dass sie durch Neubauten ersetzt werden müssen. Für neun gibt es bereits Verkehrsbeschränkungen; unter anderem für die Rudolf-Wissell-Brücke, die Ringbahnbrücke und die Westendbrücke im Verlauf der Stadtautobahn A 100. Weitere 39 Bauwerke müssten instand gesetzt werden, teilte die Verkehrsverwaltung vor Kurzem auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Harald Moritz mit. Auch hier gibt es auf 13 Bauwerken schon Verkehrseinschränkungen.
In den meisten Fällen gibt es noch keine Termine – auch damit noch kein Geld – für die Arbeiten. Wie hoch die Kosten sind, um die jahrelang auf Verschleiß gehaltenen Anlagen zu ersetzen oder zu sanieren, teilte die Verwaltung nicht mit. Bei den Autobahnbrücken muss der Bund die Kosten übernehmen.
Und dabei kann es böse Überraschungen geben. Nach neuesten Berechnungen soll etwa der Umbau des Dreiecks Funkturm, der seit Jahren vorgesehen ist, statt rund 50 Millionen Euro nun etwa 264 Millionen Euro kosten. Dies habe eine Machbarkeitsstudie ergeben, die der Senat in Auftrag gegeben hatte, teilte Gaebler auf eine weitere Anfrage von Moritz mit. Demnach sei ein „Neubau im Bestand“ mit „freier Trassierung“ sinnvoll. Berücksichtigt sei dabei auch eine erforderliche Hochstraße über die Avus-Nordkurve während der Bauarbeiten.
Ziel des Senats ist es, das 1963 eröffnete Bauwerk so umzubauen, dass der Verkehr flüssiger und weniger stauanfällig wird. Dies soll mit den ohnehin erforderlichen Sanierungsarbeiten verbunden werden. Zum Baustellen-Stau wird es am Funkturm aber so schnell nicht kommen: Allein für den Planungszeitraum seien sieben Jahre vorgesehen, teilte Gaebler mit, dessen Verwaltung chronisch unterbesetzt ist. Deshalb sei es auch nicht möglich, konkrete Angaben zum Zeitpunkt der anderen Brückenarbeiten zu machen.
Allerdings drängt die Zeit. Als Moritz vor einem Jahr nach dem Zustand der Brücken gefragt hatte, waren noch „nur“ 75 Anlagen auf der Ersatzbau- und Sanierungsliste – acht weniger als jetzt.