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Die BSR kümmert sich zwar um vieles, aber Hundehaufen müssen die Halter selbst einsammeln.
© imago/Schöning

Berlin im Dialog mit anderen Städten: Pläne für eine saubere Stadt

Bilbao und Wien präsentieren sich glänzend, auch dank „Sackerlspender“. Was kann Berlin da lernen?

Der Abend beginnt für Berliner mit einer Binse, und die kommt von Andreas Kleine-Kraneburg: „Abseits der großen touristischen Plätze besteht in Berlin, was die Sauberkeit angeht, noch Verbesserungsbedarf.“ Solche Sätze eignen sich gut, um das Publikum auf seine Seite zu holen, denn wer würde dem schon widersprechen. Kleine-Kraneburg ist der Leiter der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung, und in deren Namen hatte er zu einem Abend eingeladen, der das genannte Problem lösen soll, wenigstens ein bisschen. „Strategien für eine schöne Stadt“, lautete der Titel. Und – gleichermaßen als Inspiration und lehrreiches Anschauungsmaterial gedacht – trug der Abend den Untertitel „Wien – Bilbao – Berlin“.

Es fällt nicht leicht, auf Anhieb Parallelen zwischen den Städten zu ziehen. Die U-Bahnhöfe in Bilbao, der größten Stadt der Autonomen Gemeinschaft Baskenland in Spanien, hat fast allesamt Stararchitekt Norman Foster entworfen, aus dessen Feder bekanntlich auch die Berliner Reichstagskuppel entsprungen ist. Berlin und Wien sind immerhin die beiden größten deutschsprachigen Hauptstädte der Welt. Wien und Bilbao sind beide, nun ja, sauber. Deshalb hatte die Adenauer-Stiftung nun eben Vertreter beider Städte hierher geladen, um sich auszutauschen und von ihnen zu lernen.

Wie hatte lange Zeit Probleme mit Hundehaufen

Aus Wien angereist war Martina Ableidinger. Sie ist dort Leiterin der Abfallwirtschaft, vergleichbar mit der Berliner BSR. Vor rund zehn Jahren sei es mit der Stadt reinlich bergab gegangen, vor allem die Zahl der Hundehaufen sei zu einem echten Problem für die Stadt herangewachsen. In Österreich heißen die „Hundstrümmerl“, was sich zwar netter anhört, aber trotzdem stinkt. Von drei Seiten habe Wien das Problem angepackt: Es wurden „Sackerlspender“ aufgestellt, um die Hundstrümmerl eintüten zu können.

Die hat Berlin zwar auch, kommt aber offenbar nicht mit dem Befüllen der Aufsteller hinterher. Das erzählt Elke Lübbecke, die von der Initiative Markusgarten in Steglitz zu Besuch war. Der sei der – ohne Tüten nutzlose – Aufsteller wieder abgebaut worden. Wien hat die Bürger auf das Problem aufmerksam gemacht, um sie zu einem Umdenken zu bewegen. Wen das noch immer nicht beeindruckt, für den wurden Strafen eingeführt. 36 Euro kostet es Herrchen und Frauchen, wenn der Haufen nicht beseitigt wird. In Berlin ist das einen Euro günstiger. Wenn des Übeltäters Halter denn erwischt wird.

Müllereimer gibt es in hoher Zahl, aber oft werden sie ignoriert

Damit die Sackerl auch umweltgerecht entsorgt werden und nicht im nächsten Gebüsch landen (es gibt wirklich Menschen, die den Hundekot aus dem Gebüsch eintüten, um dann die Tüte ins Gebüsch zu werfen), stehen in Wien 18 500 Mülleimer zur Verfügung. Berlin kommt immerhin auf 21 000, hat aber auch fast doppelt so viele Einwohner. Und dann ergänzte Ableidinger den Abend um Binse Nummer 2: „Wenn wir wollen, dass die Mülleimer genutzt werden, müssen sie auch sichtbar sein.“

Das habe man in Wien erst lernen müssen. Die Berliner Mülleimer sind zwar auffallend orange und mit witzigen Sprüchen versehen, manch einen Berliner scheint das aber herzlich wenig zu beeindrucken. Birgit Nimke-Sliwinski von der BSR berichtet, dass nur etwa ein Drittel der rund 460 000 Coffee-to-Go-Becher auch wirklich in den Eimern landet.

Aus Bilbao berichtete Marta Barco Mondragon, ihr Thema war nicht bloß die Sauberkeit, sondern auch die übergeordnete Frage, wie man eine Stadt lebenswert macht. Bilbao hatte in der Vergangenheit ein Mammutprogramm gestemmt, 25 Projekte in 25 Jahren wurden realisiert, unter anderem wurde der Fluss „Ria de Bilbao“ renaturiert, für 800 Millionen Euro.

Alle Beteiligten geloben eine stärkere Beteiligung der Bürger

In einem Punkt waren sich alle Diskutanten einig: Es sei unbedingt notwendig, die Bürger stärker ins Boot zu holen. Das funktioniere auf der einen Seite darüber, dass sie sich mit ihrem Kiez identifizieren und Eigeninitiativen starten. Dazu müsse man die Bürger stärker bei Entscheidungen einbinden. In Bilbao sei das erfolgreich gelungen. Dort hätten Bürger eines Stadtteils eine Art Wunschliste schreiben dürfen, die dann auch großteils umgesetzt worden sei. So anspruchsvoll sind die meisten Zuhörer im Publikum gar nicht. Einer wünschte sich bloß, dass die Stadt im Park vor seiner Haustür „wenigstens mal die Hecke schneiden würde.“

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