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Gestatten, der Rosenkavalier: Hans Plank kümmert sich um ein Rosenbeet am Markusplatz in Steglitz.
© Timo Kather

Gemeinsame Sache in Steglitz-Zehlendorf 2015: Der Pate vom Markusplatz

Parkpflege in Steglitz und Stahnsdorf, Gemeinschaftsgärtnern in Dahlem und eine Putzkolonne aus Kindern in Zehlendorf: "Saubere Sache - Gemeinsame Sache" im Südwesten.

Hans Plank ist der Pate von Steglitz. Zwar nur der Pate eines Rosenbeets am Markusplatz, aber immerhin. "Ich bin hier der Rosenkavalier", stellt Plank mit breitem Lächeln klar. Früher hat er sich im Botanischen Garten ehrenamtlich um seine Lieblingsblumen gekümmert, nun macht er den gleichen Job bei der "Initiative Markusgarten."

Plank und seine rund 50 Mitstreiter arbeiten seit Sommer 2013 daran, den ehemals "heruntergerockten Park", wie sie sagen, in ein Großstadtidyll zu verwandeln. Alle sind aus der Nachbarschaft; die meisten schauen aus ihren Wohnungen direkt auf den Platz und die Markuskirche. "Das hier ist unser verlängertes Wohnzimmer, unser kleines Dorf", sagt Elke Lübbecke. Die Arbeit mache Spaß, und außerdem lerne man so auch mal seine Nachbarn kennen.

Ein Landschaftsarchitekt aus dem Kiez hat einen Pflanzplan entworfen, um jedes der Beete kümmert sich ein Pate. Planks Rosen, Herbstastern, Lavendel, Sonnenblumen und vieles mehr wurden angepflanzt. Die Initiative nutzt den Aktionstag, um Unkraut zu rupfen, Abfall zu sammeln und ein wenig umzupflanzen, Plank schneidet seine Rosen zurück.

Gemeinsam ist's schöner: Die "Initiative Markusgarten" mit Staatssekretär Christian Gaebler (SPD) in der Mitte.
Gemeinsam ist's schöner: Die "Initiative Markusgarten" mit Staatssekretär Christian Gaebler (SPD) in der Mitte.
© Timo Kather

"Der Platz soll kein steriler Fleck sein, sondern Treffpunkt für alle aus dem Kiez", heißt die Devise. Das scheint zu klappen. Der Hausmeister der nahen Grundschule am Stadtpark Steglitz lässt mittlerweile sogar seine Hühner frei laufen.

Die Markusgemeinde nebenan macht mit, stellt ihre Kapelle für Treffen zur Verfügung. Auch die Politik lässt sich nicht lumpen: Die Blumen werden vom Grünflächenamt gesponsert, Staatssekretär Christian Gaebler (SPD) von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung packt am Sonnabend auch persönlich mit an.

Mit einem Köcher fischt der Staatssekretär Algen und Abfälle aus dem Brunnen auf dem Platz. Hans Plank beobachtet ganz genau, wie Gaebler sich anstellt: Er sucht nämlich noch einen Ersatzmann für sein Rosenbeet, falls er mal verhindert ist.

Zigarettensammeln am Ahornplatz

Am Ahornplatz schwingt Brigitte Groot ihren Besen mit Elan. Kaum eine Stunde ist vergangen, und die "Kiezinitiative Steglitz" hat die "Nebenkräuter", wie Groot das Unkraut nennt, besiegt. Die ausgerupften Pflanzen werden zusammen mit dem Herbstlaub und unzähligen Kippenstummeln in einem blauen Müllsack versenkt. "Pflanzen mögen keine Zigaretten", sagt Groot und steckt sich selbst erstmal eine Fluppe an. Die wirft sie hinterher natürlich in den Abfalleimer und nicht auf die Rasenfläche.

Der Chef und sein Nachwuchs: Steffen Philipp von der "Kiezinitiative Steglitz" nach getaner Arbeit.
Der Chef und sein Nachwuchs: Steffen Philipp von der "Kiezinitiative Steglitz" nach getaner Arbeit.
© Timo Kather

Außer Groot ist nur noch Stefan Philipp mit seiner Familie da, um den Ahornplatz auf Vordermann zu bringen. Er ist der Vorsitzende der Kiezinitiative, die sich einerseits um die Beruhigung der umliegenden Straßen und andererseits um die Pflege der zahlreichen Parks im Kiez kümmert. "Ich hab mehr Leute erwartet", sagt Philipp - aber es gehe ja auch so. "Die Leute haben leider alle was am Rücken", scherzt Groot und greift wieder nach dem Besen. Weitermachen.

Friedhofsidylle in Stahnsdorf

Der Südwestkirchhof im brandenburgischen Stahnsdorf ist ein verwunschenes Idyll: Moosige Wege, schattige Lichtungen und unzählige Grabmäler, die halbversteckt unter uralten Bäumen liegen. Seit 1909 werden hier Berliner bestattet, weil es damals auf den innerstädtischen Friedhöfen zu eng wurde. Mittlerweile wurden hier rund 120.000 Menschen beerdigt - unter anderem Heinrich Zille und die Siemens-Familie. Man könnte fast neidisch auf sie werden, so schön ist es hier.

Auch Friedhofsleiter Olaf Ihlefeldt hat sich schon eine Grabstätte an seinem Arbeitsplatz gesichert. Seit 25 Jahren arbeitet er auf dem Friedhof, der Tod ist für ihn Alltag. "Wenn es soweit ist, ist es soweit", sagt er fatalistisch. Es dürfe aber durchaus noch ein paar Jährchen dauern.

Friedhofsidyll: Die Kapelle des Südwestkirchhofs in Stahnsdorf. Dahinter befindet sich die "Alte Umbettung."
Friedhofsidyll: Die Kapelle des Südwestkirchhofs in Stahnsdorf. Dahinter befindet sich die "Alte Umbettung."
© Timo Kather

Jetzt versorgt er erstmal rund zwei Dutzend Freiwillige - die meisten davon übrigens Tagesspiegel-Leser aus Berlin - mit Apfelschorle. Ihr Job ist es, die "Alte Umbettung" am nördlichen Rand des riesigen Friedhofs aus dem allzu herzlichen Griff der Natur zu befreien. Überwachsene Wege müssen freigelegt, Wildgehölze zurückgeschnitten und die Sandstein-Mausoleen von Algen und Dreck befreit werden. Das nötige Equipment kommt von der Friedhofsverwaltung.

"Im Friedhofsalltag schaffen wir das nicht", sagt Ihlefeldt bei der Trinkpause. Deshalb ist er umso dankbarer, das so viele Helfer gekommen sind. "Wir haben hier ein richtiges Freilichtmuseum, kein Grab gleicht dem andern. Das muss erlebbar bleiben." Er und seine Mitstreiter haben sich viel vorgenommen: Die "Alte Umbettung" umfasst mehr als 15.000 Gräber auf einer Länge von rund einem Kilometer.

Gemeinschaftsgärtnern am Waldfriedhof

Tomate, Paprika, Kürbis, Mangold, Gurken: In Zukunft soll auf den Hochbeeten im Park an der Ecke Am Waldfriedhof/Stewardstraße in Dahlem allerlei leckeres Gemüse gezüchtet werden.

Zwei Hochbeete stehen schon seit dem Frühjahr, nun sollen nochmal zwei dazukommen: Die Bürgerinitiative "Zehlenwandel" ist schon sehr zeitig am Samstagmorgen auf den Beinen, um ihren Plan in die Tat umzusetzen. Es wird gegraben, gesenst, gehämmert, was die Werkzeuge hergeben.

Sensenmann plus Anhang: Familie Käsmaier vor ihrem Hochbeet in Dahlem.
Sensenmann plus Anhang: Familie Käsmaier vor ihrem Hochbeet in Dahlem.
© Timo Kather

"Der Rahmen besteht aus Europaletten, dann wird Drahtgeflecht zum Schutz vor Feldmäusen angenagelt", skizziert Harald Käsmaier seine Pläne für den Tag. "Dann wird das Beet mit sechs Schichten Biomaterial befüllt: Mit groben Ästen und feinen, dann mit Laub und Kleinschnitt und am Ende nochmal mit zwei Sorten Erde", sagt er. Ganz schön kompliziert, so ein Hochbeet. Erst ganz am Ende wird gepflanzt.

Auch wenn alle Hobbygärtner sind: Was "Zehlenwandel" hier macht, hat mit "Guerilla Gardening" nur noch wenig zu tun. Käsmaiers Frau Julia und ihre Mitstreiter haben die ganze Sache nämlich generalstabsmäßig geplant: Erst ein Besuch beim Allmende-Kontor auf dem Tempelhofer Feld, um Inspiration zu sammeln. Dann Standortsuche auf Fahrradtouren durch Dahlem und Zehlendorf. Schließlich Kontaktaufnahme zum Grünflächenamt und Abschluss eines langjährigen Nutzungsvertrages.

Mitmachen ausdrücklich erwünscht: Wer sich um das Hochbeet kümmert, darf auch ernten.
Mitmachen ausdrücklich erwünscht: Wer sich um das Hochbeet kümmert, darf auch ernten.
© Timo Kather

Es gibt einen Gießplan, monatliche Planungstreffen und einmal die Woche ein Picknick an den Hochbeeten. Das Wasser kommt von einer Anwohnerin gleich nebenan, andere bringen Säcke mit Laub und Ästen für die Hochbeete vorbei. Zum Dank kann sich jeder am Gemüse bedienen: "Hier wird frei geerntet, genau so ist es gedacht", sagt Julia Käsmaier.

Parkpflege in der Matthäusgemeinde

Auch der friedlichste Christenmensch begehrt manchmal auf - vor allem, wenn es um die verwucherte Parkanlage gleich neben der Kirche geht. Die Evangelische Matthäusgemeinde in der Schlossstraße in Steglitz schwingt am Freitag unter dem Motto "Matthäus wehrt sich" die Harke.

Wogegen sich die Gemeindemitglieder wehren? "Gegen den falschen Eindruck, dass wir das hier alles vergammeln lassen!", sagt Gerhard Poser. Denn nur das 135 Jahre alte Kirchengebäude sei auch tatsächlich Eigentum der Kirche; die Parkanlage hingegen gehöre dem Land Berlin, sagt er.

Gut Holz: Peter Behrendt von der Matthäusgemeinde in Aktion.
Gut Holz: Peter Behrendt von der Matthäusgemeinde in Aktion.
© Timo Kather

"Das Grünflächenamt kommt zwei oder drei Mal im Jahr, aber das reicht einfach nicht", ergänzt Peter Behrendt, der mit der Heckenschere überhängende Äste von den Bäumen knipst und zwischen den Büschen kaum zu sehen ist. "Deshalb nutzen wir die Aktionstage, um hier mal gründlich aufzuräumen."

Auf dem Programm steht: Laub harken, Hecken stutzen, Unkraut rupfen. "Viel haben wir heute aber nicht geschafft, wir sind ja nur zu siebt", sagt Gerhard Poser bescheiden und zeigt auf zehn volle Müllsäcke, die in den letzten Stunden gefüllt wurden. Am Sonnabend werden es noch mehr werden, dann wird in großer Runde weitergearbeitet: Zwanzig Mitglieder der Matthäusgemeinde haben ihr Kommen angesagt.

Mission leerer Fruchtzwerg beim "Kinderhaus Tom Sawyer"

Die 16 Knirpse aus dem "Kinderhaus Tom Sawyer" in Zehlendorf haben bis Freitagmittag schon alle Straßen in der Gegend und sogar ihre drei Lieblingsspielplätze abgeklappert - nun sind sie befreit von Zigarettenstummeln, Bonbonpapieren und sogar "leeren Fruchtzwergen!", wie eines der Kinder sagt.

Erschöpft aber glücklich: Die Putztruppe aus dem "Kinderhaus Tom Sawyer" nach getaner Arbeit.
Erschöpft aber glücklich: Die Putztruppe aus dem "Kinderhaus Tom Sawyer" nach getaner Arbeit.
© Timo Kather

Die Kleinen sind zwischen zwei und sechs Jahre alt, sie werden zweisprachig auf Deutsch und Englisch erzogen. Alle sind stolz auf die Profiausrüstung, die von der BSR gestellt wurde: Die Kinder tragen neonfarbene Warnwesten, Schutzhandschuhe und jeder eine hölzerne Greifzange, mit der sie den Unrat aus den Sandkästen picken. Auch wenn es eigentlich viel mehr Spaß macht, den Kitafreunden damit die Nase langzuziehen.

Drei blaue Müllsäcke sind so zusammengekommen, sie sollen später von der Müllabfuhr weggefahren werden. Vorher müssen die schweren Dinger aber noch zum Kinderhaus geschleppt werden. Das übernehmen dann die beiden Erzieherinnen. Arbeitsteilung ist schon eine "saubere Sache".

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