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"Arbeit macht frei" steht am Eingang des KZ Auschwitz. Das Lager wurde am 27. Januar 1945 befreit.
© REUTERS/Kacper Pempel

Tag der Befreiung von Auschwitz: Plädoyer für einen unbequemen Feiertag

Am 27. Januar befreiten Rote Armee-Soldaten das Konzentrationslager Auschwitz. Ein Feiertag setzt ein Zeichen, dass sich die Stadt der Verantwortung bewusst ist, die aus der Geschichte resultiert.

Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee das KZ Auschwitz. Seither steht dieser Name für den Zivilisationsbruch. Dafür, dass Menschen Menschen Undenkbares antun können und antun. Selbst die, die bei der Befreiung noch Kinder waren, sind heute 80 Jahre und älter – die Zeitzeugen sterben.

Es gilt, andere Formen des Erinnerns zu finden, des Innehaltens, des Aufklärens und des Mahnens. Seit 1996 ist der 27. Januar in Deutschland ein Tag des Gedenkens. Trauerbeflaggung auf öffentlichen Gebäuden und eine Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus im Bundestag gehören dazu.

In Berlin saß die Zentrale der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschine. In einer Villa im beschaulichen Wannsee wurde im Januar 1942 bei der sogenannten Wannseekonferenz die Deportation und Vernichtung der europäischen Juden beschlossen. Ein Feiertag am 27. Januar setzt ein Zeichen, dass sich die Stadt der Verantwortung bewusst ist, die aus dieser Geschichte resultiert.

Er setzt ein Zeichen gegen Antisemitismus, gegen die Verfolgung Andersdenkender, ein Zeichen gegen Homophobie und Rassenhass. Es ist ein unbequemer Feiertag, ein stiller vielleicht, im dunklen Januar. Ein Feiertag, der deutlich macht: Wir wissen. Und wir vergessen nicht.

Berlin sucht einen neuen Feiertag - in sieben Plädoyers machen Tagesspiegel-Autoren Vorschläge. Hier finden Sie die anderen Beiträge der Reihe:

27. Januar: TAG DER AUSCHWITZ-BEFREIUNG
8. Mai: TAG DER BEFREIUNG
23. Mai: TAG DES GRUNDGESETZES
17. Juni: TAG DES AUFSTANDES
Oktober/September: JOM KIPPUR
9. November: TAG DES MAUERFALLS
16. November: TAG FÜR TOLERANZ

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