Cityhostel in Berlin: Nordkorea soll kein Geld mehr in Deutschland verdienen können
Die nordkoreanische Botschaft in Mitte verdient an einem Hostel auf ihrem Gelände. Damit soll jetzt Schluss sein.
Ein Bild des nordkoreanischen Diktators Kim Jong Un prangt nicht in der Lobby des Cityhostel in der Glinkastraße. Dabei befindet sich die Unterkunft auf nordkoreanischem Boden. Genauer: in einem ausrangierten Botschaftsgebäude in Berlin-Mitte. Weil der Plattenbau nach der Wende zu groß für die Belegschaft geworden war, wird er seit 2004 verpachtet. Ein Teil der Einnahmen fließt nach Pjöngjang – wo man auch über Atomraketentests brütet.
Die Bundesregierung will das Cityhostel in der Glinkastraße nun schließen. Das teilte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Mittwoch mit und bestätigte Berichte von „Süddeutscher Zeitung“, NDR und WDR. Die Entscheidung resultiere aus einem Beschluss des UN-Sicherheitsrates vom November 2016. Demnach sollen Auslandsvertretungen Nordkoreas nur diplomatischen und konsularischen Tätigkeiten nachgehen. Jede kommerzielle Tätigkeit ist untersagt.
Devisen für das Regime in Pjöngjang
Das Geschäft in Berlin ist lukrativ: 38.000 Euro Monatsmiete soll der Pächter für das Gebäude zahlen. Ein Teil des Geldes dient wohl dazu, die Botschaft zu finanzieren. Wie groß der Devisenanteil sei, der nach Nordkorea fließt, wisse man nicht, sagt Patrick Köllner vom GIGA Institut für Asien-Studien. Auch, wofür es verwendet wird, sei reine Spekulation.
Dass die nordkoreanische Regierung ihr sozialistisches Regime mit illegalen Aktivitäten finanziert, ist nichts Neues. Zwei Milliarden Euro jährlich sollen laut einem Bericht der UN von 2015 allein von 50.000 nordkoreanischen Bürgern kommen, die der Staat im Ausland zur Arbeit zwingt.
Vor allem in Russland und China müssen die Zwangsarbeiter für die nordkoreanischen Devisen schuften, aber auch in Europa arbeiten hunderte Nordkoreaner unter Zwang. Selbst mit Drogenschmuggel sollen Devisen gewonnen worden sein. „Wir wissen von zwielichtigen Aktivitäten in den letzten rund 40 Jahren, in die nordkoreanische Diplomaten auf der ganzen Welt verwickelt waren“, sagt Köllner.
Vertrag soll gekündigt werden
Um den Druck der Sanktionen gegen Nordkorea aufrechtzuerhalten, will die Bundesregierung den Hostelbetreiber in Berlin offenbar dazu zwingen, den Pachtvertrag zu kündigen. Juristisch sei man durch eine „einschlägige Verordnung der Europäischen Union“ abgesichert, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amts.
Der Betreiber des Hostels ist am Mittwoch nicht zu sprechen, die Mitarbeiter wollen sich ebenso wenig äußern wie eine Mitarbeiterin der nordkoreanischen Botschaft. „Rufen Sie morgen wieder an“, sagt die Frau in gebrochenem Englisch am Telefon und legt auf. Auskunftsfreudiger gibt sich eine Schülergruppe, die im Hostel untergekommen ist. Laut Klassenlehrer habe man von der Verbindung nach Pjöngjang nichts gewusst. „Eine Diktatur würde ich niemals freiwillig unterstützen“, sagt ein 16-Jähriger.
Weniger überrascht äußert sich der Berliner Bundestagsabgeordnete Philipp Lengsfeld (CDU), der 2015 als Teil der Deutsch-Koreanischen Parlamentariergruppe Süd- und Nordkorea besucht hat. „Das war ein offenes Geheimnis“, sagt er über das Hostel. Ob die Bundesregierung früher hätte reagieren müssen, will er nicht beurteilen, aber er begrüßt die Entscheidung. „Es ist schließlich nicht die Aufgabe einer Botschaft, über ein Hostel Devisenhandel zu betreiben.“